Bibos HomepageUnsere WebseiteDo, 20.07.17 Der Tag geht gut los. Kurz bevor ich zu Zug fahren will, geht ein kräftiges Regenguss runter. Aber ich habe Glück und komme trocken zum Bahnhof. Dafür warte ich ewig auf den Thaly. Alle Züge aus Essen haben 25 Minuten Verspätung, weil wiedermal Personen im Gleis waren. In Paris muss ich wie immer den Bahnhof wechseln. Mutig stürze ich mich in den Verkehr und stelle fest, dass ich schneller als das Taxi, dass mich da durch Paris befördert hatte, bin. Ja, und hätte ich mal das Ticket nach Angers vor 4 Wochen via Internet gekauft – jetzt bezahle ich 22 € mehr. Der Zug fährt 1,5 Stunden ohne Halt durch. In Angers angekommen fühle ich mich sofort heimisch. Ich starte in Richtung Atlantik auf dem Loire-Radweg und strampele 45 km. Ich bin froh, dass ich vor dem Urlaub noch gesund abgespeckt habe. Acht kg weniger machen sich schon bemerkbar. Vor allem sehe ich in meiner Fahrradkluft nicht mehr aus wie eine Presswurst. Bin schließlich nicht Mariah Carey. Es ist hier, als wäre nicht ein Jahr vergangen. Der Aufbau des zeltes läuft wie geschmiert und somit kann ich noch einkaufen gehen, was man bekanntlich nicht hungrig machen soll. Die letzte Mahlzeit ist 6 Stunden her und bestand aus 2 Cheeseburgern von McD. Das war übrigens cool, denn man bestellt per Automat. Wieder zurück auf dem Campingplatz beschließe ich, mal über den Loirestrand zu laufen. Bei einem kurzen Trip mit nackten Füßen über Schiefergestein schneide ich mir prompt die Ferse auf. Es blutet sofort los und ich muss noch zurück durch den Sand. Habe ganz schön zu tun, dass ich anschließend den ganzen Dreck aus der Wunde bekomme. Es tut ziemlich weh. Abends 10 Uhr krieche ich voller Freude in meinen Schlafsack, denn es ist inzwischen empfindlich kühl. Ich schreibe auf meinem Tablet meine erlebnisse nieder und benutze dazu den Texteditor und vor allem das erste Mal in meinem Leben die Wortvervollständigung. Wie geil ist das denn! Wahnsinn! Bei meinem Handy hatte ich den von Anfang an ausgeschaltet, weil ich davon genervt war. Da hier auf dem Platz fast nur Radfahrer sind, ist heute schon um halb elf Ruhe. Herrlich!!!
Fr, 21.07.17 Diesen Tag muss ich jetzt nach über vier Wochen beim Übertragen auf die Homepage aus der Erinnerung aufschreiben, da ich vergessen habe, die Tageseintragung zu machen. Auf dem Loire-Radweg fahre ich getreulich weiter bis kurz vor Nantes. Es ist noch früh an Nachmittag, so dass ich der Stadt einen Besuch abstatten kann. Nantes ist eine Großstadt, hat aber schöne Ecken. Als erstes gucke ich mir das Schloss der Herzöge der Bretagne an. Es ist das letzte Schloss an der Loire, bevor diese in den Atlantik mündet. Somit habe ich jetzt den Loire-Radweg „la Loire à vélo“ von Sully-sur-Loire bis zum Atlantik. Den Rest mache ich vielleicht im nächsten Jahr. Weiterhin gibt es eine Kathedrale und auf der Ile d' machines den mit 12 Metern Höhe großen Elefanten „Le Grand Eléphant“ - das größte Objekt,40 Tonnen schwer und beweglich. Und dann gibt es noch das Museumsschiff – der französische Zerstörer D 627 Maillé-Brézé, von dem ich aber erst am nächsten Tag ein Foto gemacht habe, weil es genau am anderen ende der Stadt vor Anker liegt.
Sa, 22.07.17 Diese verfluchte Tablet lässt mich nicht ins Internet, obwohl es damit verbunden ist. Um 10 Uhr starte ich heute vom Campingplatz, eine Stunde später bin ich schon durch Nantes durch. Ich versuche dem Radweg zu folgen, setze (kostenlos!!!) mit der Fähre über, fahre verschlungene Wege und verliere irgendwann den Radweg. Muss bei einer Fahrt bergab passiert sein. Da übersieht man schon mal so ein kleines Hinweisschildchen. Ich fahre dann eine normale Autostraße und siehe an – kurz vor'm Ziel mündet da auch der Radweg ein. Zweimal hat mich heute ein 'Regenschauer überrascht. Aber ich habe mich immer rechtzeitig unterstellen können. Und eine Patisserie hat mich gerettet, als ich die Nase schon ziemlich voll hatte.Fünf Minuten spätter hätte ich übrigens vor verschlossener Tür gestanden. So lass ich es mir in einem Buswartehäuschen schmecken und setze meinen Weg gestärkt zurück. Dass ich nach dieser Pause ohne Fahrradhandschuhe weitergefahren bin, habe ich erst einige hundert Meter später gemerkt. Ich habe sie einzeln in einigen Metern Abstand wieder aufgelesen. Auf dem Campingplatz in Paimboeuf brauche ich zwei Anläufe, bis mein Zelt steht, da ich auf dem ersten Emplacement die Häringe nicht in den Boden bekomme. Muss ich aber, denn es ist sehr windig. Ansonsten ist es schön hier, denn ich bin direkt am Fluss und es duftet nach Pinien.
So, 23.07.17 Ich penne bis 9 Uhr, packe erstmal, gehe duschen und frühstücke anschließend. Um 11 Uhr starte ich und !2.15 Uhr stehe ich an der letzten Brücke über die Loire – in Saint-Brevin-les-Pins. Auf der anderen Seite befindet sich Saint Nazaire. Dorthin zu kommen, entpuppt sich für mein Faltrad als ganz schöne Schinderei. Ich brauche drei kurze Verschnauppausen, bis ich über die 3,3 km lange Schrägseilbrücke drüber bin. Auf der anderen Seite fängt es kräftig an zu regnen – nicht nur ein Schauer sondern Dauerregen – also ist Umziehen angsagt. Weiter geht es im Zickzack durch die Stadt, freu mich als irgendwann auf den Radweg „Velo Ocean“ stoße. An einer Weggabelung nehme ich den falschen Abzweig, komme aber trotzdem ans Ziel Pornichet. Auf dem dortigen Campingplatz ist die Rezeption zu. Ich bin patschnass und auf Frieren und Warten habe ich keine Lust. Ich setze mir ein neues Ziel und getreu dem Motto „viele Wege führen nach Rom“, gelange ich inclusive einer Kreisfahrt nach Guérande. Ich schaue mir nur kurz den Ort an, hinterher bedauere ich es. Bis zum Campingplatz sind es noch 3 km. Dort ist die Rezeption auch zu und man soll anrufen. Ein hilfsbereiter Camper sieht mich und ruft die Nummer an. Kurze Zeit später darf ich mich installieren und bekomme sogar noch ein Baguette zu kaufen. Da der Regen inzwischen aufgehört hat, kann ich sogar meine Sachen zum ersten Antrocknen aufhängen.
Mo, 24.07.17 Es ist schönes Wetter. Also ziehe ich auf dem Platz erstmal um, damit ich alles trocken bekomme. Es war letzte Nacht so ruhig, dass ich ohne Ohrenstöpsel schlafen konnte. Um 10 Uhr lege ich ab, fahre erstmal Straße und ab St. Molf gibt es einen Radweg. Später muss ich wieder Straße fahren - immer parallel zur National Route 165. In der Nähe von Theix schlage ich mein Lager auf. Auf dem Weg zum Campingplatz kommt in einem Dorf plötzlich ein Köter aus einem Hof geschossen, verfolgt mich ca. 100 m weit und beißt mich ständig in den Oberschenkel. Alles Rufen von Frauchen nützt nichts, aber irgendwann gibt er auf. Glücklicherweise hat die Radlerhose gehalten, aber blaue Flecken habe ich trotzdem bekommen. Meine Campingplatzwirte, die gut Englisch sprechen, sind sehr nett und besorgt und auch sonst sehr aufmerksam, bieten mir Kühlung an. Da ich nochmal zur Stadt zum Einkaufen fahren muss, frage ich, ob es einen anderen Weg gibt, da ich nicht wieder an dem Köter vorbei will. Es gibt einen zweiten Weg. Zur Stadt ist es kein Problem zu kommen, aber zurück fahre ich einen Riesenumweg, was später zur Erheiterung auf dem Platz führt. Dazu ziehe ich am Zelt angekommen die Vorderbremse zu sehr durch, komme abrupt auf der Wiese zum Stehen, verliere das Gleichgewicht und lande unsanft auf Po und Rucksack, wobei mir ein Teil vom Einkauf ein wenig kaputt geht. Der ganz Sack riecht nach Fischmayo und Coleslaw.
Di, 25.07.17 Es scheint die Sonne – hurra. Ich wache 7.30 Uhr auf und lasse mir alle Zeit der Welt. Halb elf starte ich schließlich nach Vannes – fast ausschließlich Radweg. In Vannes werden Erinnerungen wach. Hier war ich 2x mit Reinhard, meinem vor fast 4 Jahren verstorbenm Lebensgefährten. Uns gefiel dieser Ort mit seinen vielen Fachwerkhäusern und dem chateau mit den vielen Blumen im Hof immer ausgesprochen gut. In der Kathedrale möchte ich eine Kerze für ihn anzünden. Als ich gerade dabei bin, fängt die Orgel an zu spielen und bei mir öffnen sich die Schleusen. Ich kann nicht anders, als auf die Knie zu gehen und in Andacht zu versinken. Dnach setze ich meinen Weg fort. Ich will heute nur bis Auray kommen. Dort baue ich mein Zelt auf und schau mir den Ort an. Ist 11 Jahre her, dass ich hier war. Da es abends recht kühl wird, muss ich nochmal zum Campingplatz zurück, esse dort fix Abenbrot und fahre zum Hafen zurück. Schön ist es hier – Fachwerkhäuser, kleine bunte Schiffe, speisende Leute in den gut besuchten Gaststätten und Livemusik eines Franzosen mit Gitarre. Es ist ein richtig schön kitschiges Flair. Ich sitze dabei auf einer Bank und schreibe dazu meine Tageserlebnisse auf.
Mi, 26.07.17 Es hat heute Nacht geregnet. Ich werde halb acht wach und es regnet noch immer. Ich überlege, was ich machen soll – weiterfahren oder bleiben oder mit dem Zug bis Quimper fahren. Ich gucke mir nochmals die Strecke an und liebäugele mit dem Zug. Erstmal frühstücken und dann entscheiden! Irgendwann merke ich, dass ich gar keine Regengeräusche mehr höre. Auch während meiner Morgentoilette bleibt es trocken. Also wird gepackt. Das Außenzelt ist zwar noch nass, aber was soll's. Die Regenjacke ziehe ich aber trotzdem an, denn es fängt wieder an zu pieseln. Bis ich in Auray den Berg erklommen habe, ist Zeit sich zu entscheiden, selbst zu fahren oder den Zug zu nehmen. Ich besiege den inneren Schweinehund. Über Brech, Landevant, Nostang geht es bis Merlevenez. Dort sehe ich, dass es in einer gemütlichen Kneipe Fish & Chips für 5,50 € gibt. Ich kehre ein und lass es mir schmecken. Inzwischen ist es auch schon eine Weile regenfrei und ich kann die Jacke ausziehen. Mich fröstelt's, weil der Wind ja trotzdem geht. Aber bald habe ich mich warm gestrampelt. Über Kervignac (hätte ich auch kürzer haben können), Hennebont, Caudan, Pont-Scorff gelange ich zu einem Campingplatz in dessen Nähe. Die letzte halbe Stunde hat es schon wieder gepieselt und ich bau mein Zelt bei Wind und Regen auf. Einkaufen muss ich auch noch – es kostet jedesmal nach den Tagesmühen Überwindung, nochmals das Rad zu besteigen. Aber ich genieße es dann immer wieder, so ohne Gepäck zu fahren. Auf dem Campingplatz gibt es endlich mal gutes Internet und ich kann mir endlich eine Schreibprogramm auf das Tablet laden. Ist schon gut, nachdem der einfache Texteditor voll war und ich in den letzten drei Tages handschriftliche Aufzeichnungen machen musste.
Do, 27.07.17 Halb acht werde ich munter und es hat über Nacht aufgehört zu regnen. Das Zelt ist auch schon ein bisschen abgetrocknet. Ich packe trotzdem im Zelt alles zusammen, denn ich traue dem Wetter nicht. Dann wird schon das Innenzelt zusammengerollt und das Außenzelt umgestellt. Als ich später das Gestänge entferne, merke ich, dass das hintere kaputt ist. Was nun? Das Dings hat tragende Funktion. Ich versuche es erstmal mit Pflaster und verstaue es irgendwie, da es sich nun nicht mehr klappen lässt. Um 10 Uhr starte ich, fahre über Quimperle, Bannalec bis Rosperden. Da ich Morbihan inzwischen verlassen habe und nun in Finistere bin, brauche ich eine neue Touristenkarte. Das Office de Tourismen macht erst in einer halben Stunde wieder auf und so hole ich mir einen Döner und platziere mich vorm Büro. Meine Karte bekomme ich und Kraft habe ich auch noch. Also hänge ich noch 22 km ran und ziehe durch bis Quimper. Der Campingplatz ist kommunal und eine Katastrophe für Zeltende. Es gibt nur wenig Rasen und die Zelte stehen dicht an dicht. Für eine Nacht muss es gehen. Beim Zeltaufbau hält das Gestänge nicht..Ich probiere es mit der Hülse aus dem Reparaturset und siehe da, es funktioniert. Dann wird endlich Wäsche gewaschen und in die Stadt gefahren. Endlich lerne ich sie bei schönem Wetter kennen. Vor elf Jahren hatte es stark geregnet. Abends dann schaue ich mir die Route für morgen an und checke gleich mal, wie ich aus der Stadt komme und nicht auf einer National Route lande.
Fr, 28.07.17 Um 6 Uhr kommt die Müllabfuhr. Dumm nur, dass die Mülltonnen gleich bei den Zeltenden stehen. Ich schlafe nochmal ein und stehe um 7 Uhr auf. So kommt es, dass ich schon um 9.15 Uhr den Campingplatz verlasse. Mein Tempo lässt heute sehr zu wünschen übrig. Gleich am Anfang muss ich einen ewig langen Anstieg schieben. Dann nach 5 km springt mir die Kette vom Antriebsritzel und ich finde ewig keine breitere Stelle, wo ich das Rad aufbocken kann. Also schiebe ich auch auf gerader Strecke. Irgendwann kann ich aber doch das Rad reparieren und wieder aufsteigen. Ich bin froh, als ich Landulec erreiche, denn ab da kann ich eine ruhigere Strecke über Guiler-sur-Goyen, Mahalon bis Pont-Croix nehmen. Auf dieser Route geht es auch nicht ewig hoch und runter. Weiter geht es über Esquibien nach Plogoff - eine Hammerstrecke. Bis zum Pointe du Raz ist es nicht mehr weit. Wenn jetzt ein Campingplatz käme, wäre das ideal. Und tatsächlich - es ist einer ausgeschildert. Und ich kenne diesen Platz. Hier war ich damals mit Reinhard für eine Nacht und ich werde vom Wirt in die gleiche Ecke eingewiesen. Es fehlt nur noch die Dudelsackmusik, die damals aus einem der Häuser tönte. Das Zelt wird aufgebaut, Wäsche aufgehängt und dann geht es wieder auf’s Rad. Schnell bin ich am Pointe du Raz angelangt, parke mein Rad, futter in einer Creperie ein Galette mit Schinken, Ei und Käse und schau mir die Auslagen der Souvenirläden an. Danach geht’s per pedes zur Spitze des Pointes. Dort lass ich mir es nicht nehmen mich noch weiter nach vorn zu wagen. Ich kann nach Herzenslust klettern und keiner hat Bedenken. Abends steht der alltägliche Einkauf an. Im Ort gibt es nur einen kleinen Laden, der nicht das Gewünschte hat. Das heißt, 3 km den Berg runter zum nächsten Supermarkt, die ich anschließend wieder hoch fahren darf. Später auf dem Platz quatsche ich mit Neuankömmlingen per Rad. Noch später kommen noch welche mit Auto, die sich allein auf der Welt fühlen. Zum einen bauen sie ihr Zelt sehr nah an meinem auf, zum anderen spielt laut das Radio. Auf meine Bitte hin machen sie es wenigstens leiser.
Sa, 29.07.17 Es regnet. Ab halb 7 wache ich im Halbstundentakt auf. Gegen 9 beschließe ich aufzustehen, aber nicht weiterzufahren. Frühstück gibt es heute im Zelt unter Beachtung sämtlicher Vorsichtsmaßnahmen wie z.B. Flasche zuschrauben vorm Schütteln und nicht krümeln. Anschließend geht's duschen und wird weitere Routenplanung gemacht. Danach krieche ich wieder in meinen Schlafsack und spiele auf dem Tablet Spider Solitär. Der Regen hört auf und der Nebel hat sich auch verflüchtigt. Nach eins mache ich mich fertig, um eine Tour durch die Gegend zu machen und stelle fest, dass der vordere Reifen vom Fahrrad einen Platten hat. Also muss ich erstmal flicken. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, das Reparaturspray zu nehmen, entscheide mich aber dagegen. Dann hab ich es noch, wenn mal unterwegs was sein sollte. Halb drei starte ich endlich zu meiner Tour, bin halb sechs wieder da, um nochmal die 3 km zum Pointe du Raz zu fahren, weil das Wetter immer noch schön ist. Am Ziel angekommen überrascht mich und etliche andere nach einer Weile immer dichter werdender Nebel und peitschender Nieselregen. Bis zum Unterschlupf am Leuchtturm sind es etliche Meter, und jeder der dort ankommt sieht aus wie eine gebadete Maus. Ewig hoffe ich, dass es besser wird, aber nichts tut sich. Dann entschließe ich mich, den Weg zu meinem Fahrrad durch Nebel und Niesel anzutreten. Der Weg scheint kein Ende zu nehmen. Immer wieder, wenn ich denke, ich sehe endlich das Informationsgebäude, entpuppt sich das Gesehene als Bunker oder Strauch. Schließlich bin ich doch da, schnappe mein Rad und fahre wenigstens mit Rückenwind zum Campingplatz. Der Platzwirt kommt gleich auf mich zu und sagt, dass es einen Raum gibt, wo ich mich aufhalten kann. Es ist eine Scheune mit allerlei nützlichen ( Rasenmäher, Holz, Warmwasserboilern)und unnützen Dingen (ausrangierte uralte Möbel, eine Autotür usw.), Kühlschrank, Mikrowelle und Tischen und Bänken. Es riecht nach Maschinen aber ich finde es toll. Falls morgen wieder schlechtes Wetter ist, hänge ich noch eine Nacht auf diesen Platz ran.
So, 30.07.17 Alle möglichen Geräusche lassen mich zeitig erwachen. Ich schlafe aber wieder ein und werde endgültig um 9 Uhr munter. Inzwischen regnet es auch nicht mehr und die Sonne zeigt sich. Weiß noch nicht, was ich machen soll - also gibt es erstmal Frühstück. Das hilft bei der Entscheidungsfindung und ich packe. Das Zelt bekomme ich auch trocken unxd 10.15 Uhr lege ich ab über Cleden-Cap Sizun, Poullan-sur-Meer, Douarnez, Plonevez-Porzay, Ploeven,Plomordien nach Saint-Nic. Es sind viele Anstiege zu bewältigen, muss also oft und vor allem lange schieben. Kurz vorm Ziel passiert es dann. Ich will wieder aufsteigen, rutsche von der Pedale und kann mich wegen des Gepäcks auf dem Rücken nicht mehr fangen. Ich falle zwar nach vorn, lande aber dann mit verdrehten Beinen auf dem Rücken. Das Ergebnis sind Hämatome am Bauch (vom Trinkflaschenhalter), ein Riesenbluterguss überm rechten Knie (da muss ich mit dem Rahmen kollidiert sein), eine kleine Schürfwunde am linken Knie und eine größere am linken Oberarm (übern Asphalt zu schrappen ist ein sehr schmerzhaftes Gefühl.) Eigentlich wollte ich heute im Atlantik baden, da der Campingplatz direkt am Meer liegt. Aber das werde ich mir nicht antun. Der Platz ist ein reiner Touriplatz - mit Animation und allem möglichen Schnickschnack und fast nur Bungalows. Zelter wie ich, noch dazu nur für eine Nacht haben nur 3 Emplacements zur Auswahl. Ich baue auf und verschwinde gleich zur Strandpromenade. Ich brauche für heute Abend noch Baguette. Alles Andere habe ich glücklicherweise gestern schon gekauft und auf dem Rad heute mitgeschleppt. Das Baguette kome ich schließlich an der Rezeption. Doch bevor ich zum Strand gehe, findet noch eine große Pommes-Mayo in meinen Magen. Die habe ich mir auch verdient. Schließlich steuere ich endlich den Strand an, ziehe die Schuhe aus, packe sie meinen kleinen Minirucksack und laufe barfuß durch's Wasser. Zwischenzeitlich pieselt es kurz, aber ein paar Meter weiter ist Sonne. Danach schaue ich auf dem Platz der Animation zu und habe viel Spaß dabei. Kartenstudium mache ich auch noch - Mist ist nur, dass ich kein Internet habe, denn das hätte mich für 60 Minuten 6 Euro gekostet oder pro Tag 9 Euro. Das ist mir entschieden zu teuer. Schade, ich wollte nämlich nach Campingplätzen gucken und die Route neu berechnen. Muss ich mich halt überraschen lassen oder die ursprüngliche nehmen. Das wären zwar nur 38 km, aber ich weiß ja auch noch gar nicht, wie es mir morgen gehen wird.
Mo, 31.07.17 Gestern ist es spät geworden. Bis Mitternacht spielte Livemusik und danach liefen dauernd Leute laut quatschend an meinem Zelt vorbei. Heute Morgen war ich schon halb acht wach. Nichts wie weg hier. Muss allerdings noch das Zelt trocknen lassen, denn nachts hat es wieder geregnet. UM 10.15 Uhr starte ich schließlich. Gleich zu Anfang geht's 5 km bergauf. Habe ich aber vorher gewusst. Das Tückische sind heute die Brücken über die Deltas der kreuzenden Flüsse. Dadurch muss ich längere Wege in kauf nehmen. Einmal lande ich im Hafen und ab da gibt es nur noch einen Wanderweg durch den Wald, den ich dann entlang hoppele, um irgendwann wieder auf der Straße zu landen. Ich überquere eine coole Brücke am Pont de Terenez, gucke mir Le Faou an, passiere Daoulas und erklimme nochmals 5 km Steigung, um anschließend 6 km hinabzurauschen nach Landerneau. Oh Schreck, es gibt hier keinen Campingplatz! Im Office de tourismn lasse ich mir in einem Hotel ein Zimmer reservieren und den Weg erklären. Auf dem Weg dorthin komme ich am Bahnhof vorbei und sehe dort, dass in Kürze dort ein Zug nach Morlaix fahren wird. Da wollte ich sowieso morgen sein und da gibt es Campingplätze. Am Fahrkartenschalter dauert es ewig trotz weniger Leute vor mir, aber schließlich habe ich 5 Minuten vor Abfahrt des Zuges mein Ticket. Die nächste halbe Stunde kann ich mich ausruhen. Da ich noch den Stadtplan von Landerneau habe und dort in einer Werbeanzeige auch die Telefonnummer des Hotels steht, rufe ich dort an und sage meinen Aufenthalt ab. In Morlaix wird gerade der Bahnhof nebst Vorplatz umgebaut, aber da ich vor 3 Jahren hier 2 Wochen Urlaub gemacht habe, kenne ich alle Wege und bin im Nu auf dem Weg nach Lanmeur. Es geht anfangs wieder ewig bergauf und ziemlich entkräftet mümmel ich einen Müsliriegel und trinke meinen letzten Schluck Wasser. Irgendwann kommt das erlösende Campingplatzschild und ich lande auf einem wunderbaren Camping a la ferme. Schöne Emplacements, hilfsbereite Leute und vor allem fantastische Besitzer. Ich konnte heute nicht einkaufen und der nächste Laden ist weit entfernt. Ich bekomme Nudeln, Tomatenmark, Käse, einen Topf und Durchschlag zur Verfügung gestellt, eine Kochplatte gibt es sowieso und ich könnte mir sogar Eier in die Pfanne hauen. Die Besitzer sind wirklich sehr besorgt, ich bin aber auch fertig heute. Dazu sehe ich ja auch ziemlich lädiert aus. Die Nudeln (250 g) lasse ich mir munden. Ich glaube, noch nie in meinen Leben hat mir so ein einfaches Gericht so gut geschmeckt. Und morgen früh bekomme ich auch ein frisches Baguette.
Di, 01.08.17 Dass inzwischen August ist, merke ich erst am Nachmittag. Halb acht wache ich auf, mache mir einen Kaffee und fange an soweit zu packen, dass ich das Innenzelt durchtrocknen lassen kann und vom Außenzelt das Kondenswasser innen und den Tau außen abwischen kann. Dann trocknet alles schneller. Um 9 Uhr frühstücke ich, während das Zelt von der Sonne verwöhnt wird. Während ich so kaue, reift in mir ein Entschluss. Alles wird wieder ordnungsgemäß aufgebaut, ausgepackt und dann große Wäsche gemacht. Ich bleibe also noch eine Nacht, weil es mir hier so gut gefällt und werde eine Radtour ohne Gepäck machen. Da kann ich gleich mal sondieren, wie der Weg weiter wird. Bis Lannion komme ich, eigentlich wollte ich bis Sillon d’Talbert oder Tregastel. Weil ich schon bis Lannion 40 km gefahren bin und ich ja auch wieder zurück müsste - davon einige Kanten hoch- beschließe ich, lieber mit dem Zug zurück nach Morlaix zu fahren, dort nochmal durch die Gassen zu bummeln. Von da aus kenne ich eine Strecke über Dardeuff und Plouzoc’h, die nicht so anstrengend zu sein scheint. Lediglich nacn Plouzoc’h geht es einen langen aber nicht schweren Anstieg hoch. Das habe ich damals in mei em Morlaixurlaub herausgefunden, nachdem ich auf dem Weg dorthin erst Serpentinen herabfuhr mit einem LKW hinter mir und dann das ganze auf der anderen Seite wieder hinaufsteigen musste. Ab Plouzoc’h gibt es eine kleine Querverbindung, die genau dort die Straße von gestern kreuzt, und wo nach Überquerung auch bald der Campingplatz kommt. Und das Schöne ist,dass ich mit Vollspeed runterrauschen kann. Zum Abendbrot gibt es heute ein Mikrowellengericht. Als ich später mein Tagebuch schreibe, lerne ich einen allein reisender Franzosen kenen, der gut deutsch spricht, und unterhalte mich mit ihm lange. Er ist mindestens genausu durchgeknallt wie ich. Er wandert gern und zwar barfuß und schläft nur im Zelt, wenn es regnet - ansonsten draußen im Schlafsack. Er fragt mich sogar, ob ich was trinken will und ist erstaunt, dass ich ganz allein unterwegs bin. Wir quatschen lange miteinander. Was noch zu bemerken wäre, dass ich heute zusammen mit einem Döner eine Plombe verspeist habe. Nun ist da ein großes Loch. Hoffe, dass das bis Urlaubsende gut geht. Ich habe so schon genug Schiss vor'm Zahnarzt und mein eigener weiß das auch, aber wie mache ich das einem französischen Zahnarzt klar?
Mi, 02.08.17 Es regnet und stürmt. Über mir trommelt der Regen auf's Zeltdach. Dazu wummern immer mal Windböen gegen die Zeltwand. An schlafen ist kaum noch zu denken - schon gar nicht mehr, als ich die Ohrstöpsel rausnehme. Bis kurz nach 8 Uhr bleibe ich freiwillig im Zelt, packe Frühstück, Duschzeug, Tablet und Sudoku und natürlich die Wertsachen in eine große Plastiktasche und husche in einem günstigen Moment zum Haus mit dem Aufenthaltsraum. Da hätten wir Zelter sogar schlafen können. Das Haus ist zu????? Ein Mann zeigt mir, wo ich den Schlüssel finden kann. Da es dort auch Herd und Mikrowelle gibt, gibt es heute richtig heißen Kaffee. Tut das gut!!! Ich frühstücke in Ruhe und bald kommt noch ein anderes Paar, das das Vergnügen hat, nass einzupacken. Sie bringen ihre ganzen Sachen auch erstmal ins Haus. Ich habe heute Morgen schon beschlossen mir das nicht anzutun. Hier im Haus ist es trocken. Auch ein Paar aus Spanien, dem ich einige interessante Tipps gegeben habe und darüber ganz begeistert waren, da sie sie befolgt haben, reist heute ab. Schade! Halb eins schwinge ich mich auch auf's Rad um nach Lanmeur einkaufen zu fahren, weil es nur noch schwach nieselt, und komme auch fast trocken an. Die 5 km zurück werden dann zum Horror. Sturmböen und peitschender Regen schön von vorn - zwar bergab, aber ich muss treten und ständig das Gleichgewicht austarieren. Dazu sehe ich kaum Etwas, weil ich die Augen voller Regenwasser habe. Patschnass komme ich auf dem Platz an, aber bin wenigstens heilgeblieben. Ich stelle meinen Wäscheständer von gestern ins Haus, ziehe mich um und hänge alles auf. Danach mache ich mir ein leckeres Mikrowellengericht und vertrödele den Nachmittag mit Sudoku und Tablet auf der Couch. Halb sieben ist trotz Durchzug noch nichts trocken, aber ich bekomme von der Wirtin eine Trocknerbenutzung angeboten. Ich schmeiße alles samt Schuhen rein und nach ‘ner Stunde ist alles trocken. Zum Abendbrot gibt es auch eine warme Mahlzeit - Cassoulet - muss doch die Gegebenheiten ausnutzen.
Do, 03.08.17 Ich werde um 7 Uhr wach durch das Gequatsche im Nachbarzelt - zwei alte Leutchen, die packen. Stehe ich halt auch auf und packe. Da im Haus noch niemand ist, nutze ich das aus und räume meinen ganzenn Krempel dort ein. Auch das Zelt kann ich dort trocken zusammenrollen. Ich fahre über Lanmeur nach Plouaret teils schöne Nebenstraßen. Dort halte ich mich in Richtung Bahnhof, da ich nicht wie geplant in ST. Brieuc nächtigen will. Als ich am Bahnhof ankomme, sehe ich, dass in 2 Minuten ein Zug nach Guincamp fährt, wo ich vielleicht gleich Anschluss nach St. Briac haben könnte. Nur habe ich noch kein Billet und der Zug fährt gerade ein. Kurze Verständigung mit dem Bahnhofsvorsteher und der mit der Schaffnerin im Zug. Ich darf einsteigen und meine Fahrkarte bei ihr kaufen aber nur bis Guincamp. Dort habe ich 18 Minuten Zeit zum Fahrkarte kaufen für den Anschlusszug. Am Schalter steht niemand an, ich verlange un ticket par St. Brieuc, bekomme aber keins, da das nur die Auskunft ist. Ticket gibt es nur am Automaten. Der Schaltermensch gesellt sich zu mir und macht Sperenzien wegen des Fahrads. Im Zug gäbe es nur zwei Plätze. Ich mache ihm klar, dass das ein Faltrad ist und er gibt sich zufrieden. St. Brieuc ist nach wie vor keine schöne Stadt und ich habe den kühnen Plan noch nach Erqui zu kommen - mein zweites großes Ziel zusammen mit Cap Frehel. Es dauert eine Weile, bis ich aus der Stadt raus bin und die Nebenroute neben der National route gefunden habe. Aber dann rollt’s. Es geht zwar öfter hoch und runter, aber das Ziel gibt mir Kraft. Und dann erscheint plötzlich die Stadt in der Bucht unter mir. Mein Zelt baue ich auf einem mir unbekannten Campingplatz auf. Den gibt es auch erst seit 2 Jahren. Der Platz, den ich zugewiesen bekomme, ist nicht mein Geschmack. Ich bin mutterseelenallein in dem Carree, noch dazu ist in Hörweite die Bar. Ich bau trotzdem auf und verschwinde in Richtung Stadt und fahre auch noch zum Cap Erqui hoch. Abends halb neun bin ich dort ganz allein. Wie oft war ich hier mit Reinhard!!! Wenn mir beim letzten gemeinsamen Besuch 2012 jemand gesagt hätte, dass ich in fünf Jahren hier allein mit meinem Fahrrad stehen würde, hätte ich demjenigen einen Vogel gezeigt. Wieder auf dem Platz ziehe ich mit meinem Zelt um. Da es aber noch nicht so spät ist und die Kinder rumschreien, gehe ich in die Bar. Ich darf mich zu vier Motorbikern gesellen, von denen eine englisch spricht, und es wird recht unterhaltsam. Sie dolmetscht für uns. Ich trage zur Erheiterung bei, weil ich den Pasties pur schlucke ohne das dazu greichte Wasser, das zum Verdünnen dient. Halb zwölf gehe ich ins Zelt und schlafe eine Stunde später ein.
Fr, 04.08.17 Ich habe schlecht geschlafen. War wohl die Mischung aus Pasties, Calvados und Rotwein. Halb sieben werde ich wach und kann nicht mehr einschlafen, weil es aus einem der Zelte lau schnarcht. Bis halb acht verbringe ich im Dämmerzustan, dann mache ich mir einen lauwarmen Kaffee und gehe damit über den Campingplatz spazieren. Danach nehme ich mein Tablet und mein Frühstück und setze mich bei der Bar aneinen Tisch. Schön nach einer Woche mal wieder online zu sein. Bald macht auch die Bar auf und ich bekomme einen schönen Kaffee zu meinem Frühstück. Gerade als ich später losfahren will, sehe ich, dass mein Vorderrad wieder ein wenig ohne Luft ist . Diesmal benutze ich das Pannenspray. Heute fahre ich zum Cap Frehel. Dort wandere ich zum Fort de latte und besichtige es auch. Das habe ich in all den Malen, die ich hier war, nie getan. Muss den gleichen Weg wieder zurück, da mein Fahrrad ja am Cap beim Leuchtturm angepinnt ist. Auf der Fahrt zum Campingplatz kaufe ich neues Pannenspray nd überlege, ob ich gleich mal ‘nen neuen Fahrradmantel mitnehme, lass es aber doch. Mal sehn, was der Reifen morgen sagt. Auf dem Platz schließe ich mein Rad an und geh nochmal zu Fuß in die Stadt und dort auch am Strand barfuß durchs Wasser. Es heißt Abschied nehmen. Morgen wartet St. Malo und es soll regnen. Ich habe schon abgecheckt, dass ich notfalls den Nahverkehr nutzen kann.
Sa, 05.08.17 Wer sagt’s denn! Es hat nachts ein wenig geregnet, jetzt scheint die Sonne. Ich packe meine Sachen, auch das Zelt kann ich trocken einsacken. Der Reifen hat die Luft auch gehalten, ich werde aber trotzdem mal an der Tankstelle oben am Super-U anhalten. Um 9.50 Uhr lege ich ab und muss gleich erstmal einen kleinen Anstieg schieben. Es ist aber die am wenigsten anstrengende Strecke. Oben bekommen beide Reifen ihre 4 bar und dann nehme ich Fahrt entlang der D786 auf über Frehel, Matignon, St-Jacut-de-la-Mere, Poubalay. 10 km vor St. Malo fängt eine Art Schnellstraße an, bei der ich mir nicht sicher bin, ob ich da mit meinem Radel fahren darf. Erst als ich nach einigen Kilometern auf der Gegenseite zwei sportive Radler sehe, bin ich beruhigt. Vor Malo muss noch die Barrage de la Rance passiert werden, von wo man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die Forts hat. Ich parke mein Rad kurz und laufe zurück um zu fotografieren. Danach nehme ich wie auch andere Radfahrer den Wanderweg über Treppen und Baumwurzeln. Nach kurzer Zeit merke ich beim Blick auf den Tacho dass der weg ist. Den kann ich eigentlich nur beim Fotostop verloren haben, als eine Windbö mir mein Velo umgelegt hat. Ich lass mein Rad stehen, stelle meinen Rucksack daneben und flitze nur mit meiner Brieftasche zurück. Und da liegt er doch wirklich. Velo und Rad sind auch noch da und weiter geht's zum Campingplatz. “complete“ steht dran und ich bekomme einen Schreck. Habe keine Lust weiterzufahren. Zum Glück gilt das nur für Wohnmobile. Ich baue auf und fahre in die Stadt. Vor elf Jahren hing bei Reinhard und mir beim ersten gemeinsamen Besuch hier der Haussegen schief, weil mir die von ihm geliebte Stadt überhaupt nicht gefiel. Ich habe dem Ort nach zwei Wochen eine zweite Chance gegeben und seitdem bin ich begeistert von ihm. St. Malo muss man lieben mit seinem einzigarten Charme und pulsierenden Leben, diese trutzigen Mauern auf denen man gehen kann und auf das Meer und die Forts blicken kann, die Gassen innerhalb der Mauern mit den Läden und gastronomischen Einrichtungen, die Strände vor den Mauern und die Häfen. Lange lasse ich mich hier treiben, höre Musikanten zu oder begucke sonstige Straßenkünstler, die überall zu finden sind. Eine Kathedrale steht innerhalb der Mauern natürlich auch. Da pasiert es mir übrigend das erste Mal in meinem Leben, dass mir von einem der Kirchendiener ein Tuch gereicht wird, das meine nackten Schultern bedecken soll. Schnell hole ich mein Langarmshirt aus meinem Minirucksack und ziehe es über. Ich darf hinein. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz überlege ich, wie mein Weg weiter ausehen soll. Ich habe jetzt noch zwei Wochen Zeit und habe alles, wo ich in diesem Urlaub sein wollte, erreicht. Eine Option wäre am Meer zu bleiben, eine zweite die ursprünglich geplante Tour bis Angers zu fahren und die dritte weiter auf der Eurovelo 4 nach Paris zu fahren.
So, 06.08.17 Viertel vor 8 werde ich wach und es ist blauer Himmel und Sonnenschein. Vor drei Tagen hatte Meteo noch Regen angesagt. Ich überlege noch eine Nacht zu bleiben und an den Strand zu gehen oder eine Bootstour zu machen und mache dazu einen Spaziergang über’n Platz. Ich muss schmunzeln. Die Möwen haben bei all jenen ganze Arbeit geleistet, die ihr Müllbeutel über Nacht draußen stehenlassen haben. Der ganze Inhalt ist verteilt z.B. Pampers, Papiertüten usw. - Essbares ist schon weg. Die Aussicht, die man von hier oben über die Bucht hat, ist klasse. Ich werde das schöne Wetter nutzen, bis Pontabault zu kommen, lasse mir beim Packen aber heute alle Zeit der Welt. 10.30 Uhr geht's schließlich los. Ich fahre immer schön am Wasser entlang bis zum Zentrum und finde relativ schnell die Straße nach St. Meloir-des-Ondes und von da nach St-Benoit-des-Ondes. 13 km von St. Malo geht mir plötzlich das Herz auf - der Mont-Saint-Michel erscheint in der Ferne und auch Granville ist zu sehen. Der Michel wird mich auf den nächsten Kilometern begleiten, da ich jetzt auf der Velo verte direkt am Meer langfahre. Kurz vor Beauvoir verliere ich den Fahradweg und nehme die Straße bis Pontorson. Von da aus gibt es einen direkten Weg nach Pontabault. Dumm nur, dass es eine Schnellstraße ist, aber es gibt kein Verbotsschild und so quetsche ich mich an den äußersten Fahrbahnrand. Zwischendurch überholt mich die Gendarmerie, doch die hält mich nicht an. Inzwischen ist in mir der Entschluss gereift, bis St. Hilaire du Harcuet durchzuziehen, denn dort gibt es einen Campingplatz mit Aufenthaltsraum - gut falls da Wetter umschlagen sollte und auch, weil man da gesittet zu den Mahlzeiten am Tisch sitzen kann. Ab Pontabault bin ich auf dem Radweg, der vom Mont-Saint-Michel bis nach Paris führt. Bei Kilometer 70 des heutigen Tages gibt es plötzlich einen Knall, es macht pfff und der Vorderreifen ist platt. Bei genauerer Betrachtung sehe ich, dass die Laufseite des Mantels lädiert ist. Bis Ducey sind es 2 km.Ich schiebe eine Weile - dann mache ich einen Reparaturversuch, der so nicht vorgesehen ist. Ich klebe einen Flicken, der eigentlich für den Schlauch vorgesehn ist, auf den Mantel und spraye in den Schlauch den Rest vom Reparaturspray von vorgestern. Es scheint zu funktionieren, die Luft bleibt drin, also spraye ich nach einer Weile nochmal was rein, um mehr Luftdruck zu haben. 17 km geht es gut, auch wenn sich eine kleine Beule unterm Flicken gebildet hat. Es macht wieder pfff - die nächsten 2,5 km schiebe ich. Als ich schon in St-Hilaire bin, frage ich an einer Kreuzung nach dem Weg, da ich nur ungefähr den Weg zum Campingplatz kenne. War ja schon mal hier. Er packt kurzentschlossen mein Velo und mich in sein Auto, zeigt mir noch Fahradladen/Werkstatt und setzt mich direkt in der Reception vom Platz ab. Ich bin froh, endlich angekommen zu sein und ärgere mich im Nachhinein, dass ich den Mantel und Schlauch nicht schon in Erqui gewechselt habe. Immerhin haben beide schon mindestens 4000 km über Teilweise sehr holprige Strecken hinter sich. Solte der Fahrradladen morgen geschlossen sein, dann habe ich die Hoffnung, das ich bei LeClerc vielleicht einen neuen Mantel bekomme. Dann geht es weiter bis Domfront und wahrscheinlich per Rad nach Paris. Für den Campingplatz bezahle ich heute nur 4,97 Euro. Die Preisgestaltung kapiere ich nicht so richtig. Ich war auf 3-Sterne-Plätzen, da gab es dann zwar Swimmingpool, aber weder Aufenthaltsraum für Zeltende noch Klopapier. Letzteres ist für Hiker und Cyclists immer ein Problem. Man hat ja nur begrenzten Stauraum und für eine Klopapierrolle ist da kein Platz. Man gewöhnt sich dann an, woanders einen kleinen Vorrat mitzunehmen. Verlustig ist heute eine meiner Lesebrillen.
Mo, 07.08.17 Seit einigen Tagen schon habe ich das Gefühl für Wochentag und Datum verloren. Zum Glück schreibe ich jeden Tag Tagebuch. Mein Tag fängt heute halb acht mit Packen an und setzt sich mit einem ca 20 minütigen Walk zu LeClerc fort. Schlag neun zu Beginn der Öffnungszeiten stehe ich vor der Tür. Juchhu, ich bekomme für mein Velo einen neuen Mantel und Schlauch mit Autoventil und dazu eine ordentliche Luftpumpe für wenig Geld. Auf dem Rückweg schaue ich noch beim Office de tourism vorbei. Die solten eigentlich jetzt aufmachen, aber es tut sich nichts, auch nachdem ich in de r Bar nebenan einen grande cafe getrunken habe. Also geht’s zurück zum Platz. Jetzt wird auch das Zelt verpackt und gefrühstückt. Halb elf fange ich mit der Reparatur an und eine Stunde später sitze ich im Sattel. Ich hole mir im Office, das nun auch geöffnet ist, eine kostenlose Karte “la Normandie a velo“ und lasse, da ich swieso daran vorbeikomme, den Reifendruck prüfen. Ziel ist heute Domfront nach der gestrigen langen Etappe. Schön, dass es wie gestern eine Flachetappe ist - also ohne nennenswerte Steigungen. Es geht aber trotzdem fast unmerklich bergauf, so etwa wie wenn man von Moers nach Xanten radelt. Aber es fährt sich gut entlang einer alten Eisenbahnstrecke, die meist von Bäumen beschattet ist. Ich genieße es so zu fahren, schalte ab und kann gerade noch vor einem der Balken bremsen, die man immer umfahren muss, wenn eine Straße kreuzt. Auf der anderen Seite lande ich vor lauter Schreck beinahe im Graben. Das eben hätte böse für mich ausgehen können, da ich ausnahmsweise die 40 km ohne Helm fahre. Habe dann kurz vor Domfront ein Aha-Erlebnis. Im letzten Jahr wollte ich nämlich zum Mont-Saint-Michel und habe eine Stunde (=10 km) den Weg gesucht und bin dann weitere 10 km Straße gefahren, bis ich die Velo route wieder hatte. Ich bleibe heute in Domfront, da ich keinen Bock auf weitere 22 km habe. Außerdem kostet mich die Übernachtung nur 3,50 Euro. Dazu gibt es einen Aufenthaltsraum mit allem Zubehör. Dem Zeltaufbau folgt Wäsche waschen, die ich auch trocken bekomme. Im letzten Jahr habe ich meine Schlafanzughose trocken gebügelt, weil es pieselte, während ich in der Stadt war. Danach steige ich hinauf zur mittelalterlichen Stadt und schaue mir die Burgruine an. Ich selbst bin ein Bild für die Götter - hochgekrempelte Trekkinghosen, ein frisches ärmelloses Fahrradshirt und Flipflops an den weißen Füßen bei braunen Waden. Meine Arme sind auch schön gebräunt, die Hände sind weiß. Morgen soll es mit der Sonne vorbei sein. Ich weiß noch immer nicht, wohin mich der Weg weiter führt. Ziel ist jetzt in 2 Tagen Caen - Paris ist mit 330 km auf der Velo route 40 zu nahe. Da wäre ich in 5 Tagen und hätte dann noch 7 Tage Zeit, bis mein Thalys zurück nach Deutschland fährt.
Di, 08.08.17 Gestern war es schon um 22 Uhr sehr ruhig auf dem Platz. Nur ein Käuzchen war ewig zu hören. Dazu war Vollmond. Und kalt war es. Ich bin schön in meinen Schlafsack gekrochen und habe ihn bis oben zugemacht. Heute bin ich erst halbneun aufgewacht. Blick zum Himmel und dann in Windeseile ge- und verpackt, weil das Zelt auch frei von Kondenswaser war. Duschen, Frühstück und ab geht's nach Flers. Dort kommen die ersten Tropfen. Aber schön flach waren die 22 km bis dahin. Das soll sich bald ändern. Aber erstmal führt der Fahrradweg am Bahnhof vorbei. Dort stelle ich mich unter, bis der nun auftretende Schauer vorbei ist. Frohgemut mache ich mich auf den Weg nach Pont Ouilly - nichtsahnend, dass vor mir 37 km ständiges Auf und Ab sein werden. Ich bin in der Suisse de Normandie gelandet. Der Ort ist das Langweiligste, was ich bis jetzt erlebt habe. Es gibt nichts zu besichtigen, das Tourismusbüro hat nur an wenigen Tagen geöffnet - heute natürlich nicht - und der Campingplatz auch nicht die Welt. Er ist fast leer und ich baue mein Zelt gegenüber einem Jack-Wolfskin-Zelt auf. Sieht nach deutschen Besitzern aus. Zum Abendbrot leiste ich mir einen Besuch in der Pizzeria und laufe noch ein wenig im Ort hin und her u.a. auch an den Rand zum Wohnmobilstellplatz. Dort sind auch kaum welche, aber dafür ist nach meiner Rückkehr zum Zelt auch die Besitzerin des anderen Zeltes aufgetaucht. An der Nummer ihres Autos erkenne ich, dass sie ao Freiburg ist, grüße auf Deutsch und schon sind wir im Gespräch, sitzen später zusammen bis 23 Uhr. Sie ist genauso alt wie ich, arbeitet auch im öffentlichen Dienst und wandert gern. Wir haben genügend GEsprächsstoff.
MI, 09.08.17 Schon morgens sind wir beide am Schwafeln, später entferne ich Beate noch eine Zecke am hinteren oberen Oberschenkel, da sie da schlecht rankommt. Halb elf verlassen wir Beide den Platz, sie mit ihrem Auto gen Heimat, ich mit meinem Fahhrad in Richtung Clinchamps-sur-Orne. Dort wollte ich eigentlich übernachten, verpasse aber die Abfahrt, weil es nach ersten 24 km Auf und Ab ab Thury,Harcourt endlich flach ist. Ich befinde mich auf einem super ausgebauten Radweg entlang der alten Eisenbahntrasse und des Flusses Orne. Somit bin ich plötzlich schon kurz vor Caen. Dort erwischt mich ein Regenband und ich stelle mich schon halbnass eine halbe Stunde unter eine Brücke. In Caen wird das Wetter wieder schön, dafür verliere ich mal wieder den Radweg und stehe plötzlich an einer Auffahrt zu National route. Aber da ist auch eine Bushaltestelle und da hängen meist Karten aus mit den Linienplänen. Das hat mir zur Orientierung schon einige Male geholfen. Tatsächlich finde ich auf diese Weise Den Weg nach Hermanville und zu einem Campingplatz, auf denen auch Zelte stehen dürfen. Bleibt die Frage des Einkaufens. Ein hilfsbereiter Franzose und seine Mutter bieten mir an, mit dem Auto vorweg zu fahren und ich mit dem Rad hinterher. Mama würde langsam fahren. Jaaaa, und ich flitze nach den ganzen Tageskilometern und Anstiegen hinterher. Später wieder auf dem Platz geht ein Gewitter herunter, gerade als ich Tagebuch schreibe und mich dazu in den Sanitäranlagen aufhalte. Außerdem gibt es Livemusik von einem Elvisverschnitt und dazu heult ständig ein Hund mit. Um 23.30 Uhr ist endlich Ruhe.
Do, 10.08.17 Es stürmt und regnet. Ich habe eigentlich keine Lust hier zu bleiben. Also stehe ich um acht auf, ziehe mich an und frühstücke im Zelt. Plötzlich eine Regenpause und auf dem Platz wird es lebendig. Auf dem Weg zur Toilette nehme ich eine Unterstell- und Zelttrockengelegenheit wahr. Ich fange schon mal an den Rucksack zu packen und auch das Innenzelt einzurollen. Es regnet wieder, als ich gerade fertig bin. Also abwarten und alles in der nächsten Regenpause unter dieses Dach geschafft. Bald habe ich alles dort, mein Außenzelt zum Trocknen aufgehängt. Dann gehe ich an der Bar einen Grand cafe trinken. Mein Zelt ist gut getrocknet, ich verpacke es - gerade rechtzeitig, denn auf einmal geht ein richtiges Unwetter los, wobei der Wind den Regen halb unter das Dach drückt. Ich quetsche mich und mein Gepäck in eine Ecke, das Zelt wäre jetzt wieder nass geworden, wenn es noch da gehangen hätte. Halb zwölf kann ich endlich losfahren. Entlang der Landungsstrände geht es immer an der Küste lang gen Westen. Das Meer macht einen Heidenradau und die Wellen preschen an den Strand. Ich genieße die Fahrt trotz Gegenwind und Flipflops an den Füßen. Solches Schuhwerk habe ich beim Radeln noch nie getragen, aber ich habe keine Lust auf nasse Schuhe. Die habe ich wasserdicht verpackt und auf die Zeltrolle geschnallt. Als nach 20 km kein Regen mehr zu erwarten ist, wechsel ich dann das Schuhwerk, ziehe die Regenklamotten aus und fahre bis Arromanches-les-Bains. Wennman so allein in Ruhe diese Landungsstrände entlang radelt mit seinen ganzen Memorials kommt man nicht drum herum, über diese Zeit damals nachzudenken. Und ich beschließe, in Arromanches zu übernachten. War zwar heute eine kurze Etappe, aber dieser Ort lebt, man kann am Strand entlanglaufen und auch zur Steilküste hoch. Ich logge auf dem Campingplatz ein, habe gerade das Zelt aufgebaut, aber noch nicht die Spannleinen , da kommen die Ersten Tropfen. In Windeseile schmeiße ich alles ins Zelt, krieche auch hinein und schon geht ein kräftiger Schauer runter. Schwein gehabt! Drinnen räume ich inzwischen alles an seinen Platz und als der Regen aufhört, bin auch ich fertig. Das Zelt wird noch gespannt und danach geht's in den Ort essen, am Strand wandern und auch hoch auf die Steilküste. Abends sitze ich draußen, habe mein Tablet mittels Adapter an die Stromsäule des Emplacement angeschlossen und schreibe Tagebuch. Solte morgen das Wetter schlecht sein, bleibe ich hier, ansonsten werde ich weiterfahren bis Issigny-sur-Mer und von dort aus ohne Gepäck zum Grandcamp-Maisy.
Fr, 11.08.17 Halb acht wache ich auf, krieche aus meinem Zelt und bemerke rings um mich emsiges Packen. Also gehe ich fix duschen und packe auch, da der Himmel zunehmend zuzieht. Noch dazu zieht Nebel auf, aber nur kurz, dann klart es auf und es wird schön. Nur ziemlich kühl ist es, so dass ich erstmalig im langen Shirt starte. Wie geplant geht es nach Insigny-sur-Mer, wobei ich schonmal zum Pont du Hoc einen Abstecher mache. Das ist der Abschnitt, wo die Amerkaner am D-Day 1944 unerwartet die Steilküste erklommen haben. Außerdem hat man das Gelände bit den ganzen Bombenkratern so gelassen, wie es damals war. Es ist alles Mögliche verboten: Hunde (nicht mal angeleint), picknicken usw. Es soll halt ein Ort des Gedenkens sein. In Isigny steuer ich den Campingplatz an, doch der ist mir zu teuer. Ich mache Rast in einer Snackbar, begrabe die Idee von hier aus nochmal ohne Gepäck nach Grandchamp Maisy und zum Pont du Hoc zu fahren, und radele nach Carentan. Via Google habe ich dort gestern einen Campingplatz entdeckt. Nach Carentan ist es kürzer als erwartet. Der Platz entspricht preislich und auch so meinen Erwartungen. Ich baue auf, laufe zu LeClerc zum Einkaufen und mache mal Beinrasur und Nagelpflege. Dabei entdecke ich das Resultat der Flipfop-Tour von gestern - eine riesige aufgegangene Blase am großen Zeh in Richtung nächster Zeh. Die Haut ist noch da und wird wieder draufgeklappt - dann kommt Pflaster ohne Gage drumherum. Mein Abendessen nehme ich heute in der Nähe des Spielplatzes ein, denn da gibt es Sessel und Tische. Ich schaue den Kindern beim auf dem Trampolinspringen zu und spiele mit einem behinderten Mädchen Ball. Um 20.30 Uhr findet eine Zaubershow statt. Habe ich ja ewig nicht live gesehen. Und da der Zauberer französisch und englisch quatscht, verstehe ich wenigstens auch was.
Sa, 12.08.17 Hat gestern etwas länger gedauert, bis Ruhe auf dem Platz eingekehrt war. Einige Holländer scheinen das Wort Rücksicht nicht zu kennen. Schon vorm Schlafen hat der Nieselregen eingesetzt. Heute Morgen ist er immer noch da. Ich will hier weg, also packe ich. Zwischenzeitlich hört es auf zu regnen - Zeit, alles unter ein Dach bei den Sanitäranlagen zu bringen. Dort kann ich auch mein Außenzelt zum Trocknen aufhängen. Derweil frühstücke ich dort, wo ich gestern Abendbrot gegessen habe. Zwischendurch hole ich meinen ganzen Krempel dorthin und unterhalte mich kurz mit einem irischen älterem Ehepaar. Fine english weather! :) Das Zelt trocknet gut ab und fast trocken kann ich es verpacken. Ich mache mich abreisefertig - just als ich los will, pieselt es wieder. Pfeif drauf, ich setze mich in Bewegung. Ich bin die ganze Strecke fast ohne einen Menschen und es ist mal wieder scheinbar flach, denn es geht fast unmerklich bergan. Die Strecke ist teilweise ein wenig matschig und eine Mischung aus platt gewalzter Erde mit rotem Kies. Bald sehe ich aus wie Schwein - das Fahrrad aber auch. Und das Gemeinste ist, dass sich alles in den Ritzeln des Hinterrades festsetzt, so dass ich kaum noch schalten kann und es kräftig rasselt. Kurz vor Portbail hört es auf zu pieseln und die Sonne lässt sich blicken. Dafür bläst jetzt ein kräftiger Gegenwind, da ich das Meer wieder erreicht habe. Ich bin froh, als ich Barneville ereicht habe und den Campingplatz vom letzten Jahr. Ich werde sofort erkannt. Wie geht's, werde ich begrüßt. Ich freu mich. In Ruhe baue ich das Zelt auf, fahre einkaufe - schön, wenn man weiß, wo alles zu finden ist - und widme mich meinem Fahrrad. Eine Stunde mache ich mühsam mit einer neuen Zahnbürste und einem Stöckchen den ganzen Dreck aus den Ritzeln. Dann wird die Kette geölt, durchgeschaltet in sämtliche Gänge bei einer Probefahrt und siehe da, alles ist wieder normal. Nun kann es nach Carteret gehen zum Cap. Meine Kletterpartie über die Felsen um das Cap herum ist etwas waghalsig, aber ich schaffe es und freu mich als ich heil oben ankomme. Es wird eine schöne weitere Wanderung da oben und noch ein schöner abendlicher Spaziergang zurück durch und in den Ort. Zum Abend rot gibt es heute ein Bierchen und morgen will ich mir einen gemütlichen Tag machen. Es ist hier einer der Orte, wo ich schon immer gern war.
So, 13.08.17 Ach ist das herrlich, bis halb neun zu schlafen und dann noch zu dösen, weil man nicht packen muss. Das Wetter spielt auch mit. Ich beginne den Tag mit großer Wäsche und bin auch bereit, 5 Euro für den Trockner zu zahlen, da ich auf meinem Emplacement keinen einzigen Baum zum Wäscheleine spannen habe. Während die Wäsche meiner Meinung nach im Trockner ihre Runden dreht, frühstücke ich - heute mit einem schönen heißen Grand cafe. Als ich danach meine Wäsche aus dem Trockner nehmen will, ist sie nasser als vorher. Ich mache wieder zu, sie startet, ich mache wieder auf und das Wasser steht bis obenhin. Ich gehe zum Campingplatzbesitzer und sage machine desolee. Er kommt mit, wir gucken, Wäsche sieht jetzt aus wie geschleudert. Er gibt mir noch einen Jeton für die Maschine und geht. Überm Wundern beschleicht mich eine Ahnung. Ich habe die Waschmaschine für einen Trockner gehalten. Ich packe meine Wäsche um und eine halbe Stunde später habe ich schöne trockene Wäsche. Dann geht's zu Fuß nach Carteret in den Hafen. Dort ist heute ein Fest, das mich aber nicht vom Hocker reißt. Dafür latsche ich nochmal zum Cap hoch um Fotos zu machen, denn ich erlebe das Cap endlich mal bei voller Flut. Zurück auf dem Platz lasse ich die Seele baumeln mit Sudoku in der Sonne und Googelnauf einer schönen weichen Bank in der Bar. Dazu gibt's Kakao. Später mache ich noch eine Miniradtour und esse Fritten im Hafen. Dabei verabschiedet sich ein Teil des Zahnes, bei dem ich neulich die Plombe verschluckt habe. Glücklicherweise tut nichts weh. Dann sitze ich am Strand noch eine ganze Weile auf einem Felsen und sonne mich. Morgen wil ich nach Valognes fahren, weiß aber noch nicht, ob ich den Bus oder das Rad nehme. Ich muss dort zum Bahnhof und ein Ticket für den Zug von Granville nach Paris für Samstag kaufen. Ich befürchte nämlich, dass ich am Donnerstag, wenn ich Granville erreichen werde, keines mehr bekomme.
Mo, 14.08.17 Da ist man froh, dass abends Ruhe eingekehrt ist, plötzlich boom, hui, krach, zisch - Feuerwerk. War zu erwarten, wenn Fest ist, aber ich hatte trotzdem nicht damit gerechnet. Als das vorbei war und Leute meinten, sie müssten trotzdem noch laut redend an meinem Zelt vorbeilaufen, habe ich dann mal kurz “pscht“ gemacht. Das ist immer sehr wirkungsvoll. Heute lege ich ohne Gepäck um zehn vor zehn ab in Richtung Valognes Bahnhof. Ich nehme den direkten Weg und bekomme nach fast 4 km angezeigt, dass es nun noch 24 km statt 22 km sind. Also Kilometeranzeigen gibt es bei den Franzosen ja selten, und wenn es sie gibt, stimmen sie meist nicht. Nach 14 km bekomme ich immerhin angezeigt, dass es bis dahin, wo ich gerade herkomme, 14 km sind und ich noch 16 km vor mir habe. Unterwegs in Briquebec ist Markt und sämtliche Straßen zugeparkt. In Valognes dann befindet sich der Bahnhof gleich am Ortseingang. Es gibt keinen Fahrkartenautomaten sondern nur den Schalter. Großer Schreck, die können meist kein Englisch. Aus Erfahrung weiß ich aber, was die alles wissen wollen, und so schreibe ich mit meinem spärlichen französischen Vokabular auf einen Zettel, was ich will, wer ich bin, das Alter und dass ich ohne Velo fahre, da ja mein Faltrad kostenlos transportiert wird. Als ich dran bin, schiebe ich meinen Zettel über den Schalter. Die Frau dahinter tippt alles in ihren Computer und ich bekomme ein dickes Lob - “perfect“. Ich strahle über alle vier Backen und nehme vielmals dankend mein Ticket in Empfang. Die 30 km fuhren sich heute relativ leicht, aber sie zurückzufahren habe ich keine Lust. Ich gucke mir die Stadt kurz an - es ist Montag und alle Läden haben zu. Um 13.25 Uhr soll ein Bus fahren - ja, wer Fahrplan lesen kann, ist klar im Vorteil. Es sind Schulferien und der Bus fährt 14.10 Uhr - aber dann wirklich. Ich finde es immer wieder frappierend, wie preiswert eine Busfahrt hier in La Manche ist und welch eine Ruhe im Bus herrscht, obwohl der richtig voll wird. Um 15 Uhr bin ich in Carteret, 10 Minuten später im Supermarkt in Barneville und gegen 16 Uhr wiederauf dem Campingplatz. Haare waschen und dann wird zu einem kühlen Bier aus dem Hahn ein wenig gegoogelt und die Planung für die restlichen Tage gemacht. Dank meines heutigen Abstechers nach Valognes habe ich mitbekommen, dass morgen in Saint-Saveur Vicomte das alljährliche Mittelalterfest ist. In Saint Saveur habe ich im letzten Jahr übernachtet und es ist nicht weit entfernt. Also werde ich in Barneville noch eine vierte Nacht bleiben.
Di, 15.08.17 Der frühe Vogel fängt den Wurm - das kann ich zum heutigen Tag sagen. Ich wache sehr zeitig auf, höre Regen und schlafe weiter. Schließlich entscheide ich mich um 8.45 Uhr aufzustehen. Jetzt scheint auch die Sonne durch die Zeltwand. Duschen, in Ruhe frühstücken, kurz nach zehn Uhr lege ich ab in Richtung Saint-Saveur-le-Vicomte. Regenjacke wird vorsichtshalber eingepackt. Ich nehme bis Portbail die kleine Nebenstraße. In der Stadt ist Markt, aber nicht nur auf einem Platz sondern die ganze Durchfahrtsstraße nebst Nebenstraßen. In Zeitlupentempo schiebe ich mich mit meinem Rad durch die Menschenmassen. Es gibt viel zu sehen. Ein kleiner Junge tritt immer wieder gegen den Reifen meines Hinterrades. Ermahnungen vom Vater fruchten nichts. Bong … bong ...ich drehe mich um und sage “non“ ...bong...bong...ich bleibe stehen, dreh mich um und tu so, als wöllte ich dem Kind auf den Schuh treten. Ab da ist Ruhe. Ab Portbail nehme ich die offizielle Fahrradroute. Ist zwar ein Umweg, dafür ist der Weg weitgehend eben. Kurz nach zwölf bin ich am Ziel. Die Burg in Saint-Saveur-le-Vicomte empfängt mich geschmückt . Es sind zwar schon etliche Besucher unterwegs, aber halt nicht so viele. Ich bummele an all den bunten Ständen entlang, muss bei den Bratwürsten nicht anstehen, gucke mir Fechtwettkämpfe an und einem Schmied zu, und habe bei der Vorführung mittelalterlicher Tänze einen Supersitzplatz auf der Wiese, nämlich ganz vorn. So kann ich einen der Tänze komplett filmen. Und dann wird es lustig - das Publikum soll mittanzen. Beim bunten Abend bei den Probenwochenenden des Unichores ist so ein mittelalterlicher gemeinsamer Tanz fast eine Pflichtübung, vor der ich mich immer drücke. Und was mache ich hier? Ich lasse mich überreden. So finde ich mich in meiner Fahrradkluft wieder zwischen zwei mittelalterlich gekleideten Frauen und tanze mit. Anfangs sind meine Schritte zu groß und beim Aufstampfen nehme ich statt des rechten den linken Fuß, weil mir das besser in den Ablauf passt. Aber der Maestro guckt genau überall hin und erwischt mich sprichwörtlich auf dem falschen Fuß. Schnell gewöhne ich mich aber daran und es macht wirklich Spaß zu Livemusik aus mittelalterlichen Instrumenten zu tanzen. Als ich anschließend die Toilette aufsuche, bin ich auch überrascht. Man muss einen Becher mit Sägespänen mit auf's Plumsklo nehmen. Das Schöne ist, dass dort nichts stinkt, wie man es normalerweise von Dixieklos gewöhnt ist. Gegen 15 Uhr fahre ich zurück zum Campingplatz - diesmal Straße - und diesmal sind es statt 33 km nur 23 km. Dann wird schonmal ein wenig Tagebuch geschrieben und bei einem Bier gegoogelt nach Campingplätzen für die Zwischenübernachtung auf der Fahrt nach Granville. Gouville käme in Frage, aber da ist tote Hose. Agon-Coutainville dürfte etwas lebhafter sein und wäre nur 4 km weiter. Schaun mer mal! Danach fahre ich nochmal zum Cap. Diesmal laufe ich zuerst unten am Strand um die Felsen herum, muss dabei meine Radlerhosenbeine ganz hochziehen, weil die Ebbe noch nicht vollständig ist und ich durch das Waser waten muss. Platsch, ganz trocken komme ich nicht davon, aber die Hose ist nur ein bisschen feucht und bald wieder trocken. Dann geht es barfuß hinauf zum Wanderweg und den auch barfuß weiter bis zum Fahrrad zurück. Oben auf dem Felsen packt mich beim Abschiednehmen das heulende Elend. Jetzt nach 3 Tagen kommen die Erinnerungen hoch - z.B. wie ich das erste Mal auf so eine Schieferplatte geklettert bin, mich dort in der Sonne lang gemacht habe und Rei hard mich gesucht hat oder wie Reinhard sich ein anderes Mal beim Fotografieren nasse Füße geholt hat, weil die Flut ihn zwischen den Felsen überrascht hat. Ja, hier am Cap Carteret waren wir beide immer gern. Jetzt war ich nun schon das zweite Mal allein hier. Es fasziniert mich immer wieder. Vor allem kann man hier wirklich super sehen, welche Naturgewalten die Felsen hochgeschoben haben müssen. Als ich wieder beim Fahrrad bin, fluche ich. Ich hatte ausnahmsweise vergessen, den Tacho abzumachen. Er ist zwar noch da, aber irgendwer war dran. Glücklicherweise geht er immer etwas schwer ab. Ich bin üerzeugt, dass ihn jemand klauen wollte, ihn nicht abbekommen hat und aber bei dieser Aktion die Setuptaste gedrückt hat. Es dauert ewig, bis ich aus dem Programm wieder raus bin, da ich nur versuchen kann, mich zu erinnern, denn ich habe die Bedienungsanleitung nicht dabei. Wenigstens die Gesamtkilometerzahl sehe ich zwischendurch.
Mi, 16.08.17 Auf dem Emplacement neben dem meinen quatscht es im Zelt um 7.42 Uhr. Nun gut, stehe ich halt auf und packe. Um 9 Uhr frühstücke ich, halbzehn kann ich auch das Zelt verpacken und um 10 Uhr trinke ich einen letzten grand cafe an der Bar. Danach starte ich. Nach Portbail nehme ich die Nebenstraße, von dort bis Lessay den Fahrradwanderweg und ab da die Straße entlang der Küste bis Agon-Coutainville. Den Fahhradweg kann ich nehmen, weil es trocken ist. Sonst hätte ich auch da die Straße genommen, weil einmal Fahrrad komplett reinigen mir gereicht hat. Außerdem tun diese Kieskrümel der Gangschaltung bestimmt nicht gut. Am Ziel angekommen finde ich auch relativ schnell den ausgesuchten Campingplatz. Er hatte im Internet gte Bewertung, und das Wichtigste - einen Aufenthaltsraum. Eventuell sollte es heute schon Schauer geben, was sich a er nicht bewahrheitet hat. Nach dem Zeltaufbau hole ich fix Milch und Baguette, esse einen Kebab avec frites und fahre nochmal los zum Pointe Agon. Dort soll es einen plage naturiste - auf Deutsch Nudistenstrand - geben, was mir sehr entgegen kommt, da ich am liebsten nackig baden gehe. Ich finde ihn auch, kraxel mit meinem Rad unterm Arm über die Dünen, ziehe mich aus und ab geht’s ins Wasser. Hach, is dat schööööön!!! Hätte ich heute Sex haben wollen, dann wäre das kein Problem. Das erste Mal werde ich von einem älteren Herrn im Wasser angequatscht, das zweite Mal quatscht mich einer an meinem Platz am Strand an und setzt sich wartend genau neben mich. Ich verlagere demonstrativ meinen Platz und er haut ab. Der Pointe Agon ist sowas wie ne Landzunge ins Meer. Es ist Ebbe und man könnte jetzt durch die Bucht rüber nach Renegade laufen. Ansonsten sind es erstmal vier km zurück, scharfe Kurve und dann wieder auf der anderen Seite die 4 km fahren. Danach kehre ich zum Campingplatz zurück, stelle mein Rad ab, mache einen Abendspaziergang auf der Strandpromenade. Es ist tolles Licht für Fotos. Im Meer sieht man die französische Ile Chaussey und die englische Insel Jersey. Und man sieht eine Schlechtwetterfront vom Meer heranziehen. Seit Tagen kündigt meine Wetter-App für Donnerstag Regen an.
Do, 17.08.17 Augen auf beim Einloggen auf dem Campingplatz. Hatte ich doch gestern tatsächlich nicht gesehen, dass abends gleich neben dem Platz jeden Tag Rummel ist und zwar von 16.30 Uhr - 24 Uhr. Bis nach 23 Uhr verziehe ich mich in den Aufenthaltsraum uns spiele auf dem Tablet. Das setze ich später bis halb eins bei ner halben Flasche Rotwein im Zelt fort. Da das Wetter mir gnädig ist und halb zwölf Regen einsetzt, ist auch bald Ruhe auf dem Platz. Heute werde ich erst spät munter, aber es regnet gerade nicht und es geht Wind. Das Zelt ist fast trocken und so packe ich mit Turbogeschwindigkeit alles irgendwie zusammen, baue das Zelt ab und schaffe alles in den Aufenthaltsraum. Dort kann ich dann in Ruhe alles richten und frühstücken. Zwei Stunden nach dem Erwachen fahre ich los in Richtung Granville. Nach wenigen 100 Metern setzt der Regen wieder ein und begleitet mich als Niesel weiter fast bis zum Ziel. Vor Mont Martin sur Mer gibt es sogar kurz einen Fahrradweg - leider mit diesem Gemisch, was sich bei Nässe so schön überal festsetzt. Ich bin heute froh, dass ich vor einem Jahr herausgefunden habe, dass man nicht erst den Riesenkanten von Breville nach Donville hoch muss, wenn man zu dem von mir anvisierten Campingplatz will. Freudig fahre ich die kleine Nebenstraße, die beide Orte verbindet. Die Rezeption hat Mittagspause, aber mein Emplacement, das ich belegen möchte, ist frei und so installiere ich mich schonmal, wasche meine durchgeschwitzte Wäsche und dusche. Heute Morgen gab es nämlich nur Katzenwäsche, weil Duschen extra gekostet hätte. An der Rezeption werde ich wieder erkannt, als sie dann offen ist. Dann fahre ich erstmal einkaufen zu LeClerc. Ich will es mir nochmal so richtig gut gehen lassen. Was nicht mitspielt ist mein Fahrrad. Dreimal springt mir bei Schaltversuchen die Kette vom vorderen Ritzel. Ich gucke mir das genauer an und sehe, dass hinten beim Umschalter schon wieder eine dicke Dreckschicht ist. Mittels einem Stöckchen puhle ich den Dreck heraus und siehe: schalten funktioniert wieder. Nach dem Einkaufen laufe ich nochmal los nach Granville, gehe durch die Straßen und Gassen und dann zurück zum Campingplatz nach Donville. Es sind zwei Städte, die nahtlos ineinander übergehen. Abends um 10 Uhr gehe ich nochmal zum Strand - sind ja nur 100 Meter. Kaum bin ich dort, fängt es an zu pieseln. Ich sprinte zum Zelt und verkrieche mich da.
Fr, 18.08.17 Der letzte volle Urlaubstag ist angebrochen. Ich werde spät wach, aber noch vor neun. Es ist windig und daher das Zelt trotz nächtlichem Regen trocken. Dazu war es ziemlich warm in der Nacht. Schön, wenn man nicht packen muss. Ich beziehe Lager vorm Zelt und frühstücke. Dabei habe ich eine Live-Show, wie man etwas umständlich sein Anhängerzelt zusammenpacken kann. Irgendwie habe ich heute keinen Appetit. Ein Drittel von meinem halben Baguette wandert in den Abfall. Nach dem Duschen biete ich Nachbars an, dass sie meine Wäscheleine mitbenutzen können. Sie haben zwar ein großes Zelt aber keine Leine. Ich bekomme dafür eine Sitzgelegenheit angeboten, die ich aber ablehne, weil ich gerade los will - ohne Fahrrad! Ich laufe nach Granville zum Bahnhof ganz gemütlich, aber es bietet sich kein Ziel an. Dann spiele ich mit dem Gedanken, mit dem Mittagsschiff zur Ile Chaussey nochmal zu fahren und schlurfe in Richtung Hafen, mir dabei die Auslagen in den Schaufenstern ansehend. Vielleicht finde ich was Schönes zum Anziehen. Ist aber alles zu teuer oder zu klein. Inzwischen ist es halb eins. Ich wollte doch schon immer mal in Frankreich Moules et Frites essen. Ich finde ein Restaurant im Hafen, das das Gericht in einer mir genehmen Preisklasse anbietet. Ich werde draußen platziert - nur dass mir der Platz nicht gefällt, da unmittelbar neben mir vier laut schnatternde Franzosen sitzen. Ich fühle mich etwas verloren und werde auch ewig nicht bedient. Nach zehn Minuten gehe ich und finde nur ein paar Meter weiter ein anderes Restaurant, wo ich einen Tisch allein und mehr Distanz zu den Nachbarn habe. Außerdem ist die Bestuhlung wesentlich bequemer. Warten muss ich zwar auch eine Weile, aber hier tu ich das gern. Ich bestelle mir einen Viertelliter Rosewein und marinierte Moules a la creme und frites. Einen Liter Wasser gibt es gratis dazu und was zum Knabbern auch. Das Gute am Warten ist, dass ich beobachten kann, wie man das Gericht isst. So bin ich gut gewappnet, als mein Essen kommt. Es schmeckt wirklich lecker und die Muscheln sind hier wirklich fangfrisch. Hinterher gibt es noch einen cafe (Espresso) und zum Bezahlen muss man nicht auf die Bedienung warten sondern bezahlt drin an der Theke. Am Nachbartisch waren hier übrigens zwei ältere Damen und da ich hier immer sehr höflich und freundlich bin, haben sie sogar mir angeboten, als ich ein Foto von meinem Esen machte, mich zu fotografieren. Ich fand das wirklich nett. Nach dem Essen muss ich erstmal ausnüchtern. Wein am Mittag bin ich nicht gewohnt. Ich stapfe hinauf in die historische Altstadt, spaziere dort herum und laufe die Treppen hinunter in die normale Stadt, damit ich nach Passieren der Strandpromenade die Treppen nach Donville wieder hochsteigen kann. Diese kommen genau im Garten und am Haus von Christian Dior heraus. So, und heute besuche ich endlich das Museum. Es ist viel zum Leben von Dior zu erfahren und viele seiner Kreationen zu sehen. Fotografieren ist verboten, aber die meisten machen heimlich Bilder. Ich spiele Paparazza und benutze als Tarnung für die Kamera den Musemsführer. Anschließend kehre ich zum Platz zurück, schnappe mir mein Velo und fahre zu LeClerc Mitbringsel kaufen. Witzig ist, dass ich heute nach mehreren Zelttouren endlich einen dieser kleinen leichten platzsparenden Campingkocher preiswert erwerben konnte – am letzten Urlaubstag. In Frankreich sind die billiger als in Deutschland. Habe ich halt für nächstes Jahr vorgesorgt. Später höre ich eine Weile der Band auf dem Platz zu - es ist jeden Tag eine andere und zwar nur von 16 - 19.30 Uhr - und gehe am Strand spazieren. Man wird heute so richtig durchgepustet. Nach dem Abendbrot gehe ich nochmal zum Strand Abschied nehmen. Ich s haue der langsam versinkenden Sonne zu und sitze dabei in einer windgeschützten Ecke eines Hauses. Und dann muss ich einfach nochmal zum Wasser und mit den Füßen rein. Für morgen stelle ich mir meinen Handywecker so ein, dass er ab acht alle Viertelstunde Alarm schlägt, da ich nicht weiß, wann ich heute in den Schlaf kommen werde, weil das Pärchen im Nachbarzelt, das heute angereist ist, ewig als einzige auf dem Platz noch laut quasselt.
Sa, 19.08.17 Halb zwölf war nebenan Ruhe, aber ich habe unruhig geschlafen. Um 7.45 Uhr krieche ich aus meinem Schlafsack und fange in Ruhe an zu kramen und zu packen. Das wird wieder eine logistische Meisterleistung, denn ich habe ja gestern noch Sachen eingekauft und der Rucksack was eh schon immer voll. Und ich muss ja alles so verstauen, dass ich in Paris noch durch die Stadt fahren kann und dass ich auch alles schnell fest- und entzurren kann, da ich ja mein Rad falten muss. Schließlich muss ich ja in zwei Züge einsteigen und aussteigen. 10.16 Uhr starte ich dann und bin ne halbe Stunde später am Bahnhof. Habe zwar jetzt noch eine Stunde Zeit, aber die kann ich mit dem Tablet vertrödeln. Im Zug habe ich zwar eine Platzkarte, ich suche mir aber einen schöneren Platz, den mir auch keiner streitig macht. Ich spiele Spider Solitär und gucke mir bis Flers nochmal die Landschaft an, erinnere mich zurück an die hier verbrachte Zeit. Der Fahrkartenkontrolleur kommt. Ohwei, ich hätte mein Ticket abstempeln müssen, obwohl ja eigentlich es nur für diese Fahrt gilt. Aber der Mann ist sehr nett und entwertet es mir. Das hätte ich mal in Deutschland erleben wollen. Mein Fahrrad baue ich schon im Zug wieder zusammen und zurre das Gepäck drauf fest. So steige ich in Paris-Montparnasse abfahrbereit aus dem Zug. Diesmal fahre ich zum Gare-du-Nord keine Umwege wie im letzten Jahr, sause aber daran vorbei. Merke es aber an der nächsten Kreuzung und kehre wieder um. An der Personen- und Gepäckkontrolle stehe ich fast ganz vorn, allerdings macht der Oberaufseher seinem Job alle Ehre. Ich muss mein Rad vorher schon falten. Da ich aber weiß, dass ich bis zu meinem Waggon noch ewig den Bahnsteig lang laufen werden muss, klappe ich es unmittelbar danach wieder auseinander, hänge das Gepäck über den Lenker und kann so entspannt bis zum Waggon laufen. Ich bin froh, als ich endlich alles verstaut habe und sitze. Gleich nach Abfahrt gibt es einen kleinen Imbiss. Ich entscheide mich für eine Art herzhaftes Eclair mit Kräuter-Lachscreme und einen Tee. Später gibt es noch das ganz normale Abendmenu bestehend aus Brötchen und Käse, Couscous mit Chicken und dazu marinierter Salat und als Nachtisch ein sehr schokoladiges Teilchen mit wahlweise Tee oder Café. Dazu genehmige ich mir ein kleines Fläschchen Rosé und später noch ein Döschen Schweppes. Ich liebe es, im Thalys in der ersten Klasse zu reisen, weil da die Verpflegung im Preis enthalten ist. Ab Köln ist kein Service mehr und der Zug schon relativ leer, was ich dazu nutze, bis Düsseldorf meine Fahrrad auseinander zu falten und schon das Gepäck darauf zu schnüren. Pünktlich kommen wir in Düsseldorf an, 20 Minuten später fährt meine S-Bahn. Schon auf dem Bahnsteig und fortgesetzt in der S-Bahn muss ich drei interessierten Menschen meines Alters, die auch gern Rad fahren, alles genau erzählen. Als ich in Düsseldorf-Benrath aussteige, treffe ich noch eien Bekannten, dem ich in der Unterführung noch eine Viertelstunde lang Bericht erstatten muss und Viertel vor 11 bin ich endlich daheim, wo ich mir da einen Vergleich mit einem Schwarzafrikaner gefallen lassen muss.
Es war wie immer eine schöne Reise – auch wenn ich diesmal so einigen Wetterkapriolen trotzen musste, mit Verletzungen und Zähnen zu kämpfen hatte und die Defekthexe mehrfach zuschlug. Ich wurde oft bewundert und bestaunt, dass ich so allein unterwegs bin. Der Vorteil daran ist, dass ich alle Freiheiten habe und auch nie ohne Unterhaltung bleibe, da ich eben mit dem kleinen Faltrad das Ganze mache. Das ist schon immer ein Anhaltspunkt, ins Gespräch zu kommen. Die Leute suche oft den elektrischen Antrieb, den mein Rad aber nunmal nicht hat. Und ich bin stolz darauf, dass ich meinen inneren Schweinehund einige male besiegt habe.
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