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Montag, 02.August 2021

Es könnte alles so einfach gewesen sein, wenn Bahn und Wetter mitspielen würden. Ich wohne in Düsseldorf-Benrath, vier Gehminuten von einem Bahnhof entfernt, an dem sowohl S-Bahn als auch Regionalexpress nach Köln halten, wo kurz vor neun mein EC fahren soll. Aber da seit Wochen auf der Strecke gebaut wird und ein Teil der Strecke durch die Unwetter der vergangenen zwei Wochen geschädigt ist, fährt die S-Bahn im Schienenersatzverkehr und der RE hält nicht in Benrath. Also ab in Richtung Hauptbahnhof . An der U-Bahn-Haltestelle wird mir angezeigt, dass die nächste Bahn in 24 min kommen soll. Also schwinge ich mich auf mein Rad und fahre etliche Stationen.Unterwegs steige ich doch noch in die U um. Fünfzehn Minuten vor Abfahrt des RE bin ich am Hauptbahnhof. In Köln bin ich schließlich halb acht. - ich hatte mir einen Zug Luft gelassen...somit kome ich endlich zwei Stunden nach dem Aufstehen meinen ersten Kaffee ...im Zug nach Basel bleiben die reservierten Sitze mir gegenüber leer...sehr schön. In Basel geht ein ordentlicher Regenguss hernieder. Ich kram die Regensache heraus. Als ich fertig angezogen bin, hört der Regen auf. Dier erst Hälfte des Weges nach Mulhouse fährt sich bescheiden, da es tiefe Spurrillen gibt. Ich bin so froh, als die Strecke endlich asphaltiert ist. Es ist ja heute nicht so heiß. Auf dem Campingplatz muss ich gleich erstmal den Pass sanitaire vorlegen, d.h. einen Nachweis, dass ich vollständig gegen Corona geimpft bin oder einen negativen Test vorlege. Dann wird das Zelt aufgebaut. Es ist neu und ich muss mich erstmal daran gewöhnen. Mein altes Zelt war mir so vertraut. Beim Einkaufen im LeClerc treffe ich auf ein Pärchen aus Leipzig, die bis Santiago de Compostela radeln wollen. Es ist jetzt sei vierzehn Tagen unterwegs. Später fahre ich noch kurz ins Zentrum, um mit meiner neuesten Errungenschaft - einem Smartphone - ein paar Fotos zu machen.

Nachtrag: seit Samstag grübel ich, wo meine Sortierbeutel nach dem letzten Urlaub geblieben sind. Heute habe ich bemerkt, dass sich dort ebenfalls mein Minisitzkissen, meine Rettungsdecke und meine superleichte Allzweckdecke befinden müssen. Das Zeug wird mir fehlen.

 

Dienstag, 03.August 2021

Habe gestern relativ schnell geschlafen. Heute Nacht bin ich munter geworden und war der Meinung, ich befände mich daheim auf meiner Schlafcouch. Wunderte mich, wieso das Kopfteil so weit unten ist. Beim Versuch, es höher zu stellen, habe ich dann gecheckt, dass ich auf der Isomatte liege. Halb sieben werde ich wach, gehe duschen und mache mir einen Pott Kaffee, um bei dessen Genuss schon soweit alles bis auf das Zelt zu verstauen. Dann gehe ich frühstücken. Als ich zu meinem Platz zurückkomme, spüre ich die ersten Tröpfchen von oben. Schnell verstaue ich das Zelt, schwinge mich in meine Regensachen und fahre los. Andere Radfahrer warten erstmal außer einem Engländer, mit dem ich mich zum Frühstück unterhalten habe und der bis Istanbul radeln möchte. Es regnet immer stärker und geht in strömenden Regen über. Ich suche Schutz unter einem Baum. Vor mir liegt noch die Schleusentreppe von Retzviller. Was tun? Weiterfahren oder weiter warten? Unterm Baum wird es auch immer nasser. Ich entledige mich meiner Regenjacke und stülpe das Regenponch über. Da dieses auch den Lenker inclusive Lenkertasche bedeckt, bin ich damit insgesamt geschützter. Luftiger ist es außerdem. In Montbeliard, nach über 50 km Regenfahrt, habe ich Glück, da in zehn Minuten ein Zug nach Besancon ablegt. Ob ich dort dann übernachte oder den Zug nach Dole nehme, mache ich davon abhängig, wie das Wetter ist und wie lange ich warten muss. Limit ist eine Stunde - passt! Kurz nach 17 Uhr checke ich in Dole auf dem Campingplatz ein, baue wie so etliche weiter eintrudelnden Radler mein Zelt im Regen auf, quassele ein wenig mit einer jungen Schweizerin und einem älteren Dänen und mache mich auf den Weg in die Stadt. Beim Versuch zu fotografieren rutscht mir meine relativ neue Gleitsichtbrille herunter und beim Versuch diese aufzufangen, fällt mir das neue Smartphone aus der Hand und landet wie die Brille auf dem Pflaster. Brille ist heil geblieben, das Display vom Smartphone nicht. Aber wenigstens funktioniert das Gerät noch. Mit meinem alten Klapphandy und meiner Fujididitalkamera wäre mir das nie passiert. Die haben einige Stürze weggesteckt. Abendessen genieße ich von der Campingplatzbar, dazu ein großes Bier frisch vom Hahn. Langsam wird mir kalt. Ich verschwinde im Zelt und bringe erstmal Ordnung ins Chaos. Viertel vor zehn bin ich endlich fertig und kann mich endlich langmachen.

 

Mittwoch, 04.August 2021

Um 7.15 Uhr wache ich auf. Der Däne neben mir ist schon am Rumoren. Laut Wetterbericht sollt es ab 5 Uhr regnen. es regnet nicht. Das zelt ist von außen und innen nass. Ich geh erstmal duschen, damit ich wenigstens für wenige Minuten sauber bin. Unter Hilfe eines Pottes Kaffee packe ich in Ruhe alles ein. Das Innenzelt und die Isomatte sehen aus, als wären sie schon oft und nicht erst das zweite Mal benutzt worden. Hätte ich nicht gestern eine Plastikeinkaufstüte erworben und in die Absyde gelegt, wäre es noch schlimmer geworden. Ich bekomme das Zelt fast trocken. Halb zehn starte ich in Richtung Chalon-sur-Saone. Heutiges Ziel ist Chagny, das noch einige km hinter Chalon liegt. Nach einem Drittel der Strecke fängt es an zu pieseln. Im Laufe der Fahrt regnet es immer stärker, sodass ich von der Regenjacke auf's Poncho umsteige. Von Losne nach Pagny fahre ich heute die Originalstrecke. Bisher war ich da immer eine Abkürzung entlang eines Fischerweges mit vielen Löchern entlang gehoppelt. Das ist mir heute zu riskant. Von Pagny nach Seurre düse ich wie immer die D976 entlang. Der Originalfahrradweg ist mir einfach zu lang. In Verdun sur Saone komme ich im strömenden Regen an.danach führt der Weg größtenteils an der Saone entlang. Der Fluss muss vor kurzem auch über die Ufer getreten sein, denn der asphaltierte Weg ist teilweise von Schlamm bedeckt, in dem dicke Spurrinnen sind. Mein Fahrad wackelt ziemlich mit dem Hinterteil. Jetzt nur keine Schlammlandung hinlegen. einmal kann ich das Rad gerade noch halten. In Chalon fahre ich in einem Kreisverkehr zu zeitig ab, was sich im Nachhinein als Glücksfall entpuppt. Bald ist Fragnes ausgeschildert und schließlich lande ich dort am gewünschten Kanal - allerdings auf der falschen Seite. Gut wenn man sich auskennt. Vor zwei Jahren war ich völligt ausgelaugt auf der richtigen Seite und war froh, als ich in naher Ferne eine Brücke sah, die ich benutzte, um zur Patisserie in Fragnes zu kommen. Ab hier sind es nur noch zehn km und durch das falsche Abbiegen habe ich einige km gespart. In Chagny hört es endlich auf zu regnen und später gibt es sogar noch ein wenig Sonne. Abendessen gönne ich nir heute in der Campingplatz eigenen Pizzeria.

 

Donnerstag, 05.08.2021

Als ich heute Nacht mal rausmusste, war es noch trocken. Beim Versuch, wieder ei zuschlafen, hörte ich erst langsam tock, dann immer mehr. Es regnete und das auch noch, als ich halbacht wach wurde. Es gehört eine Menge Motivation dazu zu packen, wenn der Regen aufs Zelt prasselt. erstmal wird alles in vier Häufchen sortiert - packtasche 1, Packtasche 2, Rackpack, Sonstiges. Als ich schließlich mit dem Einräumen der Seitentaschen fertig bin und sie nach draußen befördern will, merke ich, dass der Regen aufgehört hat. Ich ziehe mit meinem gesamten Krempel zu den Sanitäranlagen, wo es so eine Art Carportüberdachung gibt und man auch sitzen kann. Über die dicken Balken hänge ich Außen- und Innenzelt und frühstücke in Ruhe. Um Viertel vor zehn starte ich in Richtung Montchanin, von wo ich den Zug nach Nevers nehmen will. Die 32 km haben es in sich. Der Wind bläst von vorn. Dazu geht es Kanal aufwärts. Zwischendurch geht es auf einem fantastischen Radweg parallel zur D974, geschützt durch Bäume. So stelle ich mir einen Allwetterradweg vor, da dieser auchvor Sonne schützt. Danach kommt allerdings der Hammer mit kurzen steilen Anstiegen bei hohen Schleusen. Der Kanal führt viel Wasser, einige Schleusentore laufen über. Den Bahnhof in Montchanin finde ich nicht gleich, ich lande beim TGV-Bahnhof, muss aber zu dem, wo die Regionalzüge abfahren. 12.45 Uhr bin ich da, 12.58 Uhr fährt mein Zug,halb drei bin ich in Nevers. Ich düse hinunter ins Tal zum Campingplatz. Die Sonne scheint, ich hänge alles zum Trocknen auf, da so ziemlich alles mittlerweile klamm ist. Wäsche kann ich auch endlich waschen. Dann laufe ich hinüber hinauf in die Stadt. I h entdecke heute Stellen, wo ich noch nie war. Hach, ist das schön. Meine Wäsche wird auch alle trocken. Den Tag lasse ich auf dem Platz ausklingen mit Blick auf die Stadt. Verluste gibt es immer wieder: auf dem TGV-Bahnhof segelt mir die Gleitsichtbrille, die ich gerade verstauen wollte, aus den Händen und ein Brillenglas verlässt das Gestell. An dem anderen Bahnhof muss ich meine Visacard aus der Packtasche hole, dabei fällt einer der festgezurrrten Flipflops zu Boden. Das merke ich aber erst, als der Züäug gerade abfährt. Traurig liegt der Latsch neben dem Fahrkartenautomat. Während der Fahrt überlege ich, wo denn eigentlich sein Kamerad abgeblieben ist. Ich entdecke ihn schließlich an der Tür mit abgerissenem Riemen. Nun gut, er wandert in den Müll.

 

Freitag, 06.08.2021

Es ist schlimm, wenn sich Leute seit nachmittags mit Bier zuballern und dann nachts wenn alles schläft, lautstark an ihrem Zelt auftauchen. Aber es war bald Ruhe. Heute morgen um 5.45 Uhr werde ich wach von Gequassel aus dem Nacbarzelt. Wahrscheinlich ist gemeinschaftlicher Toilettenbesuch der Familie angesagt. Ich schlafe nochmal ein und werde halb acht wach. Es hat in der Nacht geregnet. Ich werfe den ganzen Kram in die Taschen und ziehe auf dem Platz eine Etage höher. Dort ist es trocken, da kein Gras vorhanden ist, und ich kann die Wäscheleine wieder spannen. Bald flattern mein Innen- und Außenzelt und diverse andere Sachen daran im Winde. Kurz nach halb zehn starte ich in Richtung St. Satur. Bis zur großen Schleuse in St. Guetin sind es ca 12 km. Danach verfahre ich mich gründlich. Irgendwo habe ich wahrscheinlich ein Hinweisschild übersehen, aber vor mir waren hier auch schon andere Radfahrer. Ich erinnere mich aber nicht, jemals diesen Weg gefahren zu sein. Ich hoppele einen Forstweg entlang, der die Gefahr birgt, jederzeit im Dreck zu landen. Ich bin heilfroh, als der endlich eine Linkskurve beschreibt und ich wieder im wahrsten Sine des Wortes auf dem Damm bin. Das Wetter ist heute meist trocken. Die letzten 5 km der insgesamt 65 geht es zwar leicht bergab, aber dafür bläst der Wind gewaltig von vorn, sodass ich trotzdem treten muss. In St. Satur checke ich auf dem Campingplatz ein, bau mein Zelt auf und das wars. Auspacken kann ich später. Ich will heute endlich nach Sancerre hoch. 3,5 km liegen vor mir, zu Fuß, nicht auszudenken, da hinauf mit dem Rad und Gepäck zu fahren. Es lohnt sich der Besuch dieses Weindorfes. Ich habe auch noch Glück, dass sich am Fuße der Erhebung ein Supermarkt befindet. Somit kann ich auf dem Rückweg gleich meinen Einkauf erledigen. Meine Beine werden immer schwerer, und ich bin heilfroh, als ich endlich wieder mein Zelt erreiche. Beim Abendessen lasse ich mir viel Zeit und dreh anschließend noch eine Runde übern Platz. Dann quassel ich noch mit meiner Nachbarin, einer französischen Krankenschwester, über Route und Covid19. Das alles geschieht auf englisch, und wenn uns die Vokabeln fehlen, dann helfen unsere Smartphones mit google translate.

 

Samstag, 07.08.2021

Vom Kanuclub, der sich gleich neben dem Campingplatz befindet, schallte noch bis halbzwölf das Gegröle von Teenies herüber. Glücklicherweise hatte ich ein Emplacement, wo man das nur gedämpft hörte. Um 7 Uhr werde ich wach. Kurze Kontrolle - das Zelt ist komplett trocken. Also dann mal schnell alles nach draußen geräumt, eingepackt immer mit einem Blick gen Himel, denn es sieht sehr trübe aus, und das Zelt zusammengerollt. Keine Minute zu früh, den es fängt an zu nieseln. Zum ersten Mal lasse ich dabei das Innenzelt eingehängt. Kaffee gibt es heute dazu besonders heiß, da der Platz über einen Aufenthaltsraum mit Wasserkocher verfügt. Kühlschrank und Mikrowelle sind auch vorhanden. Währenddessen hängt mein Tablet noch an der Steckdose. Geschätzt 9 Uhr starte ich. Ziel ist der Campingplatz in St. Benoit, der ca neun km hinter Sully liegt. Es fährt sich gut. Verwundert bin ich in Belleville, als der Weg weiter am Kanal entlangführt, statt wie früher in Richtung Loire abzubiegen, da ein Kernkraftwerk umfahren werden muss. Ist mir auch recht. Und dann geschieht das absolute Highlight. Kurz vor Chatillon in einem Waldgebiet kommt mir ein Mann entgegen. Wie ein Fahradfahrer sieht er nicht aus, aber er bewegt sich rollend. Das kenne ich nur von einem - Alain, einem Franzosen, mit dem ich vor drei Jahren eine Menge Zeit auf meiner Tour verbracht habe und der mit einem Roller, vorn 28Zollrad und hinten 20Zollrad unterwegs war. Wir schreiben uns seitdem. Ich fixiere ihn, wir fahren aneinander vorbei, ich sage “Alain?“, er hält, guckt, kehrt um, und dann liegen wir uns glücklich in den Armen. Er hat mich nicht erkannt, da ich damals mit einem 20Zollfaltrad unterwegs war und ich jetzt mit einem 28er Treckingrad fahre. Wir quasseln lange und nach einer halben Stunde mindestens umarmen wir uns nochmals und fahren in entgegengesetzte Richtungen. Von diesem Erlebnis zehre ich den ganzen Tag. In Gien bin ich nah dran, dort s hon einzuchecken bei dem Gedanken, dass noch vier zig km vor mir liegen. Zwischenzeitlich nehem ich weider eine Abkürzung über die D971, was sich als Glücksfall erweist. Mich hätte sonst das Unwetter, was sich über mich ergießen wird, eiskalt an irgendeiner ungeschützten Anhöhe erwischt. So bin ich gerade in einem Waldgebiet, als der Regen runterrauscht. Ich werfe mein Cape über mich und das Fahrrad, breite meine Arme dazu ein wenig aus, damit auch die Schuhe geschützt sind. Nach einer ewigen Weile kann ich weiterfahren. Es bläst jetzt ein kräftiger Wind von vorn. In Sully komme ich an einem Carrefour vorbei auf der Suche nach einem bestimmten Geldautomat. Es braut sich von oben schon wieder was zusammen. Nach Geldabhebung und Einkauf will ich gerade mein Rad nehmen, da kommen die ersten Tropfen. Kurzer Blick, und ab samt Regencape in eine Nische. Boah, in Windeseile wird aus den Tropfen ein prasselnder Guss. Überall flitzen die Leute zu einem Schutz. Der nächste nicht ganz so schlimme Schauer erwischt mich in Sully auf der Brücke über die Loire. Später gerate ich noch einmal in eine Husche. In St. Benoit stehen beim Campingplatz so viele Jugendliche, dass ich Arges befürchte und noch zehn km bis Chateauneuf anhänge. Um sieben Uhr abends bin ich endlich da. Ich bau mein Zelt auf, esse in Ruhe Abendbrot und laufe nochmal rüber in die Stadt und zum Chateau, um Fotos zu machen.

 

Sonntag, 08.08.2021

Der Tag beginnt halb acht. Der Wind pfeift übern Platz. Das Zelt ist von außen nass, aber innen hat sich kein Kondenswaser gebildet. Duschen, packen, Wetter beobachten, während Innen- und Außenzelt auf der Leine im Wind flattern. Mein Nacbar, ein alter  Niederländer, der au h schon in Nevers campte und mit ddem ich ab und an unterwegs mich unterhalten hatte, sitzt derweil seelenruhig in seinem Zelt. Aus Südwesten pfeift der Wind und von da kommt eine Wetterfront. Da, ein erster Tropfen! Schnell verschließe ich die Taschen, schnappe mir Innen- und Außenzelt und das Groundsheet und bringe alles dorthin, wo man schön gegen Regen- und Wind geschützt essen und sitzen kann. Dann hole ich das rad mit den Taschen und zuletzt Wäschleine und Zeltgestänge. I h spüre meine Füße kaum noch, da es heute Morgen recht kalt ist und ich die ganze Zeit barfuß unterwegs bin. Während ich nun alles verstaue, kriege ich Gesellschaft von einem Dortmunder Ehepaar. Als ich dann endlich frühstücken kann, kommt auch der Niederländer in seinem Liegerad. Trocken sieht er nicht aus. Als er später weg ist, sagt mir das Ehepaar, dass es sich gewundert hatte, dass er so friedlich da saß, während ich schon eifrig packte. Vor allem hatte ich ihn gewarnt. Geschätzt zehn Uhr starte ich. Fahrradspaß sieht anders aus. Den meisten Teil der Strecke muss ich gegen den Wind anfahren, oft in niedrigen Gängen. Ich hänge tiefgebeugt über dem Lenker, sonst würde ich gar nicht vorwärts kommen. Am Nachmittag erreiche ich Beaugency. Juchhu, mein Stammplatz ist frei. Gleich zu Beginn spanne ich die Wäschleine, platziere mein Gepäck, sichere so mein Terrain und mache große Wäsche per Hand. Da ich nicht si her bin, ob diese trotz des starken Windes trocken werden wird, darf sie für 45 Minuten in den Trockner. Während dessen kann ich in Ruhe mein Zelt aufstellen und einräumen. Ich unterhalte mich mit einem kurz nach mir angekommenen Pärchen mit Kleinkind aus Lörrach und später mit einer Frau aus Heidelberg, die ihr Zelt auf das Fleckchen zwischen uns stellt. Letztere ist froh über Tips zu Campingplätzen und vor allem Bahnverbindungen. Fast vergesse ich darüber meine Wäsche. Sie ist fast trocken und darf nun auf die Leine. Ich möchte noch in die Stadt und zum Bahnhof, weil ich am nächsten Tag nach Möglichkeit mit dem Zug bis Angers fahren will. Es ist mittlerweile nach18 Uhr. Essen müsste ich auch langsam etwas. Ich esse im Campingplatzrestaurant Fish and Chips und marschiere dann erst los. Um 21 Uhr bin ich zurück und sitze noch eine Stunde mit der Heidelbergerin am Fluss und quassele.

 

Montag, 09.08.2021

Heute habe ich lange geschlafen. Als ich vom Duschen komme, ist es schon Viertel vor neun. Um 11 Uhr geht mein Zug. Nun aber schnell gepackt! Um zehn frühstücke ich und verlasse den Platz in Richtung Bahnhof. Der Zug nach Tours beherbergt schn mehr Fahrräder als Stellpätze, und wir sind noch vier Radler, die mit ihren Velos mitgenommen werden wollen. Aber auch die passen noch rein. In Tours sehe ich, das ein TER “Loire a velo“ sogar bis Nantes fahren wird. Da dieser erst hier startet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, mitgenommen zu werden. Zwei Stunden später steige ich in Nantes aus dem Zug, und fahre neun km schnurstracks zum Campingplatz. Mein Gegenüber aus dem Zug trudelt zehn Minuten nach mir ein. Ich installiere mein Zelt, plaudere nebenbei mit einem älteren niederländischen Ehepaar aus der Nähe von Venlo, das auch gerade angekommen ist, und fahre dann los zu Decathlon.das sind weitere neun km teils aufwärts. Ich erstehe neue Flipflops, endlich eine Uhr, weil meine wiedermal in Düsseldorf gblieben ist, und ein neonfarbenes kurzärmeliges leichtes Shirt. Meines hatte ich daheim aus Versehen mit ausgezogen, als ich mich für ein anderes langärmeliges entschied. Von Decathlon bis runter ins Zentrum bzw. Zur Ile de machine sind es wieder elf km. Vorher park ich aber mein Rad am Chateau und spaziere durch Nantes. Dass es da vor einem Jahr den Brand in der Kathedrale gab, hate ich schon vergessen. Die Bilder von der Fotogalerie außen am Bauzaun um die Kathedrale herum, machen mich traurig. Auf der Ile war ich bisher nur bis zu dem berühmten mechanischen Elefanten gekommen, der auch außerhalb seiner Halle herumgeht. Heute sehe ich mir alles an, das riesige alte Karussell, den riesigen Kran und noch andere Sachen. Man kann hier super an der Loire promenieren. Sodann muss ich mindestens elf km Rückweg angehen. Spaß hat es gemacht, mal wieder ohne Gepäck zu fahren. Das war Genuss.

 

Dienstag, 10.08.2021

Die Sonne scheint und wird auch bald ein Viertel meines Emplacements erreichen. Also schonmal alles einpacken und dann das Außenzelt umsetzen. Dann wird erstmal in Ruhe gefrühstückt. Was mich wundert ist, dass noch alle Bäume stehen. Mein Nachbar hat nämlich gestern Abend ganz schön gesägt in seinem Zelt. Wie das seine Frau aushält, ist mir ein Rätsel. Mein Partner konnte auch gut schnarchen. Wer weiß, wer ihn alles verflucht hat, wenn er im Dachzelt über den ganzen Platz tönte. Ich hab deswegen immer im Auto geschlafen. Meine Ohrstöpsel sind aber diesmal wirklich gut. Ich hab nichts mehr gehört. So gegen halb elf starte ich. Ab Ausgang Nantes überholen 4 nunge Männer, die nicht grüßen können, und ich uns abwechselnd. In Indre biegen sie schließlich zur Fähre ab. Pech für sie, den Fehler habe ich vor vier Jahren auch gemacht und mir damit eine Odyssee bergauf bergab eingehandelt. Zwei Jahre später habe ich dann geschnallt, dass es wesentlich bequemer ist, wenn man sich an die Originalroute hält und nach Pellerin übersetzt. Zwischenzeitlich überlege ich, wie weit ich heute eigentlich fahren könnte. Paimboeuf wäre eine Option - von da wäre es bis zur großen Brücke an der Loiremündung in den Atlantik noch neun km. Oder übernachte ich in St. Brevin, wo der Eurovelo 6 offiziell beginnt bzw. für mich endet. oder fahre ich über die Brücke bis Zu einem Campingplatz in St. Nazaire. Nachdem ich beschlossen habe, heute den Ozean zu sehen, wird mir die Entscheidung leicht gemacht. Ich komme nach 9 km straffen Gegenwindes an der Shuttlehaltestelle (kostenloser Fahrradbus über die Brücke) vorbei und sehe, wie der Fahrer gerade einsteigen will, mache mich laut bemerkbar und werde noch mitgenommen. Ich darf neben dem Fahrer sitzen. Er staunt nicht schlecht, als ich ihm erzähle, dass ich schon zweimal die Brücke per Fahrrad bewältigt habe und will wissen, ob ich wegen der vielen Autos keine Angst gehabt hätte. Ich sage ihm, dass ich in einer Großstadt wohne und das gewohnt sei. Das versteht er. In St. Nazaire kriege ich in der Touristinfo einen Dämpfer. Nur zwei Campingplätze haben in der Region offen. Bis zum nächsten geht es hoch und runter und ich fahre erstmal daran vorbei. Als ich ihn schließlich finde, ist der complete also voll belegt. Da hilft alles Betteln nicht. Der andere ist weit entfernt. Ich fahre mechanisch die Straße weiter in der Hoffnung auf ein chambre oder ein Hotel. Der Preis ist mir jetzt ziemlich egal. Ich überlege schon wild zu campen, irgendwo bei einem geschlossenen Platz. In Pornichet sind Campingplatz und ander Unterkünfte ausgeschildert. Schließlich finde ich den Campingplatz, an dessen Hinterfront ich schon vorbeigefahren war. Er ist eigentlich nur für Clubmitglieder. Aber hier sind alle so freundlich, dass ich übernachten darf. Spät am Abend wird auch noch ein junger Radlerpärchen eintreffen. Der Reis von 27€ stört mich auch nicht. Zu einem bin ich froh, endlich einen Stellplatz gefunden zu haben, zum anderen sind wir hier am Meer. ich bau schnell mein Zelt auf, es ist inzwis hen sieben Uhr abends, und erkdige mich nach Einkaufsmöglichkeit. Ich bekomme den Weg wirklich gut beschrieben und ernte Gelächter, als ich wieder zurück bin. Ich hatte meinen Rucksack vergessen und nur die Enkertas he am Rad. Die Weinflasche habe ich deshalb in die Flaschenhalterung des Fahrrades gepackt. Dann gehe ich in die Pizzeria. Beim Warten aufs Essen versuche ich die Simkarte des Smartphones, das seit Nachmittag nur noch Bildschirmgeflacker von sich gibt, im Tablet zu platzieren, wo sie nach bis vor kurzem noch war, aber leider ohne Erfolg. Wenigstens genieße ich anschließend noch einen Strandspaziergang.

 

Mittwoch,11.08.2021

Ich wache um sieben Uhr auf und lass es gemütlich angehen. Das junge Pärchen, das gestern erst gegen neun angekommen ist, startet gerade. Wenige Augenblicke später steht der männliche Part vor mir und fragt nach Flickzeug für den platten Reifen seiner Freundin. Mein Zelt verpacke ich fast trocken und gegen zehn starte ich in Richtung Guerande. Davon lasse ich. Ich von meinem Gefühl leiten. Vor Le Baule finde ich den Velocean, verliere ihn wieder, bin irgendwann wieder drauf und da sind es. Ur noch 1,8 km bis Guerande. Verschiedene ausgewiesene Orte habe ich noch in Erinnerung und dazu erzählt mir ein freundlicher Radfahrer kurz die Orte bis Herbignac auf. Ich fahre fast nur Straße. Unterwegs gibt es eine Infotafel, die ich einfach abfotografiere, sodass ich auch zur Barrage de Arzal finde. Ab da fahre ich absolut ohne Kartenmaterial. Wo ich genau bin, weiß ich nicht, nur so viell, dass ich mich ungefähr in nördliche Richtung bewege. Dunkel erinnere ich mich an einen Ort Muzillac, fahre dann aber dummerweise doch über Peaule nach Questembert. In der Touristinfo frage ich nach einem Bett. Die dame telefoniert mehrmals, bis sich nach dem Bahnhof 3 km außerhalb etwas findet. Beim Bahnhof ist auch ein Hotelreytaurant, dass ich wahrscheinlich fälschlicherweise für meins gehalten habe. Ich schleiche um das Gebäuden herum, aber alles ist zu und nirgends eine Klingel. Also gehe ich rüber zum Bahnhof und sitze zwanzig Minuten später im Zug nach Vannes. Ich beschließe bis Auray oder Quimper weiterzufahren. Es wird Quimper, denn dann könnte ich morgen tatsächlich Pont du Raz erreichen. In Quimper suche ich erstmal den Campingplatz, den ich kenne. Ich komme an einem Hotel vorbei, aber die sind complet - also voll. Ich bekomme die Adresse eines anderen Hotels. Auf dem We dorthin sehe ich zwei Wegweiser zu Campings. Locmaria habe ich schon vor vier Jahren nicht gefunden, Penhar sagt mir gar nichts. Nach demvergeblichen Versuch Locmaria zu finden, entschließe ich mich, em Hinweis nach Penhar zu folgen. Nicht lange und ich stehe auf meinem alten Platz. Es ist inzwischen um neun, viertel vor zehn sitze ich gemütlich vor meinem Zelt und futtere ein Panini, dass ich mir wohlweislich in Vannes auf dem Bahnhof gekauft hatte.

 

Donnerstag,12.08.2021

Wenn man sein Zelt keine fünf Meter von den Toiletten installiert hat., muss man mit Lärm rechnen, knallende Türen und Klosettspülung. Wie von Geisterhand war um elf Ruhe. Dafür werde ich morgens um sieben von Gequassel wach. Nun gut, stehe ich halt auf. Das Zelt ist komplett trocken und so bin ich halb neun abreisebereit. Die Rezeption ist erst ab neun Uhr geöffnet. Ich drücke meinen Nachbarinnen einen Zettel mit Name und Adresse und einen Zehneuroschein in die Hand, bite sie das zu übergeben und fahre von dannen. Es geht gleich bergauf, dann bergab und dann stehe ich vor einer National route, wo Fahrräder nicht erlaubt sind. Ich suche mir eine Umgehung, lande irgendwann wieder auf der Straße, die zum Pointe du Raz führt, und ab da keine N-Straße mehr ist. Zwischendurch komme ich wenigstens an einem Intermarche vorbei, wo ich mir erstmal Frühstück hole, denn ich hatte heute außer Kaffee noch nichts im Bauch. Es geht weiterhin auf der Fahrt hoch und runter. Immerhin checke ich Viertel vor zwei auf dem Campingplatz in Plognof ein. Ich will gleich erstmal Wäsche waschen, doch der gesamte Sanitärtrakt ist abgesperrt, weil gerade desinfiziert wird. Erst eine Stunde später kann ich endlich waschen. Diese Stunde wird mir fehlen beim trocknen. Gut, baue ich halt das Zelt af und werfe alles nur rein. Auch verplaudere ich viel Zeit mit einem deutschen Radlerehepaar, etwas jünger als ich. Dann kann ich endlich waschen. Das Ehepaar treffe ich später in der 1 km entfernten Epicerie und abends am Pointe du Raz. Dort erlebe ich auch wie Seenebel über den Atlantik hereinzieht. So kenne ich die Sehenswürdigkeit auch noch nicht. Allerdings ist er nicht so dicht, wie ich ihn kenne. Später ist weg, ich kletter auf einen Felsen und genieße das Rauschen des Wassers des Atlantik.

 

Freitag, 13.08.2021

Gestern Abend um zehn war es schon ruhig auf dem Campingplatz, wahrscheinlich auch weil es kalt war und feucht. Auch in der Nacht herrschten Kälte und Feuchtigkeit und die nicht etwa vom Regen. Meine Sachen hatte ich natürlich gestern nicht trocken bekommen, sie aber vorsichtshalber abgehängt und mit ins Zelt genommen. Nachts steckte ich inclusive Kopf im Schlafsack. Um sieben stehe ich auf. Blick zum Himmel, die Sonne wird bald scheinen. Also packe ich schon mal bzw. befördere alles, was im Zelt ist, nach draußen. Das Innenzelt ist auch teilweise feucht geworden von Kondenswasser, das vom Außenzelt getropft ist. I h hänge es an die Haken eines Gestells, an den früher mal Schaukeln hingen. Gestern hatte ich schon da meine Wäscheleine gespannt. Meine Wäsche kommt auch noch zum Weitertrocknen dahin. Das Außenzelt setze ich um und ich trödele wirklich herum, bis alles halbwegs trocken ist. Halb elf fahre ich endlich los. Mir stecken die beiden letzten Tage in den Knochen. Bis Douarnez komme ich ganz gut voran, aber dann wird es haarig. Einige Male muss ich schieben, weil i h schon bis zum ersten Gang heruntergeschaltet habe. Entweder die Anstiege nehmen ewig kein Ende oder es wird zu steil. Ich beschließe nur noch bis Locronan zu fahren. Irgendwie sagt mir der Ort was. Er soll jedenfalls sehr historisch sein. Und ich habe Glück, es gibt dort einen Campingplatz. Ich folge den Hinweisen und im vierten Kreisverkehr nach nochmal ab und auf biege ich falsch ab, fahre einen km bergab, den ich dann wieder zurück muss, und es geht immer weiter nach oben zum Campingplatz. Auf dem Platz selbst muss ich nochmal eine Etage hochschieben. Als ich gerade auf meinem Emplacement angekommen bin und am zeltauspacken bin, starte mein linker Nachbar sein Auto und benutzt mein Emplacement halb zum Wenden. Das macht der nicht nochmal. Ich stelle mein Fahrrad an den vorderen Rand meines Platzes und spanne in Ermangelung von Bäumen meine Wäschleine zwischen den Hecken, wobei ich auch das Fahrad mit einbinde. Darauf wird Wäsche gehängt. Mein rechter Nachbar komt gerade wieder, will auch auf meinen Platz fahren, um dann sein Auto einzuparken und guckt verdattert. Ich zucke nur mit den Schultern. Nachdem mein Zelt steht, laufe ich in den Ort. Wow, alles ist hier steinalt. Locranon ist faszinierend. Diese wuchtigen Steine mit dem typisch bretonischen Flair. ich genehmige mir einen Crepe mit Emmentaler, bumele durch die Gassen, esse ein bretonisches Gebä k mit Pflaumenmus drin, bummele wieder und hole mir ein bretonisches Bier. Nach zwei Stunden kehre ich erstmal zum Campingplatz zurück, mache Ordnung im Zelt, rasier mir endlich mal meine Stoppelbeine, esse Abendbrot und laufe nochmal in den Ort.

 

Samstag, 14.08.2021

Halbacht werde ich wach, mache Katzenwäsche im Zelt und putze mir dort sogar die Zähne. Leitungswasser habe ich in der Trinkflasche und ausspucken kann ich in die leere Milchflasche, die ich gestern untern Sattel geklemmt hatte und eigentlich entsorgen wollte. Dann packe ich, alles ohne das Zelt zu verlassen. Im Innenzelt ist es deutlich wärmer als draußen, da ich letzte Nacht die Fenster des Innenzelte vollständig verschlossen habe. Allerdings hole ich mir zwischendurch heißes Wasser, denn ohne meinen morgendlichen Pott Kaffee geht gar nichts. Endlich ist mir richtig warm und diesonne kommt auch raus. Ich räume draußen weiter. Als nur noch das Außenzelt steht, kann ich frühstücken. Heute gibt es Pain au chocolate. Um zehn Uhr starte ich umd muss nur ein mal zwischen Kilometer 9 und 10 schieben. Die nächsten drei km werden eine absolute Schussfahrt nach Chatolin. Ich muss zwischendurch bremsen, damit ich nichtzu schnell werde. Gestern wurde ich in Douarnez deswegen angehupt. Ich muss aber das Fahrrad no h ausbalancieren können, wenn ein Malheur passiert. Da hatte ich ein wesentlich langsameres Tempo drauf und plötzlich einen Mantelriss im Vorderrad. Meine Güte, hat da der Lenker geschlingert. In Chatolin ist der Bahnhof natürlich wieder oben auf dem Berg. Der Fahrkartenautomat nimmt nur Visacard mit PIN und die habe ich nicht. Also steige ich in Absprache mit dem Bahnhofswart so ein. Kein Controlleur ist zu sehen. In Quimper fährt tatsächlich ein TER nach Nantes, doch leider muss man am Wochenende einen Stellplatz reservieren. Das weiß ich nicht, und der Fahrkartenautomat in deutscher Sprache weist mich auch nicht daraufhin. Ansonsten hätte er mir die Verbindung für eine halbe Stunde später gar nicht angezeigt. Als der Zug bereitgestellt wird und ich zum Fahrradabteil schiebe, werde ich prompt gefragt, ob ich reserviert habe. Ich sage “oui“ und darf einsteigen. Ich bete zu Gott, dass mein Schwindel nicht auffliegt. Der Zug fährt ab, das Fahrradabteil ist nur halbvoll. Es fahren da übrigens noch zwei Menschen Personal mit, die andere Reisende auf keinen Fall ins Fahrradabteil lassen. Später kommt ein Contolleur, der die Reservierungsbestätigungen sehen will. Es ist der Mann, der mich gefragt hatte. Was tun? Mir kommt die Idee, mein kaputtes Smartphone zu zücken. Jawoll, es sagt noch immer nichts. Als der Controlleur bei mir ist, setze ich einen verzweifelten Blick auf und drücke immer wieder auf den Startknopf. Braves Smartphone, es macht nichts. Der Mann meint “technique“, ich nicke un d sage auf englisch “fell down“. Man sieht es ja auch glücklicherweise. Er antwortet “it's okay“ und mir fällt ein Stein vom Herzen. Bis eine Station vor Nantes bleibt das Abteil nur halbvoll. Kurz nach drei Uhr nachmittags kommt der Zug an, es ist heiß. Gegen vier checke ich auf dem Campingplatz ein, installiere in Ruhe mein Zelt, dusche, wasche, trockne sämtlichen inhalt der Packtaschen durch, fahre nach St. Luce in den Supermarkt, wo ich mir lauter leckere Sachen hole, und habe ein außergewöhnliches Abendmahl. Dann schmökere ich in einer Broschüre über Nantes. Kurz vor zehn fällt mir ein, dass ich mein Zelt nachmittags nur provisorisch aufgebaut habe. Schnell haue ich die Häringe in den Boden und spanne das Zelt ab. Innen sieht es auch wüst aus, weil ich immer nur Sachen reingeschmissen habe. Also ist aufräumen angesagt. Halbelf bin ich fertig und liege auf der Matte im Zelt. Heute Nacht werde ich sicher nicht frieren.

 

Sonntag, 15.08.2021

Viertel nach sieben werde ich wach. Es war eine relativ warme Nacht. Ich konnte mic nur mit dem Schlafsack zudecken und musste nicht reinkriechen. Das merke ich auch an meinen Knochen. Ich hab zwar soviel Platz darin, dass ich ein Bein anziehen kann, aber richtig entspannt liegt man nie. Das Außenzelt hat nur innen ein klein wenig Kondenswasser, aber sonst ist alles trocken. Ich war auch so gescheit, das Zelt auf vertrocknetem Boden und nicht im weichen Gras aufzubauen, denn da hängt der Tau drin. Zum Frühstück gibt es heute Rosinenschnecken. Ich liebe es, wenn Campingplätze einen Baguetteservice anbieten. Früh nur an die Rezeption gehen und die Bestellung frischer Ware abzuholen, ist schon klasse. Halb zehn starte ich. Der Weg bis Oudon ist eine Katastrophe - holprig, steinig und teilweise so schmal, dass gerade zwei Fahrräder aneinander vorbeipassen, daneben gehts gleich steil ab ins Wasser. Auf dem Weg nach Ancencis bin ich die erste bei einer Radlerin meines Alters, die gestürzt ist, weil sich ein Schnürsenkel in das Tretlager gewickelt hat. Sie liegt so unglücklich da, dass sie es allein nicht schafft, aufzustehen. Einige Jogger und Radler kommen auch zu Hilfe, und gemeinsam entwirren wir das Knäuel. Das Knie sieht ziemlich ramponiert aus, aber sie will kein Pflaster, sondern lieber zur Apotheke. Über St. Florentin, wo ich auf einer Treppe im Schatten Mittag mache, geht es immer weiter in Richtung Angers. Es ist wolkenloser Himmel, aber glücklicherweise verlaufen 80 % der Fahrt im Schatten. Der Wind kommt von hinten und ich komme gut voran. In Savonnieres und kurz vor Bouchemaine gehts noch mal nach oben, aber dann ist es wieder flach. Da wo ich mein Zelt aufschlagen will, sind die Sanitäranlagen geschlossen und so hänge ich noch einige km ran bis Pointe le Cie. Leider bin ich jetzt schon so weit weg von Angers, dass ich die Stadt nicht mehr besuchen kann. Halb fünf bin ich da, installiere mein Zelt, pack nur die Thermarest und den Schlafsack hinein. Die Packtaschen hängen offen am Fahrrad, ich gehe duschen und Wäsche waschen und dann spazieren. Danach gibts Abendbrot, wird das Zelt eingeräumt und nochmal spazieren gegangen. Anschließend lasse ich mich in einem Liegestuhl flätzend auf dem Platz von einer Liveband berieseln, während ich Tagebuch schreibe.

 

Montag, 16.08.2021

Letzte Nacht hat es ein wenig geregnet, aber es war eine warme Nacht. Da fällt es einem morgens auch nicht so schwer aufzustehen. Nach der Morgenhygiene fange ich an zu packen. Bald steht nur noch das Außenzelt herum. Zum Frühstück gibt es wieder ganz frisches Baguette, diesmal mit gesalzener Caramellbutter. Mmmm, ist das lecker. Wann ich starte, weiß ich nicht, nur dass ich gegen halb zwei in Saumur ankomme. Die Uhr hatte ich in der Lenkertasche vergraben, und da es morgens nach Regen aussah, hatte i h den Regenüberzug drüber. Vom Regen bleibe ich allerdings verschont. Bis St. Mathurin, wo ich vor nunmehr sechs Jahren das erstemal mein Zelt aufgestellt hatte, fahr ich ab La Daguinere Straße, weil ich keinen Bock habe über löchrige Straßen und Wege zu hoppeln. Es ist kaum Verkehr und es rollt, weil ich wieder Rückenwind habe. Ich wechsele auf die andere Seite der Loire, die jetzt so langsam die Sandbänke wieder freigibt. Bis Gennes ist es auch nicht weiter anstrengend. Aber dann gerate ich versehentlich auf die Route über die Berge. Als der Radweg endlich wieder nach unten gehen soll, prangt da auf der Straße ein Schild “route barree“. Die andere Straße führt wieder nach oben. Nee, nicht mit mir! Ich schieße die gesperrte Straße hinab, schlmmstenfalls muss ich sie wieder hinauf. Alles wir gut. Ich komme gut durch und erreiche bald Saumur. Die Rezeption macht erst ab 14 Uhr wieder auf. Ich postiere mich direkt vor der Tür und futer erstmal was. Nach und nach kommen noch mehr Neuankömmlinge. Da ich schon mal geguckt habe, wo kein Zelt steht und Lärm von Veranden von Bungalows zu befürchten ist, bekomme ich mein Wunschemplacement. Aufbauen, einräumen, dann geht's in die Stadt. In der Touristinfo frage ich nach einer bestimmten Bank, wo mir keine Gebühren fürs Abheben entstehen, habe endlich wieder Geld in der Tasche und gehe einkaufen. Ich komme gerade rechtzeitg an um eine Rundfahrt mit einem dieser Stadtzüge mitmachen zu können. Ist auch bequem. Dann bummele ich langsam zurück auf den Campingplatz, esse Abendbrot, mache Ordnung, gehe duschen und lunger mich auf eine Korbcouch zum Tagebuch schreiben.

 

Dienstag, 17.08.2021

Ich habe schlecht geschlafen. Bis Mitternacht haben zwei am Küchenhäuschen palavert. Aber auch so war ich häufig wach. Um sieben steh ich auf. Das Zelt ist komplett trocken. Ich werfe alles in die Taschen und positioniere das ganze unter einem Zelt auf Stelzen. Dann packe ich das Zelt zusammen und sortiere alles in die richtigen Taschen. Um neun fahre ich los. Bis Montsoreau nehme ich die Straße, da fast die ganze Zeit eine Spur für Fahrräder vorhanden und wenig Verkehr ist und weil ich nicht klettern will. Danach gehts auf dem EV6 weiter bis ...und ab da über Huismes bis Rigny Usse. Ab da fahre ich wieder nach den Hinweisen des EV6 bis Tours. In Brehemont mache ich eine längere Rast, denn da betreibt ein alter Bekannter ein Fahrradhotel mit Werkstatt. In Tours komme ich kurz vor drei an, kaufe ein Ticket nach Amboise und sitze fünfzehn Minuten später im Zug. Viertel vor vier bin ich auf dem Campingplatz und gleich dran an der Rezeption.Das sieht halb sechs schon ganz anders aus. Eine lange Reihe will einchecken. Ich bummele rüber in die Stadt, die nicht nur das Chateau bietet sondern auch Clos Luce, das Schloss, wo Leonardo da Vinci lebte. Nach dem Auffüllen meiner Vorräte suche ich mir ein Plätzchen und futtere erstmal was. Gestärkt laufe ich bis zum Clos Luce und wider zurück und spaziere noch durch die Gassen. Abendbrot esse im Fahradhäuschen, versuche noch das Tablet zu überzeugen, dass es die Simkarte erkennt, was es aber nicht tut, und schreibe Tagebuch.

 

Mittwoch, 18.08.2021

Halb sieben werde ich wach. Das Zelt ist komplett trocken, aber der Himmel sieht aus, als wöllte es gleich losregnen. Im Schlafanzug schaffe ich schnell alle meine Sachen in das Fahrradhäuschen, dass ja gleich neben meinem Zelt steht und in dem sich kein einziges Rad befindet, bau mein Zelt ab und verpacke es. So jetzt kann es regnen, ich habe alles im Trockenen. Ich gehe duschen und räume dann in Ruhe alles zusammen. Halb neun frühstücke ich und zehn vor neun verlasse ich den Platz. Es ist kühl, aber mir wird gleich warm werden, da der Weg nach oben aufs Plateau führt, wo auch das Chateau steht. Ab da geht es nur mäßig rauf und runter, oft auch flache Strecke. Nach ... führt es steil bergab, dann in Schlängeln zur Loire und so 2 - 3 km vor Chaumont soll es nochmal nach oben gehen. Außerdem wären das fünf km. Ich bleibe unten auf der Autostraße und innerhalb von sieben Minuten habe ich Chaumont erreicht. Es ist viertel nach zehn. Einmal klettern kommt noch bis Blois, das ich viertel vor zwölf erreiche. Mein Stammlokal hat geschlossen, aber ich entdecke ein Picknicklokal. Dort gibt es Frites. Die sind nich in Stäbchenform sondern wie geknickte Kartoffelscheiben und superlecker. Auf einer Liegebank mit Blick auf die Stadt und Schuhe aus genieße ich das Mahl. Viertel nach zwölf schwinge ich mich wieder auf mein Rad in Richtung Beaugency. Es ist eine der Geduldsstrecken, bei denen man denkt, sie nehmen kein Ende. Als ich die Türme des Kernkraftwerkes endlich erreicht habe, weiß ich, dass es nicht mehr weit bis Lestiou ist. Dort gibt es eine alte Waschstelle, zwei Becken mit eiskaltem Quellwasser. Eine Pause dort und Füße ins Wasser tauchen ist ein Muss. Als ich weiterfahre, merke ich so langsam, wie gut dieses Eintauchen getan hat. Die Füße werden warm und verkrampfen nicht mehr. Bis zum Ziel sind es nur noch 7,5 km. Zehn vor drei bin ich in Beaugency. Das war heute Rekord für die Etappe. Auf dem Campingplatz ist mein Stammemplacement frei. Ich blockiere es gleich mal nebst der Ausbuchtung mittels Fahrrad und Packtaschen, bevor ich an die Rezeption gehe. Dann stelle ich nur das Außenzelt fix auf und gehe duschen und Großwäsche machen. Alles kommt in den Trockner und ich kann die Zeit nutzen, um den Rest auszupacken und zu positionieren. da die Wäsche nicht komplett trocken ist, aber die größte Nässe nun raus ist, darf der Wind sein Übriges tun. Auf gehts nun zum Leclerc, einem riesigen Supermarkt. Ich bummele entlang sämtlicher Regale. Zum Abendbrot wird es. Iel Nudelsalat und eine Riesenportion Puddingcreme mit frischen Erdbeeren und Schlagsahne geben. Ansonsten wird der Abend meinerseits einfach vertrödelt.

 

Donnerstag, 19.08.2021

Endlich mal wieder länger geschlafen. Gegen Morgen wurde es kühl, so dass ich dann doch in den Schlafsack gekrochen bin. Das Zelt ist komplett trocken. Es stand allerdings genau im Wind. Der Himmel sieht wie schon gestern Morgen trübe aus. Also wie gehabt alles in die Taschen gepackt und Zelt eingepackt. Viertel vor zehn bin ich abreisebereit. Ein Zug nach Orleans würde erst in einer Stunde fahren. So könnte ich es bis Gien schaffen mit den eingesparten dreißig km. Ich entscheide mich fürs radeln. Zwei Stunden später bin ich in Orleans und steuere den dortigen Bahnhof an. Nach Nevers gibt es eine Verbindung, müsste aber in Vierzon umsteigen. Ich radle weiter. Um viertel vor drei bin ich in Chateauneuf, mache dort eine Eispause mit Schuhe aus und nehme die Strecke bis Sully in Angriff. Bis dorthin habe ich noch die vage Hoffnung, nach Gien zu kommen. Aber bis dahin sind es noch 29 km, und ich bin schon 82 km gefahren. Das reicht für heute. Ich checke auf dem Campingplatz ein, installiere mich und laufe rüber in die Stadt. Auf dem Weg zum Carrefour muss ich durchs Zentrum mit seinen engen Straßen. In dem Hauptzubringer zur Brücke ist inclusive aller Nebenstraßen alles verstopft, weil in einer Kurve ein Lkw, der die Intermarches beliefert, ein parkendes Auto mit seinem Auflieger gerammt hat. Nun hat die Polizei alle Hände voll zu tun, den Verkehr umzuleiten. Ich mache meinen Einkauf, setze mich am Chateau, das komplett von Wasser umgeben ist, auf eine Bank, esse ein Eclair und trinke dazu ein Grimbergen Rouge. Danach bummele ich zurück zum Campingplatz, in der Hoffnung, dass ich mich da ins Restaurant setzen kann. Aber da gibt es nur Take away. Also ab zurück in die Stadt, wo ich gesittet am Tisch sitzend eine Pizza genießen kann. Später auf dem Platz finde ich eine ruhige Stelle, wo ich auf einer Bank lümmelnd, mit Sitzkissen unterm Hinten und im Kreuz, Tagebuch schreiben kann.

 

Freitag, 20.08.2021

Kurz vor sieben werde ich wach. Über der Loire, die ich vom Zelt aus sehen kann, und auch überm Platz liegt Nebel. Aber ma kann dahinter die Sonne schon erahnen. Ich dusche fix und packe alles nach draußen - teile mir ja eine Picknickbank mit meinen Nachbarn, die noch schlafen - rolle das Innenzelt zusammen, postiere das Groundsheet außerhalb des Zeltes und schüttele das Außenzelt gründlich durch, das Kondenswasser und die Nebelfeuchte lösen. Alsdann setze ich mich aufs Groundsheet, trinke meinen Kaffee, packe die Taschen und frühstücke anschließend. Was mir ein Rätsel ist, dass sich einige einen Wecker stellen. Ich werde fast immer vom Geplärre der Tauben wach und das trotz Ohrstöpseln. Viertel nach neun starte ich in Richtung Gien. Auf dem Damm radle ich durch Schwärme von kleinen Insekten. Da heißt es schön aufzupassen, dass man die ganze Zeit den Mund zu lässt. Ab und zu versucht eines dieser Biester in die Nase zu kommen, eines schafft es irgendwie hinter die Brille ins Auge zu geraten. Ich beuge mich tief über den Lenker, damit der Helm mich schützen kann. Das hilft tatsächlich. In Gien komme ich nach zwei Stunden an, esse mein erstes Stück Baguette und fahre weiter in Richtung Chatillon. Irgendwo nach St. Bress? verfahre ich mich und komme schließlich aus einer anderen Richtung bei der Kanalbrücke über die Loire an. Voller Konzentration setze ich meinen Weg fort und erwische tatsächlich den gleichen Weg wie auf der Herfahrt auch nach Chatillon. In Beauville muss ich aus den Schuhen raus und aus der Sonne. Meine Unterarme sind mit Bläschen übersät. Auf der weiteren Fahrt bin ich froh, dass ab und zu sich einige Wölkchen vor die Sonne schieben. Kurz bevor die Dammfahrt ein Ende hat, zwingen meine Füße mich zu einer kurzen Pause. Sie reagieren auf stundenlange Fahrt gegen den Wind und damit mehr Kraftanstrengung mit schmerzhaftem Taubheitsgefühl. Also raus den Schuhen und hingesetzt. Fünf Minuten reichen. Zwanzig nach vier erreiche ich St. Satur. Ich bekomme auf dem Campingplatz das gleiche Emplacement wie vor zwei Wochen, packe erstmal viel Sachen aus zum Durchtrocknen und gehe duschen und waschen. Als ich wiederkomme, sehe ich wie einer meiner Nachbarn, ein deutscher Physiker, der in Schweden lebt und arbeitet, versucht, die Häringe ohne Hammer in den Boden zu bringen. Ich borge ihm meinen, kann aber deshalb mein Außenzelt erstmal nur provisorisch aufbauen. Ich mach ein wenig anderen Kram und schau ihm dann einfach zu. Als er fertig ist und er mir den Hammer zurückbringt, kommen wir ins Gespräch. Dann endlich installiere ich mein Zelt fertig, aber noch vor dem Einräumen fange ich mit einem anderen Nachbarn, einem jungen Schweizer, zu quasseln an und schon sitzen wir gebeugt über einer Karte. Da er glücklicherweise auch noch einkaufen gehen muss, hören wir irgendwann auf. Der Physiker ist schon weg, der Schweizer ist verschwunden, während ich alles irgendwie ins Zelt werfe, und wo treffen wir uns schließlich alle? Im Supermarkt in der Frischeabteilung. Später auf dem Campingplatz esse ich mit dem Physiker gemeinsam Abendbrot und lasse mir erzählen, was er speziell arbeitet. Dabei ist von Vorteil, dass ich mal Konstrktionstechnik studiert habe und er damit nicht in Erklärungsnot kommt. Es ist schon nach neun, als ich zum Zelt zurückkehre und endlich alles ordentlich einräume. Danach schreibe ich Tagebuch.

 

Samstag, 21.08.2021

Um sieben wache ich auf und mache mir einen richtig heißen Kaffee, da ein Wasserkocher vorhanden ist. Erstmal tut sich nichts. Der Stecker ist raus und auch der vom Kühlschrank. Dann fliegt alles aus dem Zelt, das Innenzelt kommt auf die Leine und das Außenzelt wird ordentlich geschüttelt, um das Kondenswasser zu entfernen. Als soweit alles bis aufs Zelt verstaut ich, frühstücke ich und gucke den anderen packenden Radlern zu. Schließlich mache ich mich um zehn auf den Weg nach Nevers. Der Wind kommt die ganze Zeit von vorn, was besonderen Spaß macht, wenn man kilometerlang auf dem Damm fährt. Dazu scheint die Sonne. Die letzten elf km geht es zwar an einem Kanal entlang mit Schatten, dafür ist die Fahrt dort holprig, weil der Asphalt nicht gut ist. In Nevers baue ich mein Zelt auf, werfe alles hinein und gehe eiligen Schrittes in die Stadt, weil ich für jemanden eine Creme mitbringen soll, die es nur bei Monoprix gibt. Ich steuere das Office de tourism an, das gerade schließt. Es ist siebzehn Uhr. Aber man beschreibt mir noch, wo ich Monoprix finden kann. Ich finde es tatsächlich, bekomme zwar nicht die Creme, kann aber meine Einkäufe dort erledigen. Auf einer Bank an einem Brunnen lass ich mich nieder, um meine Aprikosen zu essen. Ein abgewrackter älterer Mann setzt sich auf eine andere Bank und quatscht mich voll. Ich stehe auf und gehe weiter. Am Bahnhof schaue ich, wann ein Zug morgen nach Montchanin fahren wird. Entweder halb zehn oder nachmitags halb vier. Hm, ich wollte eigentlich nicht wieder die Zeit in Nevers vertrödeln. Später nach dem Abendbrot und nach Ordnung im Zelt machen rechne ich mal die restlichen Etappen durch. Ich werde irgendwo eine längere Strecke Zug fahren müssen. Vielleicht mache ich es auch wie der Physiker, der es heute doch nicht bis Nevers geschafft hat und der von Nevers über Dijon und Belfort den Zug nehmen wollte. Wäre zumindest eine Option und selbst, wenn ich in den beiden Orten auf den Campingplatz gehe, hätte ich damit drei Tage mehr Zeit. Mal schaun. Nachtruhe wird wohl heute erst spät sein. Die Franzosen haben sich in großen Gruppen auf dem Campinplatz zusammengefunden und sind ziemlich laut.

 

Sonntag, 22.08.2021

Gestern Abend war es noch bis weit nach elf Uhr sehr laut. Schräg gegenüber war ein Familienverband, der zweite eine Etage höher und der dritte dahinter auf der Terrasse eines Häuschens. Ich war so müde, dass ich dann doch weit nach halb zwölf beschloss zu schlafen. Stöpsel in die Ohren, einen Beutel mit Wäsche aufs Ohr gelegt und vor allem habe ich mich im Zelt andersherum gelegt. Es war fast nichts mehr zu hören, weil so noch ein wenig Schall vom neben meinem Zelt stehenden Wohlmobil geschluckt wurde. Eine Stunde später wurde ich wach, weil die Blase drückte. Es wurde noch immer gefeiert. Heute Morgen werde ich zehn vor sieben wach. Zehn Minuten später wäre ich eh geweckt worden. Bei den Familien geht schon wieder das große Treiben los. Autotüren knallen ständig, es wird sich laut zugerufen beim Packen. Da das Wetter sowieso aussieht, als würde es gleich regnen und ich die Hoffnung habe um halb zehn den Zug zu bekommen, beeile ich mich beim Packen. Außerdem ist es mir zu laut. Als ich gerade das Zelt einrolle, fängt es an zu nieseln. Glück gehabt. Ich ziehe mit meinem ganzen Kram zur überdachten Sitzecke und mache mein Fahrrad reisefertig. Um acht kann ich in Ruhe frühstücken und zwanzig nach acht ziehe ich los. Halb neun bin ich auf dem Bahnhof, der Schalter öffnet sonntags erst zwölf Uhr. Glücklicherweise habe ich in den letzten Tagen fleißig mit Scheinen bezahlt und damit jede Menge Ein- und Zwei-Euromünzen. Für eine Fahrt bis Dijon reichen diese nicht, aber bis Montchanin komme ich. Ab da geht es an den Schleusen entlang auf straffe Abfahrt. Um eins erreiche ich Chagny, halb drei habe ich Chalon hinter mir gelassen und halb fünf checke ich auf dem Campingplatz in Verdun sur le Doubs ein. Als die Dame an der Rezeption mir zeigt, wo die Zelter stehen, weise ich auf eine Picknickbank und sage, dass ich mich dort niederlassen werde. Und dann werde ich Zeuge des deutschen Egoismus. Eine Freiberger Radlerfamilie bestehend aus Vater, Mutter, Sohn und Opa, die nach mir angekommen war, hat mitgehört, den Opa in der Warteschlange gelassen und sich das Emplacement mit der Bank gekapert, die noch dazu an der Grenze des Nachbaremp ch kann mir nicht verkneifen zu sagen, dass ich das sehr unfair finde, da ich ja vorher auch ewig gewartet hatte, bis ich auf den Platz durfte. Wenn Blicke töten könnten, wäre die Familien im Laufe des Abend ausgelöscht gewesen. Wie anders war das in Sully - da hat mir das französische Ehepaar direkt angeboten, mit die Bank zu benutzen. Aber die hier postieren ihre zwei Zelte genau so, dass man sich nicht traut zu fragen. Glücklicherweise gibt es ein Partyzelt aber nicht für Partys sondern als Aufenthaltsraum und essraum für Camper. Das habe ich für mich allein. Dann laufe ich halt ein paar Schritte mehr. Nach dem Aufbau gehe ich mir den Ort angucken, bis jetzt bin ich hier immer nur durchgefahren. Habe aber da auch nichts verpasst. Die einzige Besonderheit ist, dass am Ortseingang Saone und Doubs zusammenfließen. Ich werde morgen noch an der Saone entlangfahren und in einigen Tagen wieder auf den Doubs treffen. Dank einer vorhandenen Mikrowelle und einem großen mikrowellengeeigneten Pott mit Deckel, den ich mir in Saumur gekauft hatte, kann ich mir huete eine Dose Cassoulet heiß machen. Beim Verzehr muss ich an die Urlaube mit meinem verstorbenen Partner denken. Cassoulet haben wir beim Campen gern gegessen. Habe ich daheim auch mal selbst gekocht. Es musste allerdins einen Tag durchziehen, dann hat es geschmeckt wie ich es kannte. Nach einer Runde übern Campingplatz, während mein Tablet an der Steckdose hängt, schreibe ich Tagebuch.

 

Montag, 23.08.2021

Halb sieben werde ich heute wach. Ich werfe meinen Kram in die Taschen und positioniere sie im Aufenthaltszelt. Das Innenzelt hänge ich auch dort auf, um die Feuchtigkeit rauszulassen. Das Außenzelt wird ordentlich durchgerüttelt und kann in der gerade aufgehenden Sonne trocknen. Im Aufenthaltszelt habe ich jede Menge Platz zum Sortieren - sollen doch die Freiburger mit ihrer Picknickbank selig werden. Die pennen bis halb acht - da bin ich fast fertig. Fünf vor neun starte ich in Richtung Dole. Da es erstmal nur bergan geht, ist die morgendliche Kühle sehr angenehm. In Seurre mache ich auf meiner Stammbank gegenüber einer Bäckerei zweites Frühstück mit einer Rosinenschnecke. Fast die ganze Zeit habe ich leichten Gegenwind. In dole komme ich kurz nach halb zwei an. Eine dicke schwarze Wolke ist in unmittelbarer Nähe, so dass ich die Rezeption, die erst um zwei wieder öffnet, ignoriere, und mein Außenzelt im unnumerierten Bereich aufstelle, damit ich wenigstens trockenen Boden unterm Zelt habe. Dann gehe ich zu Rezeption, die bald öffnet. Ich bekomme ein numeriertes Emplacement zugewiesen. Diese ist auch ganz schön, hat aber keine Picknickbank. Außerdem sind jede Menge Früchte von einem Baum darauf gefallen. Ich gehe zurück und frage, ob ich mich in den unnumerierten Bereich stellen darf. Es ist kein Problem. Ich stehe übrigens diesmal hier auf diesem Platz nicht an meiner sonstigen Stelle, denn dort hat sich gegenüber eine lärmende Großfamilie niedergelassen. Endlich kann ich nun das Innenzelt einhängen und alles einräumen. Als ich in die Stadt laufen will, bleibe ich bei einer Familie aus Stuttgart hängen, über deren Autokennzeichen ich mich gewundert hatte. Über eine Stunde quasseln wir über alles Mögliche. Sie sind sehr gastfreundlich. Um fünf marschiere ich endlich los. Einen Monoprix gibt es hier nicht, dafür einen Leclerc. Dort bekomme ich auch endlich das Gebäck La figue, dass in der Patisserie ausverkauft war. Es ist allerdins eine Doppelpackung - gut, nummer zwei wird es zum Frühstück geben. Die Stuttgarter haben mir auch einen Tipp gegeben. So überquere ich zum ersten Mal in Dole die Saone und laufe auf der anderen Seite entlang. Ich passiere den Rest einer alten Brücke von 1274, die damals auf dem Weg von Spanien nach Italien lag. Als ich um sieben Uhr abends mich auf dem Campingplatz gerade aufmachen will zum Platzrestaurant zu gehen, sehe ich Opa von der gestrigen Freiburger Familie, wie er den Platz abcheckt. Dieser ist schon ganz schön voll. Bald folgt der Rest der Sippe. Sie bekommen den unnumerierten Bereich angeboten, aber der scheint ihnen nicht zu schmecken. Sie fahren dann mindestens eine Viertelstunde auf dem Platz umher - was sie wollen bekommen sie nicht. Ich sitze demonstrativ auf meiner Picknickbank, die genau auf der Grenze zwischen zwei Emplacement sich befindet. Neben mir ist ein wirklich schönes ruhiges Emplacement noch frei, doch sie nähern sich mir nicht. Später sehe ich, dass sie unmittelbar an der Sanitäranalge ihre Zelte aufgeschlagen haben. Das wäre das letzte, was ich machen würde. Auf das Essen im Platzrestaurant habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Es ist ein Salat mit frittierten Kartoffelscheiben und dazu Minibaguettetoasts mit Ziegenkäse dazu ein großes gezapftes Bier. Da mich beim anschließenden Tagebuchschreiben die Mücken ständig stören (schon am Nachmittag hatte ich trotz Wärme lange Sachen angezogen, weil die Biester dachten, wenn ich beide Hände voll habe mich anzapfen zu können.), drehe ich nochmal eine Runde und schreibe danach im Zelt weiter.

 

Dienstag, 24.08.2021

Aufstehen um sieben und dann in aller Ruhe packen unter Zuhilfenahme einer Picknickbank, die mir niemand streitig macht. Beim Duschen lasse ich meinen Waschbeutel in der Kabine, erhalte ihn aber wieder., Meine Beißschiene, die ich aus Versehen mit dem Handtuch ausschüttele, landet im Gras und ist nicht wieder zu finden. Weil ich unbedingt noch mit den Stuttgartern ein Schwätzchen halten muss, wird es zehn Uhr, bis ich losfahre. Ziel ist Besancon. Schon auf dem Zeltplatz war es ziemlich windig. Leider wird er heute mir meist kräftig entgegenblasen. Der Weg führt mich unter anderem über ein Plateau, wo ich ihn von der Seite habe. Ist auch nicht angenehm. Die Fahrt zehrt an der Substanz. Ich bin froh, als die ersten hohen Felsen zu sehen sind. Ich weiß nun, dass Besancon in greifbarer Nähe ist. Vor Tavaux gilt es nochmal zu klettern. Wenigstens da habe ich keinen Wind und ziehe bis zur Spitze durch. Das habe ich noch nie geschafft, aber sonst war es auch immer bedeutend wärmer. Das ist das einzige Gute übrigens - ich schwitze heut gar nicht, weil der Wind gut kühlt. Vorsichtshalber habe ich mich heute ordentlich mit Lsf 50 eingecremt, denn es ist Verbrennwetter - kühler Wind und Sonnenschein. Ich bin froh, als nach einer Flussbiegung endlich die Zitadelle der Stadt hoch oben auf einem Felsen erscheint. Durch diesen Felsen führen ein kleiner Kanal und der Radweg. Es ist immer wieder ein Erlebnis, da durchzufahren. Nun sind es noch ca sechs km bis nach Chalezeule zum Campingplatz. Es empfiehlt sich, wenn man eh auf diesem Platz übernachten will, erst den Platz anzufahren, sein Gepäck abzuladen, sieben Minuten bis zur Haltestelle zu laufen und dann für 1,60€ mit der Tramlinie 1 in die Stadt zu fahren. Ich mache das so. Ich bau mein Zelt auf, werfe alles hinein, schnappe mir mein Rucksäckchen und kann nach 20minütiger Tramfahrt die Stadt genießen. Der Vorteil daran ist, dass man auf dem Rückweg von der Haltestelle zum Campingplatz an einem großen Carrefour vorbeikommt und Einkäufe machen kann. Besancon strotzt nur nur so von historischen Gebäuden, die teils auf die Römerzeit zurückgehen. Zum Beispiel ist der Porte Niore um 174 n. Chr. gebaut. Wieder zurück auf dem Platz mache ich mich mückensicher, bevor ich mich zum Abendbrot hinsetze und Stullen für morgen bereite. Gegen neun bringe ich erstmal Ordnung in mein Zelt, denn dort herrscht ein heilloses Durcheinander. Halbzehn ist ales an seinem angestammten Platz und ich schreibe Tagebuch - heute im Zelt. 

 

Mittwoch, 25.08.2021

Gut, dass ich in Besancon mein Wunschemplacement bekommen habe, denn da habe ich einen Gitterzaun, der morgens von der Sonne beschienen wird und an dem man alles wunderbar zum Trocknen aufhängen kann. Wann ich genau starte, weiß ich nicht mehr, nur dass ich Doofi erstmal nochmal durch den ganzen Ort runter fahre, um dann zu schnallen, dass ic wieder hoch zum Campingplatz fahren muss, da der EV6 direkt an der Ausfahrt geradeaus weitergeht. Immerhin bin ich stärker als mein innerer Schweinehund, der knurrt, weil ich nicht den Zug nehme trotz Gegenwind. Aber es ist nunmal eine der schönsten Etappen des EV6. Es geht am Doubs entlang, der sich durch ein Tal hochaufragender Felsen schlängelt. Daumen und Zeigefinger haben wieder jede Menge zu arbeiten und ich bin meinem Arbeitskollegen Uli immer wieder dankbar, dass er mir die Schaltung auf Vordermann gebracht hat. Halb vier komme ich in L'isle sur le Doubs an. Die Rezeption ist noch geschlossen, ein weitere Radwanderer kommt, und wir bauen unsere Zelte im hinteren Bereich des Platzes auf. Nach der Anmeldung setze ich mich in ein Cafe und genieße ein Gebäck und Kaffee. Einkaufen muss auch sein und am Bahnhof hole ich mir für den nächsten Tag ein Ticket nach Montbeliard. Als ich zurück bin, sehe ich, dass auf einer kleinen Wiese im vorderen Bereich auch Zelte stehen. Ich komme mit einem Österreicher und einem Schweizer ins Gespräch, bekomme einen Kaffe angeboten und schon sind wir beim Lieblingsthema von Radwanderern - die gemachten Touren. Irgendwann wird es mir kalt bzw. bin ich es leid, den Mücken so ausgesetzt zu sein. Außerdem bekomme ich langsam Hunger. Als ich zu meinem Zelt zurückkehre, merke ich, dass es dort mit der Ruhe vorbei ist. Da steht doch dort ein Wohnmobil, die drei Gören machen Krach für zehn und die Erzeuger sitzen im Auto und sehen fern. Ziemlich schnell ist für mich klar, ich ziehe um, denn im vorderen Bereich ist es wunderbar ruhig. Als der Österreicher mein Vorhaben bemerkt, hilft er mir und kann es verstehn. Dann kann ich endlich Abendbrot essen, er leistet mir Gesellschaft. Er heißt Daniel und ist 46 Jahre alt, lerne ich im Laufe des Abends. Er war auch schon in Besancon auf dem Campingplatz, machte aber den Eindruck, als will er es mit niemanden zu tun haben. Dabei ist er sehr unterhaltsam und ein bisschen triggy. Es ist, als würden wir uns schon ewig kennen und so eine Art Seelenverwandtschaft haben.

 

 

Donnerstag, 26.08.2021

Gestern saß ich bis halb elf mit Daniel zusammen und habe gequatscht über alles Mögliche. Als ich ins Zelt krieche, ist das Außenzelt schon von innen und außen recht feucht und ich bin durchgefroren. Die Nacht war dann auch kalt. Ich war wieder komplett im Schlafsack mit Wollsocken an den Füßen. Halb sieben wache ich auf. Der Platz ist nebelig und die Sonne wir sich bis halb neun Zeit lassen, den Nebel zu durchbrechen. Ich wärme mich unter der Dusche auf und packe langsam. Barfuß dasitzen ist heute nicht möglich, also kommen wieder die Wollsocken über die Füße. So trödele ich herum. Zwischenzeitlich gucke ich nach einem passenden Zug nach Montbeliard. Ich werde den 10.54 Uhr nehmen. Daniel ist auch seit halb acht wach, habe also jemanden zum quasseln. Halb neun kriecht auch ein junger Deutscher aus dem Zelt - ihm waszu kalt zum Aufstehn. Daniel und ich geben ihm Tipps, wie man sich nachts warmhält. Mein Zelt bekomme ich bis zehn Uhr trocken, halb elf fahre ich zum Bahnhof. Es wird nur eine Haltestelle sein, aber i h erspare mir, das Rad wieder einen Berg hoch schieben zu müssen. Daniel wird mir abends in Mulhouse erzählen, dass man sich den Anstieg sparen und unten Straße fahren kann. Ab Montbeliard habe ich fast die ganze Zeit Rückenwond. Ich flitze nur so, obwohl es bis Montruex den Kanal aufwärts geht. Die Abfahrt entlang der Schleusentreppe flutscht nur so. In Dannemarie esse ich etwas in einem Ausflugslokal, bis ich die letzten km in Angrif nehme. Ich trte ordentlich in die Pedale, da eine schwarze Wolke naht. In Mulhouse schaffe ich es tatsächlich, das Außenzelt aufzustellen, bevor die ersten Tropfen kommen. In Ruhe hänge ich das Innenzelt ein und verteile meine Sachen darin. Dann laufe ich in die Stadt als erstes zum Office de tourism. Die Velocarte über alle großen Radwege Frankreichs bekomme ich dort nicht, aber eine genaue Wegbeschreibung zu einem fut aufgestellten Buchladen. Der Verkäufer sucht etwas länger danach und findet sie, nachdem er seine Kollegin befragt hat. Danach geht es zum Bahnhof. Ich möchte morgen den Zug nach Strabourg nehmen und von da nach Saverne radeln. Fehlanzeige! Auf der Strecke wird gebaut und ich käme nur bis Selestat. Erst am Sonntag fahren wieder Züge nach Straßburg. Ich überlege noch, ob ich vielleicht bis Basel einen zug nehme und ab da weiter sehe. Auf dem Weg zum Leclerc kommt mir die Idee zu gucken, wie weit es von Selestat bis Straßburg ist. Nach meiner Schätzung sind es 50 - 60 km. Dann könnte ich die Strecke radeln und dann halt nach Saverne den Zug nehmen. Dann geht mein Plan, am Sonntag in Saarbrücken zu sein, in Ordnung. Mit dieser Idee ist mir gleich viel wohler. Als ich wieder auf dem Campingplatz eintrudele, spricht mich Daniel von hinten an. Er ist gerade angekommen, weil er erstmal auf einem falschen Platz, der noch dazu geschlossen hatte, gelandet war. Immerhin ist es mittlerweile halb acht. Ich esse im überdachten Aufenthaltsbereich Abendbrot, später gesellt sich Daniel zu mir. Wir klönen bis halb elf bzw. Sitzen über meiner Karte mit Velowegen im Elsass. Er schmiedet auch gleich neue Pläne und will sich morgen als erstes diese Karte besorgen.

 

Freitag, 27.08.2021

Brrr, war die Nacht gegen Morgen kalt. Erstmal nehme ich eine schöne heiße Dusche und anschließend heißen Kaffee zum Packen. Ich arbeite hintereinander weg, verputze nebenbei zwei Pfefferminzpudding mit Schoki. Als Daniel aus dem Zelt kriecht, bin ich schon beim Zeltabbau. Ich muss dieses heute nass verpacken. Halb neun lege ich ab Richtung Bahnhof. Für den Zug um 8.46 Uhr bekomme ich keine Fahrkarte mehr, weil der Automat der Meinung ist, dass ich diesen nicht mehr erreiche. Nun habe ich das Ticket für 9.46 Uhr. Ist auch in Ordnung. Ich hole mir ein Pain au raisin, meine Flasche Milch habe ich dabei und schreibe Tagebuch, weil ich das an den letzten beiden Abenden nicht getan habe. In Selestat verfahre ich mich, eine Frau hilft mir und dann fahre ich einfach Straße über Muttersholtz und Wittisheim bis zum Rhone-Rhein-Kanal, an dem der Eurovelo15 entlang führt und dabei Straßburg passiert. 38 km nur Kanal, ab und zu eine Brücke, eine Schleuse oder am Ufer ein Hausboot. Dazu die ganze Zeit wieder Wind von vorn, aber wenigstens den Kanal abwärts. Um drei erreiche ich die Kathedrale, vierzig Minuten später den Bahnhof. Und was sehen meine Äuglein? Es gibt Züge nach Sarreguimines. Ich muss also nicht nach Saverne und mich morgen mit dem blöden Anstieg bei Arzviller und der doofen steilen Treppe mit einer Fahrradschiene, die unglücklicherweise abwärts sich auch noch links von einem befindet, herumplagen. Halb sieben steige ich aus dem Zug, weiß dass der Supermarkt sich auf dem Weg zum Campingplatz befindet und kaufe gleich noch ein, da der Platz sich drei km entfernt auf einer Anhöhe befindet. Um acht checke ich ein. Wie schon vor drei Jahren bin ich fast allein auf einem sehr gepflegten großen Areal. Es ist richtig unheimlich. Die Sanitäreinrichtungen können nur mit einem Schlüssel begangen werden, dafür sind die auch 1a. Auch die Platzbesitzer sind sowas von lieb und freundlich und freuen sich natürlich, als ich Ihnen sage, dass ich diesen Platz in sehr guter Erinnerung behalten habe. Gegen neun esse ich Abendbrot und halb zehn liege ich in meinem Zelt.

 

Samstag, 28.08.2021

Gestern Abend habe ich schon um elf geschlafen. Es war herrlich ruhig. Keine spät schlageden Autotüren. Heute Morgen werde ich halb sieben wach, dreh mich aber nochmal rum und stehe schließlich um sieben auf. Ich lasse mir viel Zeit und bekome somit das Zelt fast trocken. Als ich es gerade eingerollt habe, fängt es an zu nieseln. Ich packe an den Sanitäranlagen geschützt fertig. Viertel nach zehn verlasse ich den Campingplatz in Richtung Saarbrücken und um zwölf Uhr Deutschland. Die Gaststätte “Zur wilden Ente“ an der Grenze hat leider geschlossen. Dafür setze ich mich in Saarbrücken in ein vietnamesisches Restaurant. Was ich da als Mittagsmenu auf dem Teller liegen habe, ist sehr übersichtlich. Ich weiß immer noch nicht, ob ich heute mit dem Zug nach Hause fahren soll oder doch nur bis Koblenz und morgen dann per Rad den Weg nach Hause fortsetze. Die Entscheidung nimmt mir das Wetter ab. Es fängt auf dem Weg an zu schütten. Eine Stunde später sitze ich im Zug. 

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