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Mittwoch 10.07.2019 Vorgeschichte

 

Es geht wieder auf Tour - diesmal nicht mit dem Faltrad. Das war zwar noch in der Werkstatt, hat neue Kassette und Kette bekommen, aber der Schaltgriff hält wohl nicht mehr lange durch und auch der Umwerfer und da es eine spezielle Shaltung ist, konnte man auf die Schnelle nichts mehr machen.

So muss diesmal das große Trekkingrad ran und statt meines 60l-Rucksacks und der Packrolle kommen die normalen Packtaschen und ein Rackpack zum Einsatz. Das Packen dauert eine Weile, da ja die jahrelange Ordnung jetzt eine andere ist. Aber schließlich habe ich alles verstaut.

 

Donnerstag 11.07.2019

 

Ich verlasse mehr als eine Stunde vor Abfahrt des Zuges das Haus und radele zur S- Bahn-Station. Nach zwei Minuten kommt die Durchsage, dass aufgrund eines Stellwerkfehlers die Bahn sich 45 Minuten verspäten wird. Selbst wenn ich warte, werde ich es nicht schaffen, pünktlich am Hauptbahnhof zu sein. Also schwinge ich mich auf's Rad in Richtung Hauptbahnhof. Ich stehe an jeder Ampel. U-Bahn ist unterwegs auch nicht in Sicht. Die Zeit wird knapp und endlich nach 7 km kommt eine ander Linie und bin 8.15 Uhr auf dem Bahnhof. Vorher kommt noch die Durchsage, dass der Fahrstuhl nicht funktioniert und man eine Station weiterfahren soll, um dann mit der Gegenbahn zum Bahnhof zu fahren, die auf einem anderen Bahnsteig ankommt, wo der Fahrstuhl funktioniert. Scherzkekse ! Ich ignoriere alles und nehme samt Fahrrad die Rolltreppe.

Um 8.27 Uhr fährt mein Zug. Beim Einsteigen bekomme ich mehrere helfende Hände. Mein Gegenüber im Zug ist ein netter junger Mann und wir quasseln bis Mainz über Radtouren. Um 13.50 Uhr komme ich in Basel an. Bis ich die Europabrücke von Deutschland nach Frankreich erreiche, verlasse ich die Schweizin Richtung Deutschland, verlasse Deutschland wieder in Richtung Schweiz und verlasse dann wieder die Schweiz in Richtung Deutschland. Die Baustelle nach der Europabrücke hat den Radweg geschluckt, aber das ignoriere ich und so komme ich gut in Mulhouse an. Unterwegs ist es recht feucht von oben, aber ich fahre dem schönen Wetter entgegen. Und Familie Biber scheint heute Ausgang zu haben - etliche sehe ich im Wasser und einer latscht mitten auf dem Radweg herum. Nachdem das Zelt steht und ich es imprägniert habe, fängt die Sucherei an, was in den Taschen wo ist. Auch im Zelt ist eine neue Ordnung angesagt. Der Rest ist das Übliche: Einkaufen, Abendbrot, Tagebuch schreiben.

 

Freitag, 12.07.2019

 

Eigentlich wollte ich heute ja nach Belfort fahren und morgen von dort den Zug nach Besancon nehmen. Die Route ist die ersten30 - 35 km dieselbe, Zeit also nochmal zum Überlegen.

Um 9 Uhr starte ich. Der Wind bläst mir heute oftmals volle Kanne ins Gesicht... und es geht sanft nach oben. Richtig merken werde ich das bei der Schleusentreppe von Retzwiller, wo ich nicht absteige sondern tapfer hochradle. Das “Route Barree“ nach den vielen Schleusen ignoriere ich und das ist genau richtig. Ich komme gut durch und entscheide mich im weiteren Verlauf nicht nach Belfort zu fahren, sondern den Campingplatz in L'Isle sur Doubs anzusteuern und unterwegs mir Montebeliard anzuschauen. Im letzten Jahr bin ich nur vorbeigeradelt, weil ich noch eine Menge Kilometer vor mir hatte. In Montbeliard esse ich erstmal ein Stück Quiche, da ich einen Mordshunger habe, und spiele kurz mit dem Gedanken, heute noch einen Zug nach Besancon zu nehmen, da ich nicht weiß, ob ich es bis Doubs schaffen werde. Seit meiner dreimonatigen Fahrradzwangspause bin ich noch nicht mehr als 68 km gefahre und das heute wird viel mehr werden. Ich versuche es und halte tatsächlich durch, logge mich auf dem Campingplatz ein und verbringe die Zeit mit Duschen, Quasseln, Einkaufen und Volksfest gucken. Hier ist heute die Tour de France durchgefahren - gestern war sie in Mulhouse. Ich werde ulkigerweise der Tour noch eine Weile hinterher fahren. Abends schreibe ich auf einer Treppe im Ortszentrum sitzend bei so einer Art irischer Musik von der Freilichtbühne Tagebuch.

 

Samstag, 13.07.2019

 

Nachdem die Musik zu Ende war, herrschte schon gegen 23 Uhr Ruhe. Nachts hat es leicht geregnet. Ich werfe alles, was im Zelt herumliegt, in die Packtaschen und hänge das Innenzelt an einem sonnigen Ort auf. Auch das Außenzelt wird umquartiert un dann in Ruhe alles gepackt. Zum Frühstück gibt's heute nicht meine Spezialmischung aus 1/2 l Milch und zwei Tütchen Nescafe, da ich gestern vergessen habe, milch mitzubringen. So trinke ich lauwarmen Kaffee. Kurz vor 9 Uhr starte ich in Richtung Besancon und freue mich auf einen Grand Cafe im 30 km entfernten Baum-les-Dames, aber die Gaststäte hat noch zu. So fahre ich weiter - fast immer am Kanal oder am Doubs entlang, die gesäumt sind von großen Felserhebungen. Um 13 Uhr komme ich auf dem Campinplatz, der ca. 7 km vor Besancon liegt, an, baue meine Zelt auf, wasche Wäsche und fahre mit der Tram in die Stadt, um mir die Zitadelle anzuschauen, die hoch oben auf dem Felsen thront. Mühsam erklimme ich Stufe für Stufe, um dann festzustellen, dass da auch ein Bus hingefahren wäre. Innerhalb der Mauern erwarten mich weitere unzählige Stufen aber auch fantastische Ausblicke auf die Umgebung, altes restariertes Gemäuer, Museen und exotische und weniger exotische Tiere.

Gegen 20 Uhr bin ich wieder auf dem inzwischen gut gefüllten Campingplatz. Mir tun ganz schön die Beine weh.

 

Sonntag, 14.07.2019

 

Die Nacht war eine von der kühlen Sorte. Zweimal werde ich wach, weil mir nicht so recht warm ist in meinem Schlafsack. Erst als ich ihn im oberen Bereich zuzurre und mit dem Kopf auch drin bin, schlummere ich süß und seelig ein und werde erst gegen 8 Uhr wach., weil die sonne auf's Zelt scheint. Um 9.50 Uhr sitze ich im Sattel. Erstmal muss ich ja nach Besancon, um dort endlich durch den Tunnel unter derZitadelle zu fahren, den ich vom letzten Jahr durch eine Bootsfahrt kenne. Ist schon ein komisches Gefühl so im Dustern neben dem Wasser zu radeln. Weiter geht es fast immer am Wasser entlang in Richtung Dole. Natürlich sind auch zwei Steigungen eingebaut - die zweite in Barre verweigere ich. Nachdem ich schon 500 m gefahren bin, kehre ich um, lass es rollen und nehme die große Autostraße. Während des Rollens kommt mir eine andere Radfahrerin entgegen mit hochrotem schwitzenden Gesicht - sie wird ca 3/4 Stunden nach mir auf dem Campingplatz ankommen. Ich bin 14.10 Uhr da - Donnerwetter, mit dem Faltrad wäre ich nicht so schnell gewesen. Meine Nachbarn in Dole sind aus Kevelaer zur einen und die Radlerin von vorhin aus Hanau. Man spricht Deutsch. In unmittelbarer Nähe zelten noch zwei junge Männer aus den USA bzw aus der Schweiz. BEIM Aufbau des Zeltes bricht mir ein Gestänge. Glücklicherweise hatte ich mir schon im vorigen Jahr Reparaturhülsen besorgt.

Nach dem Zeltaufbau gehe ich auf Futtersuche in die Stadt, aber es ist Nationalfeiertag - immerhin habe ich ihn vorhin beim Fahren gwürdigt, indem ich auf Deutsch die Marsellaise trällerte - und kaufe mir auf dem Campingplatz kleine eingeschweißte Küchlein mit Honigfüllung. Dann vertrödele ich den Rest des Nachmittags mit Sudoku.

Um 19 Uhr macht auch der Imbiss auf und ich bestelle mir einen lecker Salat mit Bratkartöffelchen und eine Portion Pommes. Ich habe einen Bärenhunger und bin auch bald nicht mehr allein, da sowohl die Hanauerin als auch die Kevelaeraner und die beiden jungen Männer sich zu mir gesellen und auch dort essen. So essen und auasseln wir alle miteinander. Dabei baut auf der Bühne ein Musikerpaar schon mal auf, da ab 21 Uhr Konzert angesagt ist. Ich verschwinde zum Tagebuchschreiben in die Spülküche, weil es dort wärmer und weniger windig ist. Die Musik kann ich auch hier hören. Danach kehre ich zu den anderen zurück und höre gemeinsam mit ihnen zu bzw. Wir singen mit. Gegen 23 Uhr ist die Musik vorbei und alle kehren in die Zelte zurück.

 

Montag, 15.07.2019

 

Auf dem Platz war gestern ziemlich schnell Ruhe, dafür tönten ca eine halbe Stunde mehrere Autohupen aus der Stadt, während auch Privatfeuerwerke veranstaltet wurden. Aber auch das hatte sich bald erledigt.

Ich habe wieder unruhig geschlafen - auch, weil mein Knie muckerte, wenn es auf den Boden neben der Isomatte im Schlaf rutschte. Heute Morgen war ich kurz vor sieben die erst von uns Sechsen, die aus dem Zelt kroch und packte. Um 9 Uhr lege ich ab in Richtung Chalon-sur-Saone. Nach einigen km überholt mich der junge Schweizer. Es fährt sich gut. Zwischendurch ab St.Jean de Losne fahre ich versehentlich eine Abkürzung - eine Art Feldweg - aber ich komme wieder auf dem EV6 aus und treffe anschlißend in Pagny-le-Chateau wieder auf den Schweizer, dem ich empfehle, statt des EV6 die D976 zu nehmen, da das eine Einsparung von 10 km macht und auf der Straße wenig Autos verkehren. Das nächste Mal treffe ich ihnin Verdun-sur-le-Doubs auf einer Bank sitzend. Ich mache auch Mittag und unterhalte mich über den weiteren Streckenverlauf. Er hat Blut geleckt und will nun von Verdun nach Chagny abkürzen und Straße fahren. Mein Tipp vorhin fand er wunderbar. Er verabschiedet sich und fährt weiter. Ich krame in einer Packtasche nach dem Plan, auf dem ich mir die Wegbeschreibung zum Cmapingplatz von Chalon ausgedruckt habe und finde ihn nicht. Ohne gehts nicht und so beschließe ich den Platz in Fragnes anzusteuern. In Chalon ist in einem Kreisverkehr keine Ausschilderung mehr zu sehen, so dass ich instinktiv die letzte Ausfahrt nehme, was sich als Glücksgriff erweisen soll, denn dadurch spare ich wieder km. Ab Chalon geht es ständig bergauf und ein kräftiger Wind bläst meist von vorn. Die letzten 2 km schiebe ich, mir tut alles weh und von einem Campingplatz ist nichts zu sehen oder zu lesen. Dafür ist Chagny ausgeschildert mit 10,5 km Entfernung. Wenn ich jetzt was zu essen und eine Toilette bekomme, könnte ich das nach jetzt schon 90 Tageskilometern noch schaffen. Manchmal werden Wünsche wahr und so komme ich völlig ausgepowert auf dem Campingplatz in Chagny an. Der Schweizer ist natürlich schon da. Ich suche mir einen schönen Platz - ohne meine belgischen Nachbarn mit ihrem sch... Radio wäre er noch besser. Nach dem Zeltaufbau verkrümele ich mich schleunigst bis abends halb elf.

 

Dienstag, 16.07.2019

 

Um sieben Uhr werde ich wach und als ich etwas später vom Duschen komme dudelt Nachbars Radio schon wieder in Belgiens Wohnmobil. Dazu poltert es darin die ganze Zeit so laut, das man denken könnte, es wird auseinandergenommen. Man Packt, stelle ich später fest. Um fünf vor neun lege ich ab. Die 102 km von gestern bemerke ich ein wenig, viel schlimmer ist, das es ständig bergauf geht immer am Kanal entlang. Zudem bemerke ich erst nach einigen km, dass ich vergessen habe, meine Wasserflaschen aufzufüllen. Ich habe gerade ma 1/2 l bei mir. Eine kleine Umleitung führt mich an einer Bar vorbei. Der Mann hinter der Theke füllt mir meine Flaschen aus einem Zapfhahn - Frankreich eben. Bis Montceau-les-Mines zihe ich durch. Dort genehmige ich mir schön im Schatten auf einem fest installierten Stuhl eine längere Esspause. Als ich gerade weiter geradelt bin, holt mich der junge Schweizer ein. Wir sprechen nochmal kurz über die kommende Strecke und dass wir nicht dem EV6 folgen über mehrere Steigungen folgen sondern bis Paray-le-Monial rechts vom Kanal immer der unmittelbar anliegenden Straße folgen. Das wird uns auch etliche km ersparen und ist ein Tipp von mir aus Erfahrung. Übrigens sagt auch er, dass er heute das Gefühl hatte, überhaupt nicht voranzukommen. Dann lasse ich ihn von dannen ziehen. In Paray mache ich nochmals eine längere Pause und verfahre mich anschließend gleich zweimal gründlich beim Versuch, wieder auf dem EV6 herauszukommen. Gegen 17 Uhr trudele ich endlich auf dem Campingplatz ein. Der Schweizer ist schon da und wir quasseln erstmal. Es stellt sich heraus, das er wahrscheinlich vor einer Woche Alain getroffen hat, jenen Franzosen, der letztes Jahr lange mein Gesprächspartner auf den Campingplätzen war und jetzt ohne mich den EV6 nach Budapest fährt. Es war eigentlich gemeinsam geplant. Ich könnte heulen. Nunja, ich gebe dem Schweizer noch die Namen von weiteren Campingplätzen, den morgen werden sich unsere Wege trennen auf dem Weg zum Atlantik. Er fährt weiter den EV6 bis St. Nazaire, während ich nach La Rochelle radele.

Nach Dusche und Wäsche waschen, baue ich endlich mein Zelt auf und gehe für eine Stunde bummeln. Abendbrot gibt es heute in der Campingplatzbar.

 

Mittwoch, 17.07.2019

 

Pläne haben sind das eine, sie auszuführen das andere.

Das Ziel ist La Rochelle am Atlantik - immer noch - aber der Weg wird dorthin ein anderer sein als geplant. Ich werde nun doch den EV6 weiterfahren und erst später gen Süden abbiegen.

Die innere Uhr lässt mich gegen 17 Uhr wach werden. Lust aufzustehen habe ich nicht, weil es im Schlafsack so schön warm ist. Abends ist es immer ziemlich warm und morgens kühl. Da ich heute Morgen die Langsamkeit für mich entdeckt habe, lege ich erst um 9.30 Uhr ab. Eigentlich habe ich den kühnen Plan nach Nevers zu kommen, aber schon auf Höhe Bourbon-Lancy verabschiede ich mich davon. Obwohl ich von Bourbon bis Cronat die Landstraße D973 nehme, weil das kürzer ist, bin ich ganz schön geschlaucht, da es imer wieder stark bergauf geht mit Gegenwind, was das Rollen bergab ganz schön bremst. Der offizielle Radweg ist aber wesentlich länger und noch anstrengender. Ab Cronat nehme ich dann wieder den Radweg bis Decize. Ich bin froh, als ich den Campingplatz erreiche und lasse es da ganz gemütlich angehn. Ich gehe nach dem Zeltaufbau in die Stadt zum Kaffeetrinken und danach mir lecker Abendbrot bei Leclerc besorgen, dass heute ganz zivilisiert mit Teller, Glas, Messer und Gabel stattfindet. Dabei wird Kartenstudium betrieben, danach wie immer Tagebuch geschrieben.

 

Donnerstag, 18.07.2019

 

Gestern habe ich den Abend gemütlich mit einer Fernsehsendung über Westfrankreich.

Die Nacht war ruhig. Ich hatte erst Bedenken, dass meine beiden männlichen Nachbarn rechts von mir schnarchen könnten, aber ich habe nichts gehört. Sie sind übrigens aus London und jeder mit so einer Fahrradrakete unterwegs.

Um 9 Uhr starte ich nach La Charite-sur-Loire. Nevers lasse ich rechts liegen - die Stadt kenne ich schon. Jetzt kommt erstmal für 58 km Neuland, da ich aufgrund einer Reifenpanne im letzten Jahr diese km mit dem Zug zurückgelegt habe. Ich passiere die Kanalbrücke über die Allier mit einer riesigen Schleue dazwischen und dann den Bec d'Allier, wo die Allier in die Loire fließt. Bis dahin bläst mir heute wie so oft der Wind kräftig entgegen. Ab da ist es nicht mehr ganz so schlimm, dafür fahre ich jetzt km-lang auf dem asphaltierten sonnenbeschienenen Damm ohne jeden Schattenspendenden. Das wird morgen noch eine ganze Weile so bleiben. Gegen drei Uhr nachmittags erreiche ich La Charite, finde auf Anhieb den Campingplatz, trödele so richtig schön beim Zeltaufbau und bummele in die Stadt - sogar bis hinauf zum Punkt. Die Stadt liegt auf dem Jakobsweg von Venedig nach Santiago de Compostela und man merkt schon stark den kirchlichen Einfluss. Eine mächtige Kirche und ein Kloster sind hier zu finden.

Wieder auf dem Platz sehe ich, dass inzwischen auch der junge Schweizer eingetroffen ist. Er heißt Severin und ab sofort duzen wir uns. Wir besprechen wie immer die künftige Route. Auf der nächsten Etappe wird es nämlich Anstiege geben, die man gut umfahren kann.

 

Freitag, 19.07.2019

 

Um 6.45 Uhr krieche ich aus dem Zelt - es sieht nach Regen aus. Schnell schmeiße ich alles in meine drei Taschen, schaffe diese in den Aufenthaltsraum, flitze zurück - inzwischen nieselt es leicht - ziehe alle Häringe heraus und schnappe das Außenzelt samt eingehängtem Innenzelt und rette es zu den Taschen, wo es wider ganz abtrocknen knn, solange ich Ordnung in das restliche Chaos bringe. Vor der Ordnung verzte ich aber erstmal eine Wunde unterm Fuß, die ich mir heute Nacht zugezogen habe, als ich auf einen meiner Spezialhäringe getreten bin.

Um 8.35 Uhr bin ich startbereit und fahre an Pouilly, St. Saturin und Cosne vorbei. Den Besuch des Weindorfs Sancerre erspare ich mir auch diesmal. Weiter geht es über Chatillon nach Briare und dort wieder über eine Kanalbrücke über die Loire. Jetzt sind es nur noch 11 km. Als es nur 8 km sind, verabschiedet sich die Luft aus meinem Vorderreifen. Das Pannenspray hilft nicht, weil die Flasche nicht mehr voll ist und so schiebe ich den nächsten km. Ich komme an einem Teich vorbei - super, dann kann ich prüfen, wo der Schlauch kaputt ist. Nur kriege ich weder die Muttern locker, noch den Mantel vom Reifen. Wird eben weitergeschoben bis zur normalen großen Autostraße. Ich halte immer wieder Ausschau nach Lieferwagen, in der Hoffnung, dass mich die letzten 5 km jemand samt Fahrrad mitnimmt. Es kommt was angetuckert, doch er fährt vorbei an meinem Gestikulieren. Ich schmoll noch, da sehe ich, dass er 100 m weiter angehalten ist und mir rückwärts entgegen kommt. Die beiden Männer kapieren, was ich will, laden meine Fahrrad auf die Ladefläche ihres Pritschenwagens und setzen mich direkt vor'm Campingplatz ab. Ich bedanke mich herzlich und mehrfach.

Ganz geruhsam richte ich mich ein. Severin kommt auch bald an und bietet mir seine Hilfe an. Wir bekommen den Mantel nicht runter. Ein älterer Fahrradfranzose kommt hinzu und nimmt das ganze in die Hand. Ein weiterer Franzose bringt einen neuen Schlauch an und schenkt ihn mir. Bald steht mein Rad wieder repariert da. Ich bin so froh. Danach hänge ich endlich meine Wäsche auf, kaufe ein und bummel durch die Stadt. ........sieben Schafe, severin Golfplatz, ich firmengelände

 

Samstag, 20.07.2019

 

Gestern waren auf der anderen Seite des Flusses Boulemeisterschaften bis tief in die Nacht. Man konnte deutlich das Klicken der Kugeln und die Kommentare der Schiedsrichter über Lautsprecher hören. Ich war so k.o.,dass ich trotzdem irgendwann eingeschlafen bin.

Heute morgen war ich lange Zeit der Meinung, dass ich bis 20 nach 7 geschlafen habe, was mich geärgert hat, weil ich heute eine sehr lange Etappe schaffen will. Als ich nur noch frühstücken und das Zelt einpacken muss, stelle ich fest, dass es erst halb acht ist. Was habe ich denn da beim Aufwachen auf meiner Uhr gesehen? Nun gut, dann starte ich heute halt um 8.10 Uhr. Es ist herrlich kühl und ich komme gut voran. Die Abkürzung zwischen St. Gondon und Lion-en-Sullias über die D951 erweist sich als goldrichtig, so vermeide ich die Fahrt über St. Florent mit den starken Steigungen. Einmal reicht. I h passiere Sully-sur-Loire und trinke in Chateauneuf-sur-Loire einen Kaffee. Inzwischen ist Wind aufgekommen uns so werden von den 105 km 60 km, die meist auf Dämmen verlaufen, zur Qual. Immer wieder muss ich schieben, weil das Kräftemäßig einfacher ist. Dabei mache ich mir laut schimpfend - mich hört ja eh keiner - Luft. Vor Orleans ist eine große Parkanlage. Dort kommt mir ein junger Radfahrer auf einem klapprigen Rad entgegen, quatscht mich an und folgt mir, nachdem ich “no francaise“ gesagt habe, im Abstand von fünf Metern. Ich bin ganz allein mit ihm im Rücken, als ich einen Picknickplatz sehe, wo ein Schwarzafrikaner mit seinem Motorrad sitzt und vor sich hinträumt. Ich biege ab zu ihm, bleibe in seiner Nähe stehen und mein Verfolger fährt weiter - dreht sich aber immer wieder um, bis er mich nicht mehr sehen kann. Der Afrikaner begreift, was los war, und nach einer Weile verabschiede ich mich dankend. Ich bin froh, als ich endlich aus dem Gebiet heraus bin. An der Flusspromenade entlang in Orleans schiebe ich, mein Po braucht Erholung. Hinter Orleans will ich abkürzen, muss aber wieder umkehren, was mir drei Zusatzkilometer bringt. In Meung-sur-Loire mache ich noch eine Kleine Mahlzeit aus einer Patisserie, dann ist endlich das Ziel in Sicht. Ich bin in Beaugency. Dort stand ich auf dem Campingplatz noch nie zweimal an der gleichen Stelle. Ich finde einen Platz, wo mir ein Baum eventuellen Regenschutz bieten kann, da es inzwischen stark nach baldigen Regen aussieht. Nach Zeltaufbau und einer Portion Fritten bummele ich rüber auf die andere Seite der Loire in das kleine hübsche Städtchen. Abends dreich noch zu Fuß eine Runde über den Platz, aber Severin scheint tatsächlich nur bis Orleans gekommen zu sein. Nun gut, auch nicht schlimm.

 

Sonntag, 20.07.2019

 

Beim Aufwachen schaue ich diesmal genau hin, wie spät es ist. Um fünf nach neun starte ich, passiere Blois und folge bis Chailles ordnungsgemäß dem EV6 und vorCande-sur-Brevon einer Straße, die mir einen steilen Anstieg erspart. Mein Weg geht sanft in die Höhe und nur zum Schluss in Cande kurz etwas steiler. Weiter geht es über Chaumont mit seinem Chateau, auf dessen Gelände jedes Jahr eine kleine tolle Gartenausstellung stattfindet. Ab da fahre ich die D751, da ich mal wieder keine Lust auf ständiges Hoch und Runter habe, nach Amboise, der Stadt wo Leonardo da Vinci auf Schloss Luce lebte. Hier steht in diesem Jahr alles in seinem Zeichen, da er 500.Todestag hat.

Ich fahre den hiesigen Campingplatz an, da ich weiß, dass es in der Stadt einen Carrefour-Market gibt, der sonntags ab 16.30 Uhr geöfnnet hat. Da ist wenigstens preiswerte Verpflegung gesichert. Beim Zeltaufbau bummele ich herum, schließlich bin ich ja schon um 14 Uhr angekommen. Die Sehenswürdigkeiten brauche ich auch nicht von innen zu besichtigen, da ich schon das vierte Mal hier bin. Aber es ist einfach schon der äußere Anblick und die mit Leben gefüllten Gassen, die mir gefallen.

Übrigens habe ich heute wieder feststellen müssen, dass Radwanderer manchmal ganz schön wasserscheu sind - vor allem, wenn es noch nicht zu warm ist. Hinter Blois wurden die Felder bewässert.

 

Montag, 22.07.2019

 

Heute morgen ist das erste Mal das Außenzelt von innen nass. Alle kämpfen mit dem Kondenswasser. Ich habe als erst ein paar Sonnenstrahlen auf dem Zelt, so dass ich alles trocken verpacken kann. Ich trödele, so dass ich erst 9.20 Uhr losfahre. Bis Lussault nehme ich den EV6, bis Montlouis tapfer die D751 aus dem altbekannten Grund - Steigungen. Aber dann fahre ich nur die Veloroute. In Tours halte ich erst kurz an der Kathedrale, später noch an einer Patisserie, wo ich schön im Schatten mir ein zweites Frühstück genehmige, bestehend aus einem Grand Cafe und einem großen Apfel crumble - das ganze für ganze 3,10 €. Nach Tours kommt bis Savonnieres eine von mir gehasste Teilstrecke, die sich jedesmal wie Gummi zieht, auch jetzt beim vierten Mal. Über Villandry radele ich bis Brehemont. Dort sage ich immer dem netten Betreiber eines Velohotels mit integrierter Werkstatt. Er macht die Rezeption und die Reparaturen und hat mir auch schon mal meinen Bremszug repariert. Es ist dort sehr preiswert und heute erwerbe ich vorsichtshalber einen Ersatzschlauch und mach ne halbe Stunde Pause. Die habe ich gebraucht, denn seit Villandry ist wieder Fahren auf dem Damm der Loire angesagt, ohne Bäume, mit glühender Sonne. Das geht auch nach der Pause noch ein ganzes Stück so weiter, bis es dann endlich in ein Waldgebiet geht.

Wie gern würde ich heute Abend wieder in Chinon sein, aber die Sonne und die Aussicht auf eine lange teils starke Steigung durch Felder ohne jeden Schutz halten mich davon ab und so lande ich auf einem Campingplatz in Savigny-en-Veron, einem kleinen Dorf, wo gar nichts zu gucken gibt. Auch gut, ich bin 82 km gefahren und genieße die Stille auf dem Campingplatz. Nachdem ich mich wohnlich eingerichtet habe, mache ich es mir in einem Campingsessel, die Beine auf einem kleinen Tischlein, einem Bier und meinem Streckenmaterial gemütlich. Ich schlafe fast ein. Tut mir aber gut, diese absolute Entspannung. Auch mein Abendessen nehme ich so ein und Tagebuch schreibe ich auch in dieser Position.

Übrigens wurde ich heute von einem anderen älteren Radfahrer angesprochen wegen meines Zeltes. Es ist ein Karrymor ultralite tent aus England und wird leider nicht mehr hergestellt.

 

Dienstag, 23.07.2019

 

Ich wache doch tatsächlich erst 7.45 Uhr auf. Es war so was von still auf dem Platz. Auch jetzt ist noch kein Leben, keine knallenden Autotüren, kein Gerumpel in Wohnmobilen. Heute packe ich erstmal komplett, bevor ich im Außenbereich der Bar frühstücke. Um 10.20 Uhr sitze ich endlich im Sattel. Bis Candes St. Martin mit seiner tollen Kirche ist es nicht weit. Dort halte ich kurz an. Über Montsorea u mit seinen Höhlen hoch oben im Felsen geht es dann ab Turquant auf der D947 bis Saumur, da der EV6 mal wieder über die Felsen führt. Man hat da oben eine prima Aussicht und es gibt auch sonst viel zu sehen, aber einmal reicht. Diese Entscheidung wird mir noch gut tun. Ab Saumur nehme ich den Radweg rechts der Loire bis St. Martin de la Place, dann habe i h nach 10 km Gehoppel die Nase gestrichen voll und strampele die D952 entlang, was wesentlich effektiver ist. In St. Mathurin sur Loire mache ich auf dem Boden sitzend im Schatten des kleinen Supermarktes Mittag. Dieser Ort hat auch einen Minicampinplatz, auf dem ich vor nunmehr vier Jahren meine allererste Nacht allein in meinem eigenen Zelt verbrachte und damals überlegte, auf was ich mich da eingelassen habe.

Bis La Dagueniere fahre ich auch wieder Landstraße statt den Umweg über die Minidörfer - den anderen Weg finde ich nicht so spannend und er ist wesentlich länger. Die Sonne knallt vom wolkenlosen Himmel und ich nehme im Ort angekommen, den Weg durch den Ort, um wenigstens mal Schatten durch die Häuser zu bekommen. Dabei finde ich eine Bank unter einem Baum beim Rathaus. Ich ziehe meine Schuhe aus und mache mich lang. Da wenigstens dazu leichter Wind über mich streicht, ist es Erholung pur. Leider muss ich irgendwann weiter. Bis Les Ponts de Ce südlich von Angers sind es nur noch 8 km. Dort in der Nähe ist der Campingplatz. Ab und zu kommt ein Baum auf dem Weg und bei jedem kleinen Schatten spüre ich diesen ganz bewusst. Kurz vorm Ziel habe ich das Gefühl, dass mein Kreislauf bald zusammenbricht, obwohl ich wirklich ausreichend getrunken habe. Die heiße Plörre aus meinen Wasserflaschen bringt auch keine Erfrischung. Auf dem Platz lasse ich mich erstmal ins Gras fallen und frage dann meine holländischen Nachbarn nach dem nächsten Wasserhahn. Mich lechzt es nach vielen Schlucken kaltem Wasser bei mittlerweile 40 Grad. Nach einer Weile bin ich soweit, dass ich auch den Zeltaufbau und eine Großwäsche in Angriff nehmen kann. Der große Supermarkt soll 2 km entfernt sein - Fahrradfahren will ich heute nicht mehr, den Markt zu Fuß zu erreichen schlägt quer. Also kaufe ich doch in der kleinen Epicerie ein.

Nach Abendbrot und Kartenstudium mache ich mich auf die Suche nach einem Ort, wo ich ungestört von Ameisen in Ruhe Tagebuch schreiben kann. Gleich am Eingang des Campingplatzes gibt es eine Oase mit Liegestühlen und Sand und auch Tischen und Stühlen. Einer der Liegestühle wird von mir belegt, eine Steckdose gibt es auch und so kann ich schreiben, während mein Tablett lädt.

Übrigens habe ich mit der heutigen Fahrt schon insgesamt 1001 km zurückgelegt.

 

Mittwoch, 24.07.2019

 

Die Nacht war warm und ich habe die meiste Zeit im Zelt außerhalb meines Schlafsackes zugebracht. Trotzdem habe ich gut geschlafen und bin wieder erst 7.45 Uhr aufgewacht. Rings um mich wird sehr leise gepackt und so fange ich diesmal im Zelt an zu packen. Als ich schließlich herauskrieche, sind alle weg. Einen Teil treffe ich später bei der Oase beim Frühstück. Und ich starte trotzdem 9 Uhr. Leider büße ich Zeit ein, weil ich gleich am Anfang eine Ehrenrunde von ca 4 km drehe. Ich ärgere mich gewaltig, weil ich heute wieder eine größere Strecke schaffen will und jeder Kilometer zusätzlich bei der Wärme schlaucht. Über Bouchemaine, Montignan sur Loire geht es erstmal bis Ancenis. Obwohl ich auf einem schattigen Rastplatz eine längere Pause eingelegt habe, bin ich ziemlich k.o. und ich habe immer noch 28 km vor mir. Ich fahre heute ständig gegen den Wind und zwischen Montignan und St. Florentin fährt man ungeschützt auf einer Art Damm auf Asphalt. Danach darf man ihn verlassen und an den kleinen Landstraßen sind öfters Bäume. In Ancensis lasse ich mich in einem Lokal nieder und mache lange Pause. Leider haben die nichts Vegetarisches für mich. Aber ich sitze bequem und esse dann meinen letzten Rest von meinem zwei Tage alten Käsebaguette. Bis zum nächsten Ort Oudon sind es 9 km. Da könnte ich auch mein Zelt aufschlagen, aber nun bin ich bereit, an meine Grenzen zu gehen. In oudon kommt mir ein kleiner Supermarkt wie gerufen - ich kaufe eine Banane und fünf Aprikosen. Nach einem weiteren km sind nur noch drei Aprikosen übrig, da ich die anderen Früchte gierig verschlinge. Weiter führt ein teilweise sehr holpriger aber auch oft schattenspender Weg über Mawes und Thourat zum Campingplatz, der zehn km vor Nantes liegt. Zwischendurch wird nochmal eine Pause eingelegt und barfuß das Rad geschoben.

Auf dem Platz angekommen spanne ich als erstes meine Wäscheleine und gehe erstmal duschen und Wäsche waschen, bevor ich das Zelt aufbaue. Zum Abendbrot am Foodwagen gibt es heute zwei Galettes mit Raclettekäse und danach ein Bier.

 

Donnerstag, 25.07.2019

 

Heute bin ich mal 6.35 Uhr aufgewacht, habe dann aber vorsichtshalber die Ohrstöpsel herausgezogen, damit ich nicht wieder bis acht penne. Es klappt. Um 7.15 Uhr krieche ich aus dem Zelt und lasse mir viel Zeit. Es ist schwül auf dem Platz. 9.20 Uhr starte ich letztmalig in Richtung Atlantik, den ich heute erreichen will. Durch Nantes bin ich zügig durch - Deutschland sollte sich an Radwegausschilderungen mal ein Beispiel nehmen. In Couleron führt der Radweg über eine Fähre. Danach geht es kilometerlang schnurgerade immer an einem Kanal entlang und nur das letzte Stück bis Pamboeuf. Unterwegs komme ich an einem Campingplatz vorbei mit angeschlossenem Restaurant, wo ich mir einen Salat genehmige. Bis dahin also alles easy und nicht wie vor zwei Jahren eine Odyssee hoch und runter, weil ich die falsche Fähre genommen habe. Ab Pamboeuf wird es richtig anstrengend. Ich nehme die kurze Ausweichroute direkt entlang der Loire und mir pfeift der Wind ordentlich entgegen. 9 km können so endlos werden. Ich bin die froh, als ich an der Loiremündung die riesige Brücke nach St. Nazaire erreiche und nach Süden aud den Velo Ocean auch EV1 genannt abbiegen kann. Den zweiten Campingplatz, der mir begegnet, nehme ich. Habe schon mehr Platz gehabt, aber für eine Nacht wird es gehen. Dafür liegt er direkt am Meer und kostet mich nur 9,10 €. Nach Aufbau und Einkauf verziehe ich mich mit meinem Abendbrot an den Strand und laufe endlich barfuss durch's Wasser. Auf der anschließenden Suche nach einem Platz, wo ich Tagebuch schreiben kann, lande ich in einem Park, in dem gerade Livemusik ist. Auch gut, habe ich ein wenig Unterhaltung.

 

Freitag, 26.07.2019

 

DerAbend auf dem Campingplatz war gestern Abend ziemlich laut. Erst war bis 23 Uhr Animation, dann schrien Und tobten bis Mitternacht noch im Animationsbereich ältere Kinder umher.

Heute Nacht muss es etwas kräftiger geregnet haben, da auf den Wegen des Platzes Pfützen stehen und Tropfen auf den Zelten hängen.

Ich stehe um 7.15 Uhr auf und verlasse den Platz um 9.20 Uhr. Wo ich heute landen werde, weiü ich nicht, ich bin auf dem Velo Ocean. In Saint Micel Chef Chef fängt es anzu regnen. Dazu ist die Route teils nicht gut ausgeschildert bzw. Von Gesträuch überwachsen, so dass ich doch recht lange bis Pornic brauche, wo ich schön durchnässt ankomme. Das Städtche gefällt mir gut und in Anbetracht des Regens, der allerdings schon nachgelassen hat, steuere ich das Office de tourism an, auch wenn ich noch nichtmal vierzig km hinter mir habe. An den drei Zeltplätzen, die alle nebeneinander liegen, sind keine Radwandererpreise angegeben. Alle Preise sind für minder zwei Personen mit Zelt und Auto angegeben und würden bei mindestens 30 € liegen. Sei es drum, muss ich halt in den sauren Apfel beißen. Ich bin nass genug. Ich frage bei dem Platz mit dem wenigstens Schnickschnack und tatsächlich kostet es für mich nur 10 €. Super! Ich bau nur das Zelt auf, wische meine Packtaschen trocken und stelle sie unausgepackt ins Zelt. Dann laufe ich die halbe Stunde vom Campingplatz in die Stadt. Da Schuhe und Strümpfe immer noch ordentlich nass sind, ziehe ich sie nach 500 m aus und laufe barfuss weiter, weil sich einer der Füße verkrampft. Inzwischen ist es 16 Uhr und mein Magen knurrt, da er seit dem Frühstück nichts mehr bekommen hat. Ich sehe eine Chi-Chi-Bude (Currosbude) - das ist es! Dann mache ich mich auf die Suche nach einem Geldautomat einer bestimmten Bank, da meine Partnerbank in Deutschland dann keine Gebühren berechnet. Vorher komme ich an einem Schuhladen vorbei, wo ich tatsächlich für 10 € Schuhe bekomme, die eigentlich zum Schwimmen gedacht sind. Ach ist das herrlich, endlich wieder trockene warme Füße zu haben. Geldautomat ist auch 50 m weiter und so gucke ich mir Pornic gründlich an und setze mich anschließend in ein Restaurant zu einem Grimbergen rouge und einer Galette complete, nur dass ich statt Schinken Champignons haben will, da ich Vegetarier bin. Und das nicht auf Englisch bestellt sondern in der Landessprache. Danach marschiere ich wieder zurück zum Campinplatz, hänge alles auf, was trocknen muss und richte mein Zelt nun auch innen wohnlich ein. Tagebuch schreibe ich in der Bar beim Klacken der Billardkugeln.

 

Samstag, 27.07.2019

 

Ich hasse Animation auf Campingplätzen. Gestern ging das Musikraten mit Hilfe der Anfangstakte bis halb zwölf nachts. Danach dudelte noch ewig etwas leiser die Musik und bis auch der letzte laut schnatternd an meinem Emplacement vorbeigezogen war und ich endlich schlafen konnte, war es halb eins. Trotzdem bin ich 7.15 Uhr aufgewacht und habe den Tag gemächlich angehen lassen, so dass ich erst 10 Uhr gestartet bin. Schon heute Nacht habe ich beschlossen, meinen Weg nach La Rochelle nicht fortzusetzen, da ich meinen Schlaf brauche und das an der Atlantikküste nicht gewährleistet ist. So mache ich mich erstmal nach Saint Pere en Retz auf und entscheide mich da, über St. Brevin nach Saint Nazaire zu fahren. Ich verzichte bis St. Brevin auf den Velo Ocean und nehme stattdessen die Straße. Statt wieder 39 km hoch und runter umherzuirren, bin ich nach 26 km da. Ja und dann lese ich an der Velo-Shuttlebus-Haltestelle, dass der nächste Bus über die Riesenbrücke von 3,2 km über die Loiremündung erst in fast zwei Stunden fährt. Eine sechsköpfige Familie mit zwei jüngeren Kindern dabei radelt davon und ich beschließe, die Brücke per Rad zu überqueren. Habe ich das mit meinem kleinen Faltrad geschafft, so werde ich das wohl mit dem großen Rad auch hinkriegen. Die Familie habe ich auf der Brücke bald eingeholt. Sie schieben und da die Radspur gerade eine Lenkerbreite hat, muss ich auf die Autospur ausweichen. Ein waghalsiges Unterfangen. Einmal muss ich beim Anstieg, den ich im ersten Gang mit 7 kmh bewältige, anhalten und duchschnaufen, dann geht es mit mindestens 30 kmh abwärts. Ich habe schon ein bisschen Schiss und denke so daran, wie unverantwortlich es ist, Kinder im frühen Grundschulalter auf dem Fahrrad über diese Brücke fahren zu lassen. Ein Blumenstrauß an den Brückenstreben lässt erahnen, dass es schon Tote gegeben hat. In St. Nazaire versuche ich, den Velo Ocean zu nehmen, verpasse aber mal wieder eine Abfahrt. Fahre ich also weiter küstennah, da der Radweg irgendwann wieder kreuzt. Durch Pornichet schiebe ich die ganze Zeit mein Rad entlang der Strandpromenade und mache damit aus der Not eine Tugend. Ich muss mich nicht gegen den Wind stemmen und mein Hintern kann sich erholen. Als Pornichet endet und damit La Baule anfängt, fahre ich wieder und bin bald wieder auf dem Velo Ocean, auf dem ich bis Guerande bleibe. Mein Plan erstmal mein Zelt aufzubauen und dann nochmal zurück zur Stadt zu fahren, geht nicht auf. Ich soll über 40 € löhnen. Dann nehme ich mir doch besser ein Zimmer im Hotel, aber alles ist ausgebucht. Glücklicherweise bekomme ich eine Karte, wo auch alle Campingplätze in der Umgebung eingezeichnet sind. Und tatsächlich finde ich in Careil einen Platz für 10 €. Der Supermarkt in 1 km Entfernung hat auch gerade noch auf, so dass ich auch noch Obst, Coleslaw und Pfefferminmousse mit Schokolade drin bekomme. Beim Schwimmingpool befindet sich ein lang ni ht benutztes Veranstaltungszelt, in das ich hineinschlüpfe. Die drei Stühle und Tische sind etwas verdreckt, aber mir ist das egal. Ich verschließe das Zelt so gut wie möglich und so kann ich ungestört mein Abendessen vertilgen und Tagebuch schreiben.

 

Sonntag, 28.07.2019

 

Um 7.15 Uhr habe ich noch keine Lust aufzustehen, also wird es fast acht Uhr. um zehn Uhr starte ich. Da mir heute Morgen bewusst geworden ist, dass die Hälfte des Urlaubs schon vorbei ist, muss ich nun langsam überlegen, wie der Rückweg aussehen soll. Der erste Gedanke ist kühn - erstmal zurück nach Nantes. Wenn der Wind mitspielt und ich ihn im Rücken habe, ist es machbar. Bis St. Nazaire nehme ich aber nicht den gleichen Weg sondern fahre noch mehr Küste entlang. Und es rollt, trotz mehrmaligem Hoch und runter. Über die große Brücke von gestern will ich nicht nochmal radeln. Der Velotransfer steht schon da, fährt aber erst in einer Stunde. Nun gut, der Fahrer sitzt im Wartehäuschen und macht Mittagspause, ich setze mich dazu und mache mit. Schließlich bin ich schon 38 km gefahren und bis Nantes sind es mindestens noch 65 km. Als wir dann fahren, habe ich endlich mal die Muse, mir die Loiremündung von oben anzuschauen. Auf der anderen Seite nehme ich wieder den Weg entlang des Flusses. Und der Wind schiebt. Vor drei Tagen bin ich in entgegengesetzter Richtung fast verzweifelt und mit 10 - 11 kmh und teilweise Schieben gefahren. Pamboeuf ist schnell erreicht, Fossay auch, aberdann kommt diese endlos lange Strecke entlang des Kanals. Doch auch die geht irgendwann zu Ende, nun noch die Fähre in Pellerin und dann ab nach Nantes. Ich entdecke eine kürzere Strecke, bin schnell durch die Stadt durch, habe aber den Eindruck, dass die letzten acht km bis zum Campingplatz gar nicht vergehen wollen. Aber irgendwann erreiche ich auch den, baue mein Zelt auf und hänge alles, was klamm ist, zum Trocknen auf. Heute Morgen war noch die Nachtfeuchtigkeit drin und dank der Sonne auf den Packtaschen hat alles geschwitzt. Glücklicherweise waren die Außentemperaturen nicht so sehr hoch. Zu Essen bekomme ich auf dem Platz auch und so kann ich ungewöhnlich spät mein Tagebuch schreiben. Ja und wie geht es nun weiter? Über Angers nach Domfront entlang der Maine und dann nach Paris oder mit dem Zug an die Nordküste Frankreichs und dann entlang der Küste nach Deutschland oder einfach weiter die Loire zurück bis Orleans, aber auf der anderen Seite und dann über Nancy nach Saarbrücken? Ich werde die sprichwörtliche Nacht darüber schlafen müssen.

 

Montag, 29.07.2019

 

Heute Nacht war es frisch. Ich musste tatsächlich den Schlafsack oben zuzurren, so dass nur noch das Gesicht draußen war und selbst das nicht immer. Das Außenzelt ist inne und außen nass. Noch dazu hatte ich vergessen, das Lüftungsfenster aufzustellen. Um 7.15 Uhr sitze ich im Zelt umschlungen mit dem Schlafsack, die Füße draußen und habe überhaupt keine Lust, mich auch nur einen cm in die morgendliche Kühle zu bewegen. Es nutzt nichts, ich muss das Innenzelt ausräumen und zum Trocknen aufhängen, weil alles irgendwie klamm ist. Nachbars sind auf mehrtägiger Radtour und ihr Wohnmobil steht einsam auf dem Emplacement und so spanne ich meine Wäscheleine dort auf, da dort gleich die Sonne drauf scheinen wird, und hänge mein Innenzelt auf. Das Außenzelt wird umgestellt und dann wird geduscht. In mir reift ein Gedanke, nämlich der, noch eine Nacht länger zu bleiben. Ich frage nach und ich darf auf meinem Platz bleiben. Das ist äußerst praktisch, da ich die Hälfte Wiese und die Hälfte Kiesuntergrund habe, und der ist trocken. Nach einem Frühstück mit 2 Rosinenschnecken und 2 großen Tassen heißem Kaffee, repariere ich endlich meine zweite Fahrradhose, bringe ich erstmal Ordnung in den großen ungeordneten Haufen, setze mein Zelt wieder zusammen und räume alles wieder hinein und gucke im Internet, wo der nächste Decathlon ist, denn ich brauche eine neue selbstaufblasende Matte, die keine Beulenpest hat wie meine bisherige seit einigen Tagen. Dorthin zu kommen wir eine Herausforderung. Schließlich finde ich einen riesigen Leclerc-Supermarkt. Jawoll, ich bekomme eine Matte, eine Luftpumpe und auch gleich meine Tagesverpflegung. Als ich dann endlich die Ausfahrt vom Parkplatz gefunden habe, grüßt auch Decathlon. Die Fahrt zurück wird wesentlich einfacher. Eine Stunde später starte ich erneut, um nochmal durch Nantes zu bummeln. In der Nikolaibasilika gerate ich in eine Totenmesse. Ich lasse mich an der Seite nieder und erlebe so fast die ganze Prozedur. Es gibt aber tatsächlich Touristen, die nichts respektieren un durch die Kirche latschen und sich alles anschaun. Für mich ist es ein Punkt des Zuruhekommens am heutigen Tag, wie wenn es so sein soll. Ich denke an meinen vor sechs Jahren verstorbenen Lebensgefährten, mit dem ich oft durch Frankreich mit Auto und Dachzelt getourt bin. Und dann kullern minutenlang die Tränen. Er wäre so stolz auf mich und meine Fahrradleistung. Erst nachdem der Sarg aus der Kirche getragen ist und die Hinterbliebenen die Kirche verlassen haben, versiegen die Tränen bei mir. Ich gucke mir alles noch an, entzünde eine Gedenkkerze und verlasse die Kirche, ohne ein Foto gemacht zu haben. Mir ist einfach nicht danach. Fotos mache ich umso mehr, als ich auf dem Campingplatz zurück bin und in französische Frauenzeitschriften Koch- und Backrezepte finde. Der Abend klingt wie üblich mit Abendessen und Tagebuch schreiben. Morgen geht es dann weiter Richtung Deutschland.

 

Dienstag, 30.07.2019

 

Mehrfach höre ich trotz OhrstöpselRegenschauer in der Nacht aufs Zelt trommeln. Als ich um 7.15 Uhr es wage, die Nase aus dem Zelt zu stecken, regnet es zwar gerade nicht, aber sehr vertrauenserweckend sieht es nicht aus. Ich werfe erstmal den gesamten Zeltinhalt in die Packtaschen und schaffe alles ins Aufenthaltszelt inclusive meines Innenzeltes. Dort kann ich in Ruhe alles sortieren. Da ich ja jetzt eine neue Schlafmatte mit anderen Maßen habe, muss ich zwei Taschen neu strukturieren. Schließlich habe ich es geschafft, habe gefrühstückt und denke, dass das Außenzelt jetzt trocken sein müsste. Ist es und ich nehme es samt Gestänge mit ins Gemeinschaftszelt....keinen Moment zu früh...kaum bin ich drin, geht unverhofft ein ordentlicher Regenschauer hernieder. Glück gehabt, das einzige was noch auf meinem Emplacement im Regen steht, sind meine Fahrradschuhe. Nun ja, irgendwann wären sie im Laufe des Tages sowieso nass werden. 10.15 Uhr kann ich endlich starten. Es fährt sich ganz gut, ich habe Rückenwind und es ist angenehm kühl. Das einzige was nervt, ist das ständige Regenjacke und Helmkondom an- und ausziehen. So fahre ich 60 km ohne Pause. Als ich in einem Ort etwas essen will, ist dort nachmittag halb drei nichts zu bekommen. Gut, fahre ich eben weiter und mache Picknick mit Baguette und Banane unterwegs. Ich finde keinen schönen Platz und lege nun alle Hoffnung in das Cafe Lenin in einer Miniortschaft, verborgen irgendwo im Grünen. Der Betreiber sitzt draußen und wartet auf Gäste. Er bietet mir eine Quiche an allerdings mit Wartezeit. Kein Problem, gucke ich mir das im Cafe integrierte Museum an. Es strotzt nur so von Lenin und ein bischen Marx und von russischen Sachen. Ich bin begeistert. Selbst auf der Klobrille finde ich den Sowjetstern. Und die Quiche, die ich serviert bekomme, ist die beste, die ich in meinem Leben gegessen habe. So gestärkt ereiche ich schließlich den Campingplatz am See in Angers. Das Areal für die Radwanderer ist sehr klein, trotzdem werdenda auch Familien mit großen Zelten draufgelassen. Zum Abendbrot gibt es ein großes Bier und Fritten im Restaurant. Tagebuch schreibe ich in einem bequemen Polstersessel lungernd im der Campingplatzlounge. (Helmkondom verloren)

 

Mottwoch, 31.07.2019

 

Die Nacht war wider Erwarten ruhig. Als ich morgens um 6.45 Uhr aus dem Zelt krieche, ist nebenan schon fast fertiggepackt. Ich lasse mich anstecken, gehe duschen und packe auch. Bei allen sind die Außenzelte richtig schön innen und außen nass dank Kondenswasser und Tau. Da ich am günstigsten stehe, nämlich am nächsten der Stelle, wo die Sonne zuerst hinscheinen wird, packe ich sogleich mein Zelt dorthin. So kann ich es trocken einpacken. Wann ich losfahre, weiß ich nicht mehr. Ich nehme den Weg über die Stadt, aber wie immer verfahre ich mich. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass viele Baustellen sind und viel Verkehr herrscht, sodass die Radauschilderung oft im Verborgenen bleibt. Irgendwann habe ich den EV6 endgültig wieder. Ich nehme diesmal nicht die Straße sondern ab La Dagueniere den ausführlicheren Radweg. In St. Mathurin wechsele ich auf die andere Seite des Flusses und passiere Gennes. Man fährt auf einer Fahrrad-Autostraße D132. Da ich keine Lust auf Steigungen habe, nehme ich die Fortsetzung der Straße D751, die nach 3 km auf meiner Karte als iffiziele Fahrradausweichroute ausgeschildert ist. So gelange ich nach Saumur und ärgere mich, dass ich auf der Hinfahrt an diesem entsetzlich kochend heißem Tag nicht diese Route genommen hatte. Da hätte ich nämlich oft Schatten gehabt. Heute bin ich vernünftig und hänge nicht noch weitere 15 km an. Ich steuere den Campingplatz an. Mir wird Zelteplatz Nr. 10 zugewiesen. Genau gegenüber ist die Küche. Zudem sind Holzfällarbeiten gleich daneben einschließlich Schreddern und Verladen mit entsprechend dröhnenden Maschinen und Staubwolken. Ich fahre zurück zur Rezeption, und frage ob Nr. 5 frei ist, die sich zwischen zwei Stelzenzelten befindet. Ich habe Glück, baue auf und hänge erstmal alles auf, was letzte Nacht Feuchtigkeit gezogen hatte. Dann spaziere ich zur Stadt rüber. Es ist immer wieder schön durch die Gassen zu bummeln, aber auch in Saumur ist eine große Baustelle. Dort wo ich mir früher immer was zu essen geholt und mich damit unter die Bäume gesetzt habe, ist kein einziger Baum mehr sondern halt Baustelle. Schade! Zudem wird es heute Abend Musik geben. Die Tontechniker sind auf drei Bühnen damit beschäftigt alles einzurichten. Abendbrot nehme ich am Gemeinschaftstisch ein zusammen mit einem deutschen Ehepaar meines Alters. Dazu kommem eine französische dreiköpfige Familie und ein junger Engländer. Schnell sind wir alle im schönsten Gespräch. Als ich später mein Tagebuch schreibe, stelle ich fest, dass das Zelt des Engländers auf Nr. 10 steht - also auf meinem ursprünglichen Platz - und daneben mal wieder ein großes Familienzelt, in dem es laut zugeht. Schwein gehabt...und eigentlich hätten das dort gar nichts verloren, weil das nämlich ausdrücklich der Bereich für Fuß- und Radwanderer ist und gleich neben dem Zelt ein Autoanhänger steht.

 

Donnerstag, 01.08.2019

 

Gestern Abend schallten aus der Stadt noch bis 10 Minuten vor Mitternacht Rocktöne. Seltsamerweise hielten sich die meisten Platzbewohner trotzdem daran, dass ab 23 Uhr Ruhe ist.

Heute war wieder ein anstrengender Tag, was ich bei Tagesbeginn noch nicht ahnen konnte. Ich hatte mir vorgenommen, als Ausgleich für die Hinreise diesmal die Radklettertour zu machen und dafür nicht so lange zu fahren. Es fährt sich anfangs recht gut, es geht ein wenig Wind und es ist schön kühl - 16,5 Grad um zehn Uhr. In Sou... schwinge ich mich in die Höhe und werde mit tollen Aussichten und Einsichten belohnt. Ich fahre sogar durch Höhlen und verfahre mich darin, bereue aber nichts. In Paray geht der Weg wieder halb runter um dann wieder anzusteigen. Ich beschließe, in Angesicht dessen, dass meine Bremsen kaum noch Wirkung zeigen, ganz nach unten zu fahren und für drei bis vier km doch die Straße zu nehmen, die fast durchgängig eine Radspur hat. Dann geht es wieder original EV6 weiter. Irgendwann gelange ich wieder aud den Damm. Bis Brehemont, wo mein Leibfahrradmonteur ist, zieht es sich, zum einen, weil es leicht bergauf geht, zum anderen weil der Wind leicht von vorn bläst. Leider kann mir der Mann mit meinen Bremsen nicht helfen. Er sagt mir, dass und wo in Tours jemand wäre, der mir helfen könnte. Das sind 32 km und eigentlich wollte ich vorher schon campen. Es ist halb drei und ich könte es schaffen, nur dass ausherechnet dieser Streckenabschnitt der von mir meistgehasste weil Gummiabschnitt ist. Nun beginnt ein Fahren gegen die Zeit, da ich meine Bremsen heute noch repariert bekomen möchte. Um 16.45 Uhr habe ich die Werkstatt gefunden und mir wird geholfen. Eine Stunde später habe ich mein Rad wieder und in Sichtweite steht das imposante Bahnhofsgebäude von Tours. Und dann habe ich so ein Glück. Um 17.50 Uhr erreiche ich den Ticketautomaten des Nahverkehrs. Der will aber nur Münzen haben. Die Zeit drängt, mein Zug nach Amboise fährt 18.02 Uhr. Ich versuche es am Fernverkehrsautomaten und siehe da für 6€ bekomme mitels Visacard mein Billet für den Velo-la-Loire-Train, der kostenlos Fahrräder mitnimmt. Um 18.20 Uhr steige ich in Amboise aus dem Zug, düse hinunter zum Campingplatz, checke ein, stelle mein Fahrrad aufs Emplacement so wie es gepackt ist, quatsche kurz mit meinen Nachbarn und flitze zu Fuß in Die Stadt rüber zum Einkaufen. Erst danach baue ich auf und räume ein. Nach dem Abendbrot gehe ich ins Restaurant mit seinen bequemen Stühlen, bestelle mir ein großes Leffe und schreibe dabei Tagebuch. Auf meinen Muskelkater morgen bin ich mal gespannt. Trotzdem spaziere ich danach noch mal in die Stadt rüber. Einige Läden haben noch immer geöffnet und es ist fast elf. Schön sieht Amboise bei Nacht aus!

 

Freitag, 02.08.2019

 

Heute Morgen kann ich alles gut durchgetrocknet einpacken. Heute geht es beim Fahren gleich mal mit Klettern los. Ich muss nach oben auf das Hochplateau. Oben fährt es sich dann ganz gut. Es geht zwar auch öfters auf und ab, aber das sind Peanuts. Als es dann wieder ziemlich steil nach unten geht, bin ich froh, wieder über funktionierende Bremsen zu verfügen. In Lussault habe ich aber keine Lust mich nochmals nach oben zu schwingen, auch wenn ein Franzose und ein anderer Radfahrer gestikulieren, dass doch der EV6 woanders langführen würde. Bis Chaumont sind es nur zwei drei km Straße. In Cande verfahre ich mich schließlich ein wenig, nachdem ich schon wieder klettern musste, finde aber irgendwann zum Radweg zurück und lande schließlich in Blois. Dort mache ich in ei em Restaurant erstmal Mittag, bevor ich dann zum ersten Mal die Originalroute auf der anderen Seite des Flusses nehme. Bis jetzt habe ich immer nur die Ausweichroute genommen, weil da ja auch der Campingplatz lag. Zwischendurch bekomme ich ein Gefühl für Unendlickeit - kilometerlang schnurgerader Weg und das immer sanft bergan und mit leichtem Gegenwind. Ich bin froh, als ich endlich die zwei Türme des Nuklearkraftwerkes passiere, da ich weiß, dass nun das Ziel weniger als zehn km entfernt ist. In Lestiou halte ich am alten Waschhaus und hänge meine Füße mehrmals in das eisk lte Wasser der Bassins. Es tut weh und trotzdem gut. Als ich schon wieder im Sattel sitze, sind meine Füße immer noch kalt. Der Weg ist sehr holprig, was meinem Sitzfleisch gar nicht gefällt. Immer öfter gehe ich aus dem Sattel. Aud dem Campingplatz in Beaugency erwische ich das gleiche Emplacement wie im letzten Jahr. Es hat drei Bäume, wo ich nachher meine Wäscheleine Spannen kann und trennt damit nochmal eine kleine Nische ab. Ich entferne mich nur mal kurz beim Zeltaufbau, dreh mich um und sehe, wie ein anderer Camper dort eine Hängematte spannen will. Schnell flitze ich zu meinem Platz und mache ihm deutlich, dass das zum einen meine Platznummer ist und zum anderen, dass ich die Bäume selbst brauche für meine Wäsche. Es hat sich nämlich in den letzten Tagen einiges angesammelt und ich bin froh, endlich mal zeitig genug auf einem Platz zu sein, um die Wäsche auch trocken zu bekommen. Bald flattert meine Wäsche fröhlich im Wind und ich muss lange Hosen anziehen, weil ich versehentlich beide kurze Fahrradhosen gewaschen habe. Den Rest des Tages verbringe ich mit einem kurzen Einkauf in der Stadt, einem längeren Plausch mit einer Leipziger Familie und der Planung der weiteren Heimreise. Mit Erschrecken stelle ich fest, dass mir die Zeit davonläuft. Da nicht alle Züge Fahrräder mitnehmen, werde ich von Orleans aus nach Paris mit dem TER fahren müssen und von da aus nach Mulhouse und dann sehen, dass ich nach Deutschland komme. Ich habe nur noch eine Woche Zeit. Ich könnte das zwar schaffen, aber ein zweites Mal endlos an Kanälen entlang zu fahren, habe ich keine Lust. Notfalls muss ich eine Nacht im Hotel in Paris einlegen.

 

Samstag, 03.08.2019

 

Die Gedanken, dass ich jetzt möglichst schnell an einen Ort kommen muss, von dem ich rechtzeitig Deutschland erreiche, treibt mich um 6.45 Uhr aus dem Schlafsack. Um halb neun steht mein Drahtesel fertig gepackt beim Frühstück neben mir und um neun bin ich in der Spur. Unfähr finde ich, dass ich wie auf der Hinfahrt den Wind von vorn habe, der aber diesmal nicht so stark ist. Ich fahre so schnell wie nur möglich, um so früh wie möglich in Orleans am Bahnhof zu sein. Ich muss an ganz Orleans entlang der Loire vorbei und dann noch irgendwie zum Bahnhof kommen. Um 12.37 Uhr fährt mein Zug in Richtung Paris, um 14.05 Uhr steige ich in Paris-Austerlitz aus dem Zug und stehe nun vor der Frage, wie im zum Bahnhof Gare Est komme. Am Informationsschalter wird mir empfohlen, die Metro Nr. 5 zu nehmen. Ich frage ungläubig, ob man da jetzt auch das Fahrrad mitnehmen kann, da ich weiß, dass die Metro keine Räder transportiert. Und das ist immer noch so. Hm! Ich gucke mir den kleinen Metroplan, den ich bekommen hatte und sehe doch auf der Rückseite einen Stadtplan. Ich lasse mir einzeichnen, wie ich von hier nach da muss, bedanke mich und schiebe los. Ich habe mehr als drei Stunden Zeit und Teile des Weges kenne ich - warum soll ich mich beeilen. Eineinhalb Stunden bin ich unterwegs, sehe in der Ferne die Reste von Notre Dame, komme an einer Fahrraddemo vorbei, die für Radwege kämpft und die mir ein freundliches “bon courage“ zurufen, passiere das Denkmal der Bastille, überquere den Platz der Republik und laufe einen beschifften Kanal mit Schleuse entlang, von dessen Existenz ich noch gar nichts wusste, und muss dann immer noch fast zwei Stunden auf den Zug warten. Ich ergattere irgendwann einen Sitzplatz im Bahnhof und beschäftige mich mit Sudoku. Um 17.36 Uhr werde ich nun fünf lange Stunden im Zug sitzen. Ich gcke sehr lange nur aus dem Fenster. Teilweise ist es richtig malerisch, was ich sehe. eine Packung TUC, die ich seit einer Woche spazierenfahre, muss dabei dran glauben. Am besten würde ja mein halber Liter Wein dazu passen, aber dann bin ich nachher nicht mehr fahrtüchtig. Erst nach 1,5 Stunden packe ich mein Tablet aus und schreibe in Abständen Tagebuch. Um 22.45 Uhr kommt der Zug in Mulhouse an, um 23 Uhr bin ich auf dem Campingplatz und baue superleise mein Zelt auf und um 23.30 Uhr bin ich bettfertig.

 

Sonntag, 04.08.2019

 

In der Nacht war es feuchtkalt, das habe ich schon gemerkt, als ich das Zelt aufgebaut habe. Somit muss ich, nachdem ich erst um 8 Uhr aufstehe, alles gut durchtrocknen lassen. Währenddessen gehe ich erstmal zur Rezeption, um nachträglich zu bezahlen. Die wundern sich, wie ich hereingekommen bin. Notfalls häte ich auch mein Zelt vorm Platz aufgeschlagen. Um 10.45 Uhr starte ich in Richtung Basel auf dem EV6, da ich weiß, dass bei Niffer der EV15 in Richtung Düsseldorf - also der Rheinradweg - .abgeht. Ab Niffer wird es schön. Ich fahre lonlsrheinisch, also auf der französischen Seite des Rheins, von dem allerdings nichts zu sehen ist.. Es geht durch Dörfer und Städtchen des Elsass. Rechts ragt der Schwarwald auf links sind die Vogesen zu sehen. Und ich fahre eine Flachetappe und folge nur den Wegweisern. Kurz vor Neuf.Brisach finde ich das erste Mal einen Hinweis auf Colmar. In der Annahme, dass da der EV15 durchgeht, folge ich den Wegweisern dorthin. Es sind über zwanzig Kilometer am Canal de Colmar entlang. In Colmar auf dem Campingplatz wird der letzte freie Platz einem deutschen Mann angeboten, der sich den erstmal angucken soll. Die Dame an der Rezeption hat die gleiche Idee wie ich, nämlich dass man sich den Platz eventuell teilen soll. Wir gucken uns zusammen das Emplacement an und sind uns schnell einig. Es ist Platz genug und noch dazu wird es dadurch ein verträglicher Preis. Beim Zeltaufbau gehen wir zum Du über. Später essen wir gemeinsam im Campingplatzrestaurant und quasseln dort bis abends halbelf über alles Mögliche. Er ist 49 - ich habe ihn mindestens zehn bis zwölf Jahre jünger geschätzt. Als wir uns in unsere Zelte verabschieden, ist ganz kurz die Situation, wo man nicht weiß, ob es einen verlängerten zweisamen Abend geben wird.

 

Montag, 05.08.2019

 

Um sieben Uhr krieche ich aus dem Zelt und fange sogleich mit dem Packen an. Zum einen sieht es nach Regen aus - es muss schon in der Nacht geregnet haben, aber das Zelt ist schon wieder abgetrocknet - zum anderen möchte ich heute nicht zu spät in Straßburg sein, um noch einen Campingplatz zu bekommen. Erst nach dem Packen gehe ich frühstücken. Als ich mich von meinem Platzteiler verabschiede, meint er etwas verlegen, er hätte noch eine Frage. Ich denke, dass er in Kontakt mit mir bleiben will, doch nach einigem Rumdrucksen rückt er mit der Sprache heraus - er möchte gern mit mir Kuscheln. Ich muss ihm leider einen Korb geben mit der Begründung, dass ich jetzt auf Fortsetzung meiner Tour eingepegelt bin. Gestern Abend hätte es etwas werden können. Wir bleiben nett zueinander und verabschieden uns herzlich. Ich fahre erstmal nach Colmar hinein, um mir eine Übersichtskarte der Radwege im Elsass zu holen und stelle dann fest, dass Colmar ein Abstecher vom EV15 ist. Ich muss also bis Artzenheim zurück, um wieder auf den richtigen Radweg zu kommen. Bis Straßburg fahre ich nur an Kanälen entlang, erst den Canal. De Colmar und dann den Canal du Rhone au Rhin. Bis 20 km vor Straßburg ist es totsterbenslangweilig - nur Bäume, Sträucher und Kanal, selten unterbrochen von einer Brücke oder Schleuse. Da ist Geduld angesagt. In Straßburg steuere ich das Office de tourism an und frage nach dem Weg zum Campingplatz. Die Dame dort erklärt mir den Weg und fragt ob ich reserviert habe. Ich bitte sie, anzurufen und nachzufragen. Sie macht es und bekommt die Nachricht, dass nichts mehr frei ist. Was tun? Ich bin schon ziemlich k.o. um nochmal 20 km zufahren. So gucke ich auf meine Karte, wo evtl. Ein Campingplatz mit dem Zug erreichbar wäre und sehe Saverne. Den Platz kenne ich vom vergangenen Jahr und da könnte ich eine Chance haben. Also ab zum Bahnhof. 17.05 Uhr bin ich dort, kaufe ein Ticket für zehn Euro, 17.25 Uhr fährt der Zug und um 18.05 Uhr steige ich in Saverne aus. Jetzt muss ich nur noch die zwei km davon 1,5 km bergauf zum Campingplatz bewältigen. Vorher kaufe ich noch ein, was ich so brauche, befestige die Tasche noch irgendwie an meinem Gepäck. Unterwegs werde ich zweimal angefeuert von Leuten, die mir bergab entgegenkommen, jeweils mit Angabe wie weit es noch ist. Wohin ich will, ist ja ersichtlich. Es ist noch genügend Stellfläche für Zelte frei und ich baue mein Zelt an einer Stelle auf, wo ich gleich daneben den Luxus eines kleinen in der Erde verankerten Tischchen mit zwei Sitzen habe. Die Hüpfburg in fünf Meter Entfernung wird sowieso bald außer Betrieb genommen und dann habe ich erstmal Ruhe. Beim Auspacken meines Abendbrotes stelle ich fest, dass ich beim Aufstieg vorhin meine Packung Käse verloren habe . Also je zweimal der Belag für meine Frühstück- bzw. Abendbrotbaguetes weg. Glücklicherweise habe ich eine Packung Kartoffelkäsesalat und Aprikosen gekauft und dazu gibt es noch ein Bier und ein Crepe vom Imbisswagen. Ich habe so einen Hunger. Außer einem halben Baguette mit einem Teelöffel Karamelbutter und zwei Rosinen-Nuss-Riegeln habe ich den ganzen Tag nichts gegessen. Später als ich im Fernsehraum Tagebuch schreibe, trinke ich noch ein Bier. Es ist frisch gezapft und geht runter wie Öl.

 

Dienstag, 06.08.2019

 

Mein Zelt steht äußerst günstig, da es gleich morgens Sonne abbekommt. Somit kann ich es gut durchgetrocknet verpacken, während andere immer noch mit der Feuchtigkeit kämpfen. Heute ist es sogar eher eingepackt, als der andere Kram. Zum Frühstück hole ich mir ein Glas mit Marmelade, Butter gibt es leider nicht im Campingplatzladen. Und so ohne alles will ich mein Baguette nun auch nicht essen. Halb zehn starte ich auf dem EV5 in Richtung Saarguimines, das ich aber leider nicht erreiche. Den EV15 fortzusetzen habe ich mir inzwischen abgeschminkt, nachdem mir ein Radwanderpaar erzählt hat, dass sie nur mit Mühe noch einen Platz bekommen hatten. Es geht wieder einen Kanal entlang. Bis Arzwiller geht es einigermaßen, man fährt den Kanal hoch und der Wind kommt gemeinerweise von vorn. Ab Arzviller nehme ich nicht den EV5 sondern fahre weiter die Straße, da mir der heftige Anstieg schon einmal stark zu schaffen gemacht hat. Bergauf geht es auf der Straße allerdings auch aber nicht ganz so steil und zwar neun lange km. Die letzten Meter schiebe ich dan aber doch. Es folgt eine lange Abfahrt nach Niederviller und da erwische ich auch wieder bis Saarbourg einen Radweg, der auch bergab geht. Saarburg ist keine Stadt, die man unbedingt gesehen haben muss. Sie liegt in einem Talkessel, was bedeutet, dass ich auch wieder hoch muss. Und das Schlimmste, ich habe keinerlei Karte, weil dieses Stück auf meiner Karte fehlt. So fahre ich ein winziges Stück einen Radweg an der Saar entlang, der sich dann aber auch entfernt. An einer Straßenüberquerung kommt mir eine junge Holländerin aus der Gegenrichtung zu Hilfe. Es geht bergauf und oben angekommen, habe ich vergessen, was sie sagte. Ich überquere die D27 und folge dem Radweg nach Ch? mehrere Kilometer bis ich vor einem Gehöft bin. Es sieht zwar so aus, als würde der Weg tatsächlich darüber führen, aber ich kehre lieber um und fahre zurück zur D27. Ein Rennradfahrer kommt mir entgegen. Den sehe ich dann irgendwann wieder, als er vor mir auf die D27 einbiegt, der ich gefolgt bin. Ich weir zwar beim besten Willen nicht, wo ich bin, aber ich fahre gen Westen, so ich das bei dem bewölkten Himmel erkennen kann, und müsste irgendwann auf den Kanal stoßen, der mich weiter in Richtung Saarguimines führen soll. Es geht hoch und runter, aber irgendwann sause ich mit über 50 kmh eine Abfahrt runter. Zwischenzeitlich lese ich einen Hinweis auf Rhodes, aber es macht bei mir nicht Klick. Und dann kommt ein Kanal. Und auf meiner Karte gibt es den Ort auch. Und neben dem Kanal auch einen Radweg. Ich sehe ein sehr verblasstes Hinweisschild und einen älteren Herrn, der mr sagt, dass ich richtig bin und dass es bis Mitersheim nur ne halbe Stunde ist. Super, da war ich letztes Jahr auf dem Campingplatz. Ich fahre aber dann doch noch weiter bis Haarskirchen. Dort ist der Platz für die Zelte auf einer dem Campingplatz auf einer kleinen Insel. Ich bin die erste und werde auch die einzige bleiben. Nach Duschen und Wäschwaschen schwinge ich mich zwecks Einkauf von Abendbrot ausnahmsweise nochmal aufs Rad. Im Dorf hat der Laden seit zehm Minuten zu und ich muss somit nach Sarreunion - erst aufwärts dann abwärts. Auf dem Heimweg höre ich es Donnern und bekomme bald die ersten Spritzer ab, die immer häufiger werden. Ich trete so schnell es meine strapazierten Beine zulassen in die Pedalen und das bergauf. Und als ich oben bin, sehe ich auf der anderen Straßenseite ein Buswartehäuschen, wo ich mich unterstellen kann. Ich schre nach drüben und dann passiert es - ich lege mich samt Rad hin. Aber es bleibt keine Zeit. Schnell wieder hoch und ab ins Häuschen. Keine Sekunde zu früh, denn jetzt geht ein richtiges Unwetter los. Ich steh im Trockenen und sortiere erstmal meine Einkäufe. Es ist das passiert, was ich befürchtet habe - eine meiner Schokopuddingbecher ist aufgeplatzt beim Sturz. Die Sauerei in der Tasche hält sich aber in Grenzen. Ich futtere meine Aprikosen und verbanne anschließend die Packung in das Plastiktütchen. Und meine Gedanken kreisen um mein Zelt. Ich habe das Außenzelt nicht zugemacht und befürchte nun, das mir alles abgesoffen ist. sobald der Regen nachlässt, düse ich weiter zum Campingplatz. Im Zelt ist es trocken, nur der Eingang vom Innenzelt ist etwas feucht und ein wenig Wasser ist auf dem Groundsheet im Eingangsbereich, aber nichts ist unters Innenzelt gelaufen. Ich wische alles trocken, verschließe nun das Außenzelt und flitze unters Vordach vom Sanitärbereich, denn es fängt schon wieder stärker an zu regnen. Dort setze ich mich auf einer Unterlage auf den Boden und esse Abendbrot. Ich sehe zwar so ein bisschen aus wie ein Bettler, der seine Almosen, verspeist, aber das ist mir Wurscht. Als es aufgehört hat zu regnen und ich mit dem Abendessen fertig bin, kann ich auch endlich im Zelt alles sortieren. Beim anscließendem Spaziergang über den Campingplatz finde ich dann sogar ein superwettergeschütztes Plätzchen, wo sich niemand hinverirrt. Hier schreibe ich bei Grillenzirpen Tagebuch.

 

Mittwoch, 07.08.2019

 

Nachts hat es geregnet, aber momentan ist es trocken. Ich beginner den Tag mit der Entfernung der Regentropfen und verstaue sämtlichen Kram in die Taschen, die ich vorsichtshalber verschließe. Dann schaffe ich Isomatte und Zelt, dass inzwischen so gut wie trocken ist, zum Tunnel vor dem Sanitärbereich. Als ich die Taschen hole, fängt es an zu regnen. Ich bin froh, dass alles regengeschützt ist und kann erstmal in Ruhe frühstücken. Durch einen kleinen Plausch mit der Reinigungskraft ist es so auch nicht langweilig, da durch den Regen ja niemand vorbeikommt. Danach verpacke ich auch alles, was noch draußen ist. Um 9.45 Uhr bin ich abfahrbereit, duch just in dem Moment öfnnen der Himmel wieder seine Schleusen – diesmal aber heftig. Schwein gehabt! Sobald der Regen ein wenig nachlässt, starte ich in Richtung Saarbrücken. Es folgen 45 km Regenfahrt am Kanal bzw. an der Saar entlang. Im Gasthaus zur Wilden Ente in Saarbrücken-Güdingen kehre ich ein und lasse mir hausgemachte Semmelknödel mit Pilzragout und einem Salat schmecken. Mein Gott ist das lecker! Und genau das, was ich nach dieser Fahrt brauche! Leider sinkt meine Hochstimmung ganz schnell in den Keller, als ich mich auf mein Fahrrad schwingen will. Das hat vorn schon wieder den Reifen platt. Reparieren oder bis Saarbrücken schieben, wo ich mir Hilfe erhoffe. Es folgt ein 5 km langer Walk-Your-Bicycle. In der Stadt angekommen merke ich, dass Deutschland eine Servicewüste ist. Der Giant-Fahrrad-Laden mit angeschlossener Werkstatt will mir so auf die Schnelle nicht helfen. Das einzige, das sie machen, ist Luft auf die Reifen zu geben. Die hält natürlich nicht den einen km bis zum Bahnhof durch. Ich habe mich inzwischen entschlossen, die Tour abzubrechen und mit dem Zug zurück nach Düsseldorf zu fahren. Der Ticketerwerb für mich UND mein Fahrrad am Automat scheitert daran, dass nirgendwo die Fahrradmitnahmeoption angeboten wird. Beim Ticketkauf am Schalter erfahre ich auch, woran das evtl. liegen könnte. Der Verkehrsverbund Rheinland-Pfalz nimmt im Regionalexpress Fahrräder kostenlos mit. Ich erkläre dem freundlichen Mann am Schalter, dass es in NRW leider nicht so ist und ich ein NRW-Fahrradticket benötige. Nach einigem suchen in den Bestimmungen glaubt er es mir und ich kann meine Tickets in Empfang nehmen. Eigentlich müsste ich nur einmal umsteigen – nämlich in Koblenz – aber heute muss es zusätzlich in Trier sein. Aber ansonsten klappt alles. Mein Anschlusszug in Koblenz fährt mit mehreren Minuten Verspätung, ohne dass eine Ansage kommt, warum das so ist, ab. Erst nach Köln kommt die Durchsage, dass wir aufgrund von Bauarbeiten inzwischen eine ordentliche Verspätung erreicht haben. Haha, unterwegs war nichts davon zu sehen – danke Deutsche Bahn für deine Lügen! Ich bin froh, dass der Zug in meinem Stadtteilbahnhof halt. Der Aufzug ist, wie kann es anders sein, außer Betrieb, aber ein freundlicher Mann mit Migrationshintergrund bietet mir seine Hilfe an beim Bewältigen der Treppe und so bin ich abend Viertel nach neun daheim.

 

Nachbemerkung:

Insgesamt war ich 28 Tage unterwegs und bin über 2100 km gefahren.

Vom Fahrradfahren habe ich mir anschließend 4 Tage Pause gegönnt - dann bin ich erstmal auf's Faltrad gestiegen.

Der Schlauch meines Fahrrades ist inzwischen ausgetauscht - nach gründlicher Untersuchung des Mantels habe ich entdeckt, dass in den Profilrillen sich ein kleiner spitzer Stift  von ca 7 mm den Weg durch meinen Schwalbe Marathon Plus zum Schlauch gebahnt hatte.

Im Nachhinein betrachtet habe ich es richtig gemacht, dass ich die Tour 4 Tage eher abgebrochen habe.

Zum einen war es in den folgenden Tagen sehr windig und regnerisch und zum anderen hatte ich, wie immer nach dem Zelt-Rad-Urlaub Probleme, mich wieder ans Bett zu gewöhnen. Ich habe 10 Tage lang nachts von Streckenplanungen geträumt, wurde wach, weil ich alles durcheinandergebracht habe und konnte erst in der zweiten Nacht überhaupt richtig einschlafen, nachdem ich meine Bettdecke verbannt und mir dafür meinen Schlafsack geholt habe.

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